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Reaktion auf Erich-Ritter-Interview: Sharkproject erneuert Kritik an Shark City Sinsheim

Hai an der Leine: Für Aquarien werden die Tiere häufig im offenen Meer gefangen, in Auffangbecken gehalten und später vermeintlich "befreit", um sie in größeren Aquarien unterzubringen.

„Dr. Erich Ritter hat einem Redakteur der Zeitschrift TAUCHEN ein gefilmtes Interview gegeben, in dem er seine Sicht auf die aktuelle Kampagne verschiedener Artenschutzgruppierungen gegen die Shark City Sinsheim äußert. Wir möchten hierzu Stellung nehmen:

11 Jahre sind seit dem Ende der Zusammenarbeit mit Dr. Erich Ritter vergangen. Eine sehr lange Zeit, in der sich die Welt weitergedreht hat, und in der Organisationen sich verändert haben. Menschen kommen, Menschen gehen, und so verändert sich bis auf das Satzungsziel eines Vereins sehr vieles. SHARKPROJECT hat gerade in den vergangenen Jahren die Einstellung zu Aquarien präzisiert. Das hat viele Gründe. Das biologische Wissen der Welt hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt. Wir bekamen im Laufe der Zeit viele Informationen und Einblicke hinter die Kulissen, die wir früher nicht hatten, haben dazu gelernt und uns mit Experten kurzgeschlossen, ein gutes Netzwerk aufgebaut, auch und gerade mit anderen Artenschutzorganisationen. Aus diesem neuen Wissen heraus sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Zusammenarbeit nur mit sehr wenigen Aquarien möglich ist, die unseren bekannten, sehr strengen und beschränkenden Bedingungen entsprechen.

Kampagne von Sharkproject gegen die Shark City in Sinsheim.
Foto: Sharkproject

Dabei legen wir Wert auf die Feststellung, dass SHARKPROJECT zu keiner Zeit geplant hat, Aquarien zu bauen. Das ist eine falsche Aussage. Dass vor über einem Jahrzehnt als Randerscheinung einer lange beendeten Kampagne wenige Katzenhaieier in Schulen gebracht wurden, ist richtig, aber letztlich marginal – diese Aktion war auch nicht durch uns initiiert, sondern durch vermeintliche Förderer unserer damaligen Kampagne.

Insbesondere aber müssen wir klarstellen, dass unser Schulprogramm immer schon (seit der Gründung 2002) eines der wichtigsten Standbeine von SHARKPROJECT war. Das aktuelle Programm wird seit 2014 sogar international und mehrsprachig in vielen Ländern gelehrt; es ist seit vielen Jahren überaus erfolgreich, auch hier in Deutschland. Mit derzeit 45 Schulreferenten erreichen wir jährlich (Stand Dez. 2016) face to face über 15.000 Kinder in deutschen Schulen. Hinzu kommen die erreichten, ungezählten Kinder an den Schulen, die sich unser Schulprogramm von unserer Webseite herunterladen und unterrichten. Bundesweit erreichen wir jedes Jahr zusätzlich zu dieser umfangreichen Arbeit unserer Schulreferenten bei über 40 Großveranstaltungen, Schulfesten und Vorträgen tausende weitere Kinder und deren Eltern. Die Aufklärung der Jüngsten ist und bleibt bis heute eine der wichtigsten Säulen unserer Arbeit. Dies alles wird erbracht durch die in den letzten Jahren auf über 100 gewachsene Aktivistengruppe des SHARKPROJECT Germany e.V., ebenso wie durch die vielen engagierten Kollegen in Österreich und der Schweiz. Alle agieren rein ehrenamtlich und somit unentgeltlich, und damit auch unabhängig von wirtschaftlichen Interessen oder Beeinflussungen.

Gerade in der Zusammenarbeit mit über 30 weltweit agierenden Organisationen wie u.a. dem WWF, Ocean Care, Pro Wild Life, Shark Trust, Oceana und vielen anderen haben wir inzwischen ein internationales Informationsnetz unterschiedlichster NGOs aufgebaut, das sicher nicht jeder Artenschützer aufweisen kann. Und gerade in dieser Hinsicht ist unsere Arbeit noch lange nicht am Ende, denn nur gemeinsam sind wir stark.

Wir haben also keinerlei Grund, „neidisch“ zu sein. Worauf?

Im Gegenteil: wir wissen, dass wir sehr stolz auf das sein können, was wir bisher gemeinsam erreicht haben. Längst ist SHARKPROJECT keine reine „Taucher“-Organisation mehr. Der Großteil der Aktiven bei SHARKPROJECT in Deutschland besteht aus jungen, aufgeklärten und hochmotivierten Menschen, die Haie schützen wollen und keinen Tauchschein besitzen. Und obwohl diese nicht zu den Tieren reisen können, sind sie gegen ein weiteres Schauaquarium mit weiteren Wildfängen, wie anfänglich (oder vielleicht insgeheim immer noch) in Sinsheim geplant.

Wir stellen hierzu übrigens fest, dass die Betreiber sich rühren. Der Text auf der Webseite wurde teilweise abgeändert. Allerdings wirbt man immer noch mit dem Spruch „Erlebe die größten Haie Europas“, gepaart mit dem Foto eines Tigerhais.

Die Shark City Sinsheim sei, so ihr Schirmherr ausdrücklich, als ein Aquarium mit benthischen (bodennah lebenden) Haien geplant, mit Ammenhaien und Katzenhaien. Die Betreiber schweigen sich über die Besatzliste und die Herkunft der geplanten Tiere aus, obwohl diese zum jetzigen Planungszeitpunkt feststehen muss, damit die Becken passend geplant werden können.

Wir werden uns in den nächsten Tagen mit den Betreibern treffen, und versuchen, in Ruhe und sachlich zu reden. Wir werden unsere Forderungen stellen (auch die reduzierte aktuelle Planung ist mit Haitauchgängen so für uns nicht tragbar) und versuchen, Einsicht bei den Verantwortlichen auszulösen. Man hat ja einen Teil der Botschaft bereits verstanden – am Rest bleiben wir dran und werden berichten.“