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Rückschlag für Ölindustrie im Mittelmeer

Wie vor einigen Tagen bekannt wurde, hat das spanische Umweltministerium dem britischen Ölkonzern Cairn Energy eine interimistische ablehnende Entscheidung übermittelt, die ankündigt, nach vorliegenden Informationen keine Genehmigung für die Suche nach Öl in den Gewässern der Balearen zu erteilen. Die Fachabteilung des Ministeriums verweist darin auf die potentiellen negativen Auswirkungen der bei der Ölsuche eingesetzten intensiven Schallwellen auf Meereslebewesen, insbesondere auf die in den Gewässern heimischen Wal- und Delphinarten.

Der Bericht der Umweltbehörde enthält detaillierte Verweise auf zahlreiche Wal- und Delfinarten, die das gesamte Jahr über in den Gewässern vorkommen und – wie die tieftauchenden Pottwale und Cuvier-Schnabelwale – besonders durch den Schall gefährdet werden, der bis zu 240 dB laut ist und von Schallkanonen über Monate hinweg mehrmals pro Minute abgegeben würde. Die vorläufige Entscheidung ist nicht bindend, eine finale Beurteilung des Projektansuchens noch ausständig.

„Diese Entscheidung gibt die Faktenlage über die Gefährdung der Meereslebewesen durch solche Aktivitäten wieder. Gemessen an bisherigen vergleichbaren Behördenverfahren im Mittelmeerraum ist es ein herber Rückschlag für die Ölindustrie und ein Erfolg für die Interessen der Lokalbevölkerung und der Natur“, begrüßt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare, die Entwicklung.

Die DGSCM (Generaldirektion für die Nachhaltigkeit von Küste und Meer) stellte fest: „Diese negative Entscheidung fußt (…) auf den Naturwerten der Region und auf dem Vorkommen von geschützten Gebieten und Arten. Die bevorzugte Variante aus Sicht der DGSCM ist es daher, mit seismischen Aktivitäten in Gebieten mit dem Vorkommen sensibler Waltiere und geschützter Arten nicht fortzufahren.“ Und sie kommt zu dem Schluss: „Das Projekt wird als nicht vereinbar mit den Zielen der Gesetze zum Schutz der Biodiversität, sowie mit dem Gesetz 41/2010 über den Schutz der Meeresumwelt und über marine Strategien erachtet.“

Der Antrag von Cairn Energy, vor den Balearen nach Ölvorkommen zu suchen, ist einer von mehreren, und Umweltschützer hoffen, dass die Beurteilung bald bestätigt wird. „Intensive Schwallwellen, wie jene bei der seismischen Rohstoffsuche, stellen eine extreme Bedrohung für Meeresbewohner dar. Die zahlreichen internationalen Beschlüsse zum Schutz von Waltieren und anderen marinen Arten vor Unterwasserlärm müssen endlich in der Praxis Anwendung finden, sonst sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind“, fordert Nicolas Entrup, Sprecher von OceanCare und NRDC.

Nachdem der auch vor den Balearen heimische Cuvier-Schnabelwal bei der Vertragsstaatenkonferenz 2014 der Bonner Konvention den höchsten Schutzstatus erhalten hatte, gab es bereits vor wenigen Wochen eine erste Absage an seismische Untersuchungen südlich von Malaga, in einem der Hauptlebensräume dieser Walart im Mittelmeer.

Die innerhalb einer zivilgesellschaftlichen Koalition – Alianza Mar Blava – arbeitenden Natur- und Artenschutzorganisationen fordern die spanische Regierung auf, die endgültige Entscheidung nicht weiter hinauszuzögern. Das politische Klima ist angespannt, da im Frühjahr 2015 Regionalwahlen auf den Balearen und im Herbst nationale Wahlen stattfinden. Info: www.oceancare.org