Fotoschule

Süßwasserfische fotografieren

Herbert Frei
Die besten Süßwasserfotografen sind vielleicht nicht die besten Pixelkünstler, aber sie haben einen entscheidenden Vorteil: Meistens wohnen sie gewässernah im Osten oder Süden der Republik, in Österreich oder in der Schweiz. Wenn die örtlichen Voraussetzungen fehlen, hilft meist nur blanker Ehrgeiz. Damit keine falschen Vorstellungen aufkommen: Die Süßwasserfisch-Fotografie gehört zum Schwierigsten und Anspruchsvollsten, was man sich als engagierter UW-Fotograf vornehmen kann. Warum? Das größte Problem sind die schlechten Sichtweiten. Außerdem kann kein See mit der Farbenpracht und dem Fischreichtum eines Korallenriffs mithalten. Nicht zu vergessen: Das Handling der Kamera ist beim Kaltwasser-Tauchen mit dicken Handschuhen ebenfalls erschwert. Aber glauben Sie mir: Das Fotografieren im Kaltwasser macht süchtig! Als leidenschaftlicher Süßwasser-Fotograf möchte ich Ihnen ein paar Tipps aus meinem Erfahrungschatz weitergeben. Viel Spaß bei der Foto-Pirsch!

TAUCHEN-Tipp

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Wels, Waller, Siluris glanis, Baden-Württemberg, Deutschland
Der Wels oder Waller kommt auch gut im Hochformat (Hernert Frei).

Welse: See-Giganten

Der Wels, auch Waller genannt, ist neben dem Stör der größte Süßwasserfisch Mitteleuropas. Er kann drei Meter lang und über 300 Kilogramm schwer werden. Ob es solche Giganten angesichts des Fangdrucks durch heimische Angler überhaupt noch gibt, muss mittlerweile bezweifelt werden. Welse leben üblicherweise im Verborgenen, und sind nachtaktiv. Tagsüber liegen sie versteckt im Pflanzenwald oder Astwerk versunkener Bäume. Die wirklich großen unter ihnen haben keine natürlichen Feinde. Sie liegen deshalb sogar auf freien Sandflächen in Schlafkuhlen. Morgens kehren sie zielsicher dorthin zurück, nachdem sie sich auf ihren nächtlichen Raubzügen den Bauch vollgeschlagen haben. Manchmal jagen Waller auch am Tage: Nicht nur Fische und Wasservögel, sondern angeblich sogar kleine Hunde, die von ihren Besitzern zum Baden animiert wurden. Wenn er auf der Jagd ist, kann man ihn meistens problemlos ablichten. Makroobjektive sind nur bei Babywallern angebracht. Sehr gut geeignet ist ein Kit-Objektiv (18–55 Millimeter). Da ist man flexibel und es passt sogar für große Kaliber. Superweitwinkel und Fisheye-Objektiv machen perspektivisch zwar mehr her, aber dann muss man dem Waller schon ziemlich auf die Pelle rücken. Kompaktfotografen kommen meistens mit dem Kamerazoom zu guten Ergebnissen. Ein Weitwinkelkonverter erhöht aber die Chancen auf spektakuläre Fotos. Aufgrund seiner grauen Oberfläche kann der Waller auch mit TTL blitzbelichtet werden. Der Bauch ist allerdings weißlich und kann stark aufhellen.

Hecht, pike, Esox lucius, Baggersee, Baden-Württemberg, Deutschland, Germany
Dieser Hecht liegt eingebettet im Algenbett (Herbert Frei).

Jäger: Hechte & Zander

Hechte sind die bekanntesten Fische in unseren Gewässern. Es sind Lauerräuber, die meistens am Grund, zwischen Pflanzen oder in versunkenen Bäumen auf Beute warten. Wenn man sich Hechten unaufgeregt nähert, kann man in der Regel formatfüllende Kopfporträts machen. Weil Hechte nicht selten dicht unter der Wasseroberfläche stehen, ist Blitzlicht nicht unbedingt erforderlich. Ansonsten sollte man Blitzlicht verhalten einsetzen, weil Hechte zum starken Aufkalken der Schuppen neigen. Die Brennweiten richten sich primär nach der Hechtgröße. Winzlinge mit knapp 10 Zentimeter Länge sind ein Fall fürs Makro. Die Riesen lichtet man eher mit dem Kit-Zoom oder Weitwinkel ab. Kompaktfotografie geht erschreckend gut.

Zander sind die großen Nahrungskonkurrenten der Hechte, obwohl sie andere Lebensräume besiedeln. Zander besitzen im Auge eine Art Restlichtverstärker, der sie dazu befähigt auch in trüben und milchigen Gewässern ihre Beute zielsicher aufzuspüren. Auch Zander sind eher Lauerräuber denn permanent schwimmende Jagdmaschinen. Die besten Chancen ergeben sich im Frühjahr (Mai-Juni), während der Laichzeit. Dann verteidigen Zander ihr Gelege und greifen gelegentlich auch Taucher an. Wer sich aber allzu leichtsinnig nähert, kann das mit einer Bisswunde bezahlen. Die schillernde Oberfläche der Schuppen wirft das Licht zurück, als hätte man in einen Spiegel geblitzt. Lassen Sie Blitzlicht etwas seitlich einfallen. Kompaktfotografen sollten einen Diffusor vor das Blitzlicht setzen. Weil Zander nicht die Endgröße von Hechten erreichen, genügen ein Kit-Zoom oder ein Weitwinkel. Kleine Zander sind auch mit einem Makroobjektiv bestens bedient. Kompaktfotografie? Immer!

Stör, Baden-Württemberg, Deutschland
Die diagonale Bildgestaltung ist bei Stören ideal (Herbert Frei).

Seltsame Fossilien: Störe

Störe gehören zu den seltsamsten Fischen im Süßwasser. Richtig heimisch sind aber nur der Atlantische und der Europäische Stör, und die sind mittlerweile verschollen oder ausgestorben. Alle anderen, die man bei uns findet, sind ausgesetzt. Meistens handelt es sich um die bis 1,3 Meter langen Sterlets (kleinste Störart). Man findet die seltsamen Gesellen mit den harten Schnauzen und den knochenplatten-bedeckten Körpern sowohl in stehenden als auch fließenden Gewässern: Gute Chancen hat man im Rhein und den angrenzenden Nebenarmen, in den Taucherkesseln von Hasenbruch/Röcknitz in Sachsen oder im Outdoor-Taucherparadies Ibbenbüren. In Österreich im Grübelsee nahe Schladming kann man auch die Albino-Variante finden. Obwohl Störe mehrere Meter lang und sagenhaft schwer werden können, sind sie Tauchern gegenüber immer friedlich und mit der Zeit, wenn sie sich an uns gewöhnt haben, auch furchtlos bis zutraulich. Die Farben der Knochenschilde tendieren von Weißgrau bis Schwarz. Die Unterseite ist immer hell gefärbt. Bei dunklen Störarten muss man das Blitzlicht etwas stärker kommen lassen, sonst droht Unterbelichtung. Wenn das Wasser klar ist und sich die Situation im Flachwasser abspielt, sind Bilder ohne Kunstlicht eine Alternative – besonders, wenn das Wasser viele Trübstoffe enthält. Weil Störe sehr langgestreckt sind, ist eine diagonale Bildgestaltung günstig. Frontal gestaltete Bilder haben ihre Tücken, weil die Schnauze dominiert und die Schärfentiefe nicht immer bis zu den  Augen reicht. Ein Porträtfoto der lebenden Fossilien ist immer ein Hingucker! 

Karpfen, Cyprinus carpio, Fisch, Süßwasserfisch, Baden-Württemberg, Deutschland
Karpfen sind extrem scheu und sehr schwer abzulichten. Bei diesem Foto war eine große Portion Glück dabei! (Herbert Frei).

Friedlich: Karpfen & Co.

Wenn Fische jemals UW-Fotografen ins Irrenhaus gebracht haben, dann Karpfen. Unter normalen Umständen ist es fast unmöglich, sich auf Aufnahmedistanz zu nähern. Eigentlich gelingt das Anschleichen nur, wenn sie dösen, bei der Futtersuche unaufmerksam sind, sich in der Paarungszeit befinden oder angefüttert werden. Dann allerdings verlieren sie alle Hemmungen, auch wenn man Pressluft atmet. Karpfen lutschen dann gierig am Daumen, Schleien stehen Gewehr  bei Fuß, bis es Brot oder Mais gibt. Am tollsten treiben es die Döbel. Der auch als Wasserschwein titulierte Fisch ist ein Allesfresser. Obst, Käse, Frühstücksfleisch, Brotrinden, Erbsen – alles verschwindet im Rachen des dickschädeligen Fisches. Aber damit hat man ihn noch lange nicht fotografiert. Döbel gehören zu den schnellsten Fischen im Süßwasser. Keiner holt sich Futter und Beutestücke so rasant wie er.

Schleie, Tinca tinca, Fisch, Süsswasserfisch, Baden-Württemberg, Deutschland
Das gelblich, goldene Schuppenkleid der Schleie leuchtet vor dem dunklen Hintergrund (Herbert Frei).

Karpfen und Schleien kann man mit TTL blitzen, Döbel eher nicht, weil deren Schuppen reflektieren. Hier besser manuell blitzbelichten. Die Brennweite ist von der Fischgröße abhängig, wobei man aber generell sagen kann, dass für alle drei Fische das Kit-Objektiv eigentlich immer passt. Fish-Eye geht allerdings dann gut, wenn die Fische gierig nach Futter schnappen. Dann stört es sie nicht, wie groß der Dome ist und wie nah die Fotogerätschaft aufgebaut wird. Makrolinsen sind nicht immer geeignet, denn Karpfen können zu stattlicher Größe heranreifen. Kompaktfotografen sind mit dem Kamerazoom oder Weitwinkelkonverter bestens bedient.

Rotauge, Plötze, Rutilus, rutilus, Fisch, Süsswasserfisch, Baden-Württemberg, Deutschland
Rotaugen oder Plötzen sehen besonders hübsch über grasgrünen Algen aus (Herbert Frei).

Indianer – Rotaugen und Rotfedern

Rotaugen und Rotfedern gehören zur großen Gruppe der Weißfische. Damit verbinden Angler alle Friedfische, die weiße oder silbrige Schuppen besitzen. Und genau die machen beim Fotografieren große Probleme. Friedfische sind Fütterfische für Hecht, Waller und Zander. Entsprechend flink und vorsichtig sind sie. Das Wort scheu trifft allerdings nicht explizit zu, denn man kann sich ihnen selbst mit Pressluft bis auf Fotodistanz nähern. Wer sich nicht ausgiebig mit Süßwasserfischen beschäftigt, kann Rotaugen und Rotfedern nicht immer voneinander unterscheiden. Rotaugen heißen so, weil sie rötliche oderrotgelbe Augen besitzen und Rotfedern schmücken sich mit roten Flossen. Aber es gibt auch Mischformen, denn die beiden Arten können sich untereinander paaren. Dann haben Rotaugen rötliche Flossen und Rotfedern rötliche Augen. Das spezifische Merkmal, nach dem sich die beiden Fischarten unterscheiden, ist die Maulform. Diese ist bei Rotaugen endständig und bei Rotfedern oberständig, also leicht nach oben verlaufend.

Beide Fischarten sind in unseren Gewässern weit verbreitet, kommen sogar in kalten Quellen vor und sind bei der Nachkommenschaft äußerst produktiv. Blitzlicht muss sehr differenziert und verhalten eingesetzt werden, weil die Schuppen das Licht je nach Eintrittswinkel wie ein Spiegel zurückwerfen. In den oberen Wasserschichten ist es oft besser, ohne Kunstlicht zu fotografieren. Aber selbst dann kann es passieren, dass sich die Sonnenstrahlen in den Schuppen brechen. Solche Bilder sind nicht zu gebrauchen. Für Nordlichter: Beide Arten kommen übrigens auch im Brackwasser vor, sind also relativ unempfindlich gegenüber geringen Salzkonzentrationen. Rotfedern und Rotaugen in Schwärmen von über 100 Tieren besitzen in der Regel identische Körpergrößen. Übrigens klein und rot ist relativ. Kapitale Exemplare können fast 50 Zentimeter groß und ziemlich hochrückig werden. Da kann ein Zander nur hungrig zuschauen und auch ein großer Hecht hat was zu schlucken. Nur der Waller wird richtig satt.

Bachforelle, Forelle, Salmo trutta forma fario, Fisch, Süsswasserfisch,
Bachforellen bevorzugen kalte Gebirgbäche mit extrem klaren Wasser (Herbert Frei).

Kaltwasserfreaks: Forellen & Saiblinge

Wer diese Fische fotografieren will, sollte sich warm anziehen. Denn wo Forellen leben, ist das Wasser saukalt: Quellen, kalte Gebirgsbäche und Bergseen sind ihr Revier. Das kommt der Wasserklarheit zugute, weshalb man automatisch Blitzen kann. Forellen und insbesondere Saiblinge ziehen in der Laichzeit mit bizarren Farben die Blicke auf sich. Während die heimischen Bachforellen revierorientiert sind, wurden die robusten und nomadisierenden Regenbogenforellen aus der neuen Welt eingeführt. Nicht immer zum Besten der heimischen Art. Für Bachforellen genügt ein Makroobjektiv, weil sie aufgrund der spärlich vorhandenen Flugnahrung klein bleiben.

Seesaibling, Saibling, Salvelinus alpinus, Fisch, Süsswasserfisch, Bergsee, Österreich
Seesaiblinge leben eigentlich im Freiwasser von tiefen Seen, aber im Spätherbst zieht es sie ans Ufer (Herbert Frei). Bereich

Auch bei Saiblingen unterscheidet man in See- und Bachsaiblinge. Letztere finden Sie im Fernsteinsee, am Fernpass in Tirol oder im Grübelsee bei Schladming in der Steiermark – sogar handzahme. Schwieriger sind Seesaiblinge abzulichten, weil sie das Freiwasser der tiefen und großen Seen lieben. Beste Möglichkeit ist die Laichzeit im Spätherbst: Dann kommen sie ans Ufer.

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Groppen findet man am Boden von Wildbächen und Flüssen (Herbert Frei).

Groppen lebten früher fast in jedem Wildbach und größerem Fluss. Mittlerweile machen sich die Fische etwas rar. Gute Chancen auf Sichtung bestehen in Bergseen und Gebirgsflüssen. Da Groppen aus gutem Grund nachtaktiv sind – am Tage werden sie von Forellen gejagt – findet man sie vorzugsweise bei Nachttauchgängen, oder wenn man Steine umdreht. Dann sieht man die eine oder andere davonhuschen. Schnelle Reaktionen und gute Augen sind erforderlich, denn Groppen sind extrem gute Tarnkünstler. TTL-blitzen ist möglich, denn viele sind dunkelbraun und vertragen deshalb einen kräftigen Schuss Blitzlicht. Weil Groppen klein sind, sollten  Makroobjektiv und Kompaktkamera-Zoom (eventuell mit Nahlinse) immer dabei sein.

Um Huchen zu fotografieren braucht es Glück, Ausdauer und Erfahrung (Herbert Frei).
Um Huchen zu fotografieren braucht es Glück, Ausdauer und Erfahrung (Herbert Frei).

Flussgestalten – Huchen und Barben

In Flüssen zu tauchen ist nicht jedermanns Sache – das Fotografieren ist ebenfalls kein Zuckerschlecken. Aus Gründen der Sicherheit besser nur nach längeren Trockenperioden und wenn die Sichtweite auf ein verträgliches Maße ansteigt. Huchen sind die größten Salmoniden (Forellenartige) der Welt und keine leichte Fotobeute: Sie zu fotografieren ist ein Abenteuer für sich. Ohne Ausdauer, fotografische Erfahrung und eine Menge Glück geht es nicht. Huchenfotografie muss man sorgfältig planen und auch das richtige Gewässer ausfindig machen. Größte Chancen bietet die Traun (www.flusstauchen.at), wo man sich den mächtigen Fischen gefahrlos nähern kann. Bestes Objektiv ist das Kit-Zoom oder eine leichte Weitwinkeloptik. Mit dem Fisheye wird man nicht immer Erfolg haben, weil man sehr nah ran muss, und das lassen die pfeilschnellen Raubfische nicht zu. Kompaktfotografen dürfen auf ihr Kamerazoom vertrauen. Blitzen ist möglich, aber das Auge der Huchen ist sehr lichtempfindlich. Beim Auslösen zucken sie manchmal zusammen, beruhigen sich aber schnell wieder. Die Chancen auf spektakuläre Bilder verbessern sich,  wenn man mit dem Umgebungslicht fotografiert. Das ist problemlos möglich, denn Huchen stehen meistens nicht tief, weil ihre Beute (Forellen) an der Wasseroberfläche nach Flugnahrung sucht. Stellen Sie ISO 400 ein, damit eine schnelle Verschlusszeit gewährleistet wird.

Barbe, Barbus barbus, Fisch, Süsswasserfisch, Baden-Württemberg, Deutschland
Barben trotzen selbst den wildesten Strömungen im Fluss mit Leichtigkeit (Herbert Frei).

Auch Barben sind Meister im reißenden Fluss. Ihr aquadynamischer Körper befähigt sie, in der wildesten Strömung am Platz zu bleiben. Flussbiegungen, in denen das Wasser ruhig fließt, sind ideale Aufnahmeorte. Ebenso in Flussnebenarmen, wo es still und friedlich zugeht. Dort kommt man eher zum Schuss. Im Grunde genommen sind Barben friedliche Fische, obwohl sie auch mal eine Elritze oder einen kleinen Gründling verschlingen. Sonst begnügen sie sich mit Muscheln, Schnecken und Wasserinsekten. Dabei sind sie schnell und kampfeslustig, wenn es die Situation erfordert. Ein leichtes Weitwinkelobjektiv oder ein Kit-Zoom ist passend, denn Barben werden selten größer als ein Meter.

Aal, Anguilla anguilla, Fisch, Süßwasserfisch, Baden-Württemberg, Deutschland
Aale sieht man leider nicht mehr oft, die schlangenartigen Fische sind extrem berdoht! (Herbert Frei)

Schlangenartige Fische

Noch vor 15 Jahren konnte man in Flussnebenarmen Aale en masse antreffen. Das ist vorbei. Die schlangenartigen Fische sind extrem gefährdet. Schuld ist die Überfischung: Geräucherter Aal und juvenile Glasaale sind eine Delikatesse. Aale sind nachtaktiv, weshalb Tagaufnahmen eher schwierig sind. Weil Aale sehr lichtempfindliche Augen besitzen – sie sehen ihre Umwelt überwiegend in Schwarz-Weiß – ist helles Pilotlicht eher kontraproduktiv. Wer zum Zug kommen will, muss das LED-Licht dimmen oder es mit Rotlicht versuchen. Das können sie nicht sehen. Der langgestreckte Körper ist kein ideales Motiv. Besser geeignet sind Kopfporträts. Nur bei Mischlichtaufnahmen (Mischung aus Blitzlicht und Tageslicht) machen Ganzkörperaufnahmen Sinn. Für den Kopf reichen ein Makro- oder Kit-Objektiv oder das Kompaktzoom. TTL-Blitzen ist möglich, weil Aale einen dunkelbraunen Rücken haben.

Bachneunaugen sind sehr seltsame Fische, die Löcher sind Kiemenöffnungen (Herbert Frei).
Bachneunaugen sind sehr seltsame Fische, die Löcher sind Kiemenöffnungen (Herbert Frei).

Neunaugen sind im eigentlichen Sinn keine Fische, sondern Rundmäuler. Drei Arten gibt es: Bachneunaugen, Flussneunaugen und Meerneunaugen. Als UW-Fotograf wird man eher Bachneunaugen ablichten können, weil das Fotografieren von Flussneunaugen und Meerneunaugen zwar nicht unmöglich, aber doch sehr vom Zufall behaftet ist. Rundmäuler saugen sich wie Vampire an Wirtsfischen fest und schlürfen deren Blut. Wenn der angezapfte Fisch kräftig ist, wird es ihm nicht schaden. Ihr Name kommt von den vielen Kiemenspalten, die wie Augen aussehen. Im Bach oder Fluss saugen sie sich an Steinen fest und lauern auf Opfer. Ein kurzbrennweitiges Makro-, Kit-Objektiv oder ein Kompaktzoom sind die richtigen Antworten auf die eigenartige Körperform. Es kann TTL geblitzt werden, denn die Rundmäuler sind bräunlich gefärbt. Reflexionen gibt es bei hellem Kiesgrund. Das sollten sie wissen: Neunaugen sind dünn wie Kugelschreiber – also wahrlich kein leichtes Motiv!