Interviews

Den Mantas auf der Spur: Biologin Julie Britsch Hartup im Interview

Was für ein schöner Arbeitsplatz: Julie Britsch Hartup beim Dokumentieren von Mantasichtungen vor Yap.

Internationale Gesetze zum Schutz der Mantas müssen her

Julie Britsch Hartup untersucht, welchen Einflüssen Mantas unterliegen. Die in Utah geborene Biologin mit Schweizer Vorfahren lebt auf der Insel Guam im Westpazifik. TAUCHEN-Reporter Frank Schneider hat sie auf Yap getroffen, wo sie mit einem Laser-System Messungen an Mantas vornahm.

Wie haben Sie die Mantas für sich entdeckt? 

Sie setzt sich für das Überleben der Mantas ein: Julie Britsch Hartup
Sie setzt sich für das Überleben der Mantas ein: Julie Britsch Hartup

Meine erste Begegnung war 1998 auf Grand Cayman. Während meine Tauchpartner mit ihren Kameras beschäftigt waren, sah ich dieses riesige, anmutige Tier aus dem Blauwasser kommend auf mich zuschweben. Zehn Jahre später tauchte ich in Yap und traf die Entscheidung, mit welchen Tieren ich mich für den Rest meines Lebens in meinen Studien beschäftigen würde: Mantas.

Welches Interesse haben denn Biologen an den Tieren?

Seit die Mantas wegen ihrer Kiemenplatten Ziel kommerzieller Fänge sind, sind Wissenschaftler wegen einer Verkleinerung der Manta-Populationen besorgt. Wir wissen, dass sie alt – etwa 40 bis 50 Jahre – und erst mit 12 bis 15 Jahren geschlechtsreif werden, wobei sie bestenfalls alle zwei bis fünf Jahre Nachwuchs bekommen. Deswegen können Mantabestände kein dauerhaft kommerzielles Abfischen überleben. Jüngste Studien haben sich auf zwei oder drei geographische Regionen konzentriert, aber mit mehr Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, werden wir weltweit immer mehr Gebiete einschließen können.

Wie können wir uns Ihre Arbeit vorstellen?

Natürlich liebe ich die Feldforschung unter Wasser, bei der ich das Verhalten der Mantas beobachten kann. Das ist aber nur ein Bruchteil meiner Arbeit, auch wenn ich dabei bestimmte Aufgaben erledige wie das Fotografieren der Tiere. Später wird etwa das Geschlecht bestimmt und Merkmale zum Identifizieren der einzelnen Tiere gesucht. Das alles kommt in eine Datenbank, die dazu dient, festzustellen, ob neue Tiere zu einer Population stoßen oder ob sie abnimmt. Was ich gelernt habe, ist, dass sich Wissenschaft weiterentwickelt. Man muss neue Technologien und neue Rechnerprogramme nutzen, sich auf aktuellem Informationsstand halten. Detektivarbeit leisten: etwa versuchen, herauszufinden, was große Fangflotten als Beifang fischen.

Walhaie werden markiert, um ihre Wege durch die Meere zu verfolgen. Gibt es das auch bei Mantas?

Ja. Manta Birostris sind den Walhaien sehr ähnlich, was die großen Wanderungen betrifft. Wir würden gerne die Birostris-Mantas in Mikronesien beobachten, um herauszufinden ob sie von asiatischen Fangflotten gefischt werden. Über die Tiere in Mikronesien wissen wir so gut wie nichts.

Es gibt bedrohte Walarten, einige Haie stehen auf der Roten Liste. Müssen wir uns auch um die Mantas sorgen machen?

Tatsächlich wurden Mantas auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature als bedroht eingestuft – einen Schritt weniger als „gefährdet“. So wie Haie wegen ihrer Flossen gefangen werden, sind Mantas wegen ihrer Kiemenplatten begehrt. Mobulas stehen dabei im Visier, aber die höchsten Preise erzielen Birostris-Kiemen. Anlass für diese Jagd ist die chinesische Medizin. Da werden sie als angebliches Allheilmittel gegen Asthma, Windpocken, Krebs und Entgiftungsmedizin propagiert. Wir müssen uns anstrengen, um Mantas zu schützen. Lokale, regionale und internationale Gesetze zum Schutz der Tiere müssen her.

Ihr Lieblings-Mantarevier ist …?

Yap. Dort bin ich viele Stunden mit Mantas getaucht, und ich habe dort meine erste Manta-Paarung beobachtet.