Tauchcomputer verloren
Aus Fehlern lernen Praxis Wissen

Aus Fehlern lernen: Einfach nach oben

Verloren und dann kopflos nach oben: Wie man beim Verlust des Tauchcomputers nicht handeln sollte. Text: Hans N. (der vollständige Name ist der Redaktion bekannt)

Wolfgang Pölzer

Bei einem Tauchurlaub im Roten Meer ist mitten auf einer Tauchsafari mein Tauchcomputer kaputt gegangen. Zuerst dachte ich, es wäre nur die Batterie. Aber beim Öffnen des Batteriefachs ist Wasser herausgeronnen. Da man mich ohne Computer nicht tauchen lassen wollte, musste ich mir einen leihen.

Etwas verärgert über meinen Computer und was weiß ich, wovon abgelenkt, muss ich wohl das Band des Leihcomputers nicht korrekt geschlossen haben (Fehler 1). Anfangs habe ich sogar noch auf den Computer geguckt. Aber nachdem wir uns meist in einer Tiefe von rund 20 Meter aufgehalten haben, habe ich später den Computer gar nicht mehr beachtet und mich voll auf mögliche Fotomotive konzentriert (Fehler 2).

Taucher mit Tauchcomputer

Nicht gemerkt

Meine Frau und ich sind beide begeisterte UW-Fotografen und stöbern gern im Riff nach Schnecken, Garnelen und anderem Kleinzeug. Dabei vergessen wir schon mal etwas die Umgebung. Vor allem verlieren wir aber die übrigen Taucher meist bald aus den Augen, da keiner so langsam tauchen möchte wie wir. Kurzum, am Ende des Tauchgangs waren wir schon wieder ziemlich flach, und die Luft war auch schon unter 50 bar (Fehler 3). Ein Blick auf mein Handgelenk ließ mich erschrecken. Der Computer war weg! Ich habe nicht gemerkt, wie er abgegangen ist.

Tauchcomputer verloren

Erschrocken und verärgert, weil ich jetzt auch noch für den verlorenen Leihcomputer zahlen muss und weil ich die Wasseroberfläche ja schon gut gesehen habe, habe ich meiner Frau das Zeichen zum Auftauchen gegeben. Dann bin ich nach oben (Fehler 4). Kurze Zeit später ist sie auch an der Wasseroberfläche angekommen und hat mit mir geschimpft. Offenbar bin ich aus acht Metern Tiefe schnurstracks und ohne Sicherheitsstopp aufgetaucht. Meine Frau hatte auf ihrem Computer zwar keine Deko-Pflicht gehabt. Aber einen Sicherheitsstopp hat sie wegen mir auch nicht gemacht.

Taucher taucht auf

Zurück beim Schiff

Ich war wenigstens etwas erleichtert, weil mein Leihcomputer unweit entfernt unterhalb vom Schiff von anderen Tauchern gefunden wurde. Etwa eine Stunde nach dem Tauchgang, kurz nach dem Mittagessen, habe ich dann plötzlich so starke Kopfschmerzen bekommen, dass ich mich für ein paar Stunden hingelegt habe und die restlichen beiden Tauchgänge des Tages ausgelassen habe. Meine Frau war auch ungewöhnlich müde, hatte aber keine Kopfschmerzen. Abends ging es mir schon wieder ziemlich gut, aber ganz verschwunden waren die Kopfschmerzen erst am nächsten Morgen. Dass ein missachteter Sicherheitsstopp auch bei einem Nullzeit-Tauchgang ungesund ist,  und ein funktionierender (!) Tauchcomputer unabdingbar ist, wurde mir erst dadurch so richtig bewusst. 

FEHLERANALYSE

  1. Fehler: Routine ist der größte Feind beim Tauchen. Auch wenn man eingespielt ist und sich kennt: Der Buddycheck verhindert und minimiert Fehler, die in Folge zu Fehlerketten werden und in einem Zwischen- oder Unfall enden können. Zum Buddycheck gehört auch der Blick auf den Tauchcomputer, auf dessen Funktion und Arretierung.
  2. Fehler: Gerade in Grenzbereichen, wie hier im 20-Meter-Bereich, wo es nach nicht allzu langer Zeit zu einer Dekompressionspflicht kommen kann, gehört der regelmäßige Blick auf den Computer zur Gewissenhaftigkeit.
  3. Fehler: Wenige Meter unter der Wasseroberfläche bedeutet weniger als 50 bar keine Katastrophe. Dennoch sollte diese Reserve am Ende des Tauchgangs nicht unterschritten werden.
  4. Fehler: Hier liegen die Kapitalfehler des Tauchgangs. Nur weil die Sicht zur Wasseroberfläche gegeben ist, hat man noch immer zwei unbekannte Variablen, die für den Tauchgangsabschluss wichtig sind: die aktuelle Tauchtiefe und die Aufstiegsgeschwindigkeit. Bei guter Sicht sind es auch schon mal mehr als zehn Meter bis zur Oberfläche. Die Aufstiegsgeschwindigkeit sollte nicht schneller sein als zehn Meter pro Minute. Da die prozentuale (nicht die absolute) Druckabnahme auf den letzten Metern die größte ist, gilt es, bis zum Erreichen der Oberfläche besonders langsam aufzutauchen. Im vorliegenden Fall hätte es schon gereicht, wenn sich der Taucher an seiner Frau und deren Computer orientiert hätte und mit ihr gemeinsam aufgetaucht wäre. 

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