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Ölbohrungen bedrohen Adria-Delphine

Ab heute führt das norwegische Unternehmen Spectrum in der Adria ausgedehnte seismische Tests durch. Die Aktivitäten in Kroatiens Ausschliesslicher Wirtschaftszone – betroffen sind rund 35000 Quadratkilometer Meeresfläche – markieren den Beginn des Runs auf die Öl- und Erdgasvorkommen in der Adria. Sie stossen bei internationalen Umweltorganisationen auf heftigen Widerstand. Oceancare, NRDC und die Partner der Kampagne „Silent Oceans“ melden Bedenken hinsichtlich der Konsequenzen des extremen Unterwasserlärms an. Es ist davon auszugehen, dass die Meeresbewohner dadurch vertrieben, verletzt oder getötet werden können. Die Organisationen stellen zudem die verfahrenstechnischen Schritte im Vorfeld der Tests in Frage.

Die seismischen Tests, die gemäss Medienberichten auf rund 12 000 Kilometern Forschungsfahrt erhoben werden, sollen Daten zu Öl- und Erdgasvorkommen liefern. So genannte Airguns oder Druckluftkanonen sollen über mehrere Wochen hinweg ununterbrochen etwa alle 10 Sekunden Schallwellen von bis zu 240 Dezibel in Richtung Meeresgrund abfeuern. Das bedroht Wale und Delphine, aber auch Fischbestände und andere Meeresbewohner akut. Sie werden aus angestammten Lebensräumen vertrieben und riskieren Verletzungen, die zum Tod führen können.

Meeressäuger massiv bedroht
„Extreme Sorge bereiten uns Arten, die in tieferen Gewässern leben. Dazu gehören die äusserst lärmempfindlichen Schnabelwale, Rundkopfdelphine, Streifendelphine und Pottwale. Nicht weniger bedroht werden durch den Lärm der seismischen Untersuchungen jedoch auch die küstennah lebenden Grossen Tümmler. Wir stellen in Frage, ob die Öffentlichkeit hinsichtlich der gefährlichen Vorhaben angemessen angehört worden ist und ob vor diesen überstürzten Aktivitäten wissenschaftlich korrekte Studien zur Umweltverträglichkeit gemacht worden sind“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von Oceancare. „Die Vorkommnisse sind umso irritierender, als die kroatische Regierung in verschiedenen internationalen Gremien für die Einführung von Massnahmen gestimmt hat, um die Meerestiere vor intensivem Unterwasserlärm zu schützen. Jetzt, da Eigeninteressen im Spiel sind, scheint sich niemand mehr an diese Forderungen zu erinnern.“

Die Umweltschützer prangern an, dass weder die verträglichsten Methoden noch die hinsichtlich der Lärmemissionen besten verfügbaren Technologien in Kroatien berücksichtigt werden.

Fortschritte ja, aber nicht in Europa
„In den USA kam es zu einer gerichtlichen Einigung hinsichtlich geplanter seismischer Aktivitäten im Golf von Mexiko. Es wurden regionale und temporäre Sperrgebiete festgelegt und die Ölindustrie ist aufgefordert, weniger lärmintensive Technologien zu entwickeln und einzusetzen“, sagt Michael Jasny, Leiter der Projekte zum Schutz der Meeressäuger bei der amerikanischen Organisation NRDC (Natural Resources Defense Council).
Oceancare appelliert gemeinsam mit NRDC und den Kampagnenpartnern von „Silent Oceans“ an die kroatische Regierung, die seismischen Aktivitäten umgehend zu stoppen, die Öffentlichkeit anzuhören, eine Folgenabschätzung durchzuführen und strikte Massnahmen zur Lärmverminderung anzuordnen.
Ein kurzsichtiger Run auf die Öl- und Erdgasvorkommen in der Adria wird die Meeresbewohner in arge Mitleidenschaft ziehen und er verhindert die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie, die dem Arten- und Umweltschutz sowie dem Tourismus und der lokalen Fischerei entlang der kroatischen Küste Priorität einräumt. Weitere Infos findet ihr auf www.oceancare.org und www.silentoceans.org