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Nikon marschiert langsam nach vorne – auch unter Wasser?

19. September 2014, 4. Messetag:
Man sagt, dass Nikon Fans die treuesten sind. Es könnt etwas dran sein. Am Stand der D810 war es so voll, dass man oft eine halbe Stunde warten musste, bis man mal die Kamera zu Gesicht bekam. Von Ausprobieren konnte dann immer noch keine Rede sein. Ob alle der hier Anwesenden wirklich in der Lage waren, die 3200 Euro für den Kaufpreis auf den Tisch zu blättern, musste man zu Recht bezweifeln. Aber immerhin, die Leute waren in Ekstase. Nikon hat aber den Nerv der Kundschaft getroffen. 36 Megapixel sind immer noch so anziehend wie ein Porsche für Autofreaks. Braucht man diese Megaauflösungen? Natürlich nicht, wenn man Amateur ist, aber es ist schon ein tolles Gefühl, eine derartige Kamera zu besitzen. Fachleute fragen sich aber mit besorgter Miene, wie lange das noch so weiter gehen kann? Gibt es wirklich so viele Vollformatfotografen, dass das auch noch in Jahren ein Geschäft sein wird? Oder kippt auch bei Nikon bald das Pendel in Richtung CSC? Kann dann das Nikon 1-System mit dem zugegebenermaßen hochwertigen 1-Zoll-Bildsensor die aufgetane Lücke schließen? Keiner weiß es, aber alle hoffen es.

Noch setzt Nikon auf das Vollformat, dessen Reserven hinsichtlich ISO-Empfindlichkeit und Bildqualität einfach enorm sind. Auf dieser Basis fußt auch die neue Nikon D750 mit ihren 24,3 Megapixeln und 6,5 Bilder pro Sekunde. Eine wirklich tolle und kraftstrotzende Kamera für engagierte UW-Fotografen, die sich auch das passende UW-Gehäuse leisten wollen. Insgesamt gibt es wieder viel zu tragen, weil eben alles groß, teuer und schwer ist. Laut Aussage von Nikon bleibt die D610 weiter im Programm.
Nikon spricht von der großen Freiheit, weil die Kamera mit einer WiFi-Funktion ausgestattet ist und auch Full-HD kann. Das beherrschen allerdings selbst einfache CSCs schon seit langem. Doch wollen Sie ihre soeben gemachten UW-Bilder denn wirklich sofort mit anderen im Netz teilen? Unbearbeitet und voller Trübstoffe? Ich erwähne das nur der Form halber, weil die D-SLR-Technik an Grenzen stößt und weitgehend ausgereizt ist. Viele Innovationen kommen da nicht mehr rüber. Das sagen indes auch meine Kollegen von den speziellen Fotofachmagazinen.

Noch ist der Spiegel nicht tot, aber die Sargtischler bereiten sich schon auf sein Ableben vor. Mit der seit geraumer Zeit im Handel befindlichen Nikon 1 AW1, dicht bis 15 m Wassertiefe, 1 Zoll-Bildsensor und integriertem TTL-Blitz hat Nikon eine Schiebetür geöffnet, durch die immer mehr Interessierte strömen. Der Andrang wurde von Nikon total unterschätzt. Weniger Taucher dafür umso mehr Schnorchler und andere Wassersportler hippen um dieses Goldene Kalb. Ein Manager gab unverholen zu, dass man die Kamera für erheblich größere Tiefen konzipiert hätte, wenn man gewusst hätte, wie gut die Nachfrage läuft. Anscheinend konnten sich die Verantwortlichen in den oberen Etagen nicht mehr an die Zeiten der bis 50 Meter Wassertiefe dichten Nikonos-Modelle erinnern. Im Nachhinein ein schwerer Fehler, der beweist, dass auch kluge Leute auf der Leitung stehen können. Jetzt nachdem es auch das amphibische Blitzgerät SB-N10 gibt, ist die 1 AW1 eine erwachsene und begrenzt tauchtaugliche Kamera mit einer fulminant funktionierenden TTL-Blitzsteuerung. In einer der nächsten Tauchen-Ausgaben lesen Sie dann den ausführlichen Testbericht von Herbert Frei. Wer tiefer hinab will als 15 m, muss sich eines der UW-Gehäuse für die Nikon 1-Modelle kaufen. Erfreulich, dass Nikon hier wenigstens den Anfang macht, in der UW-Fotografie wieder Fuß zu fassen.