Interviews

Meeresbiologin Sonia Valladares im Interview: „Jeder kann etwas zum Schutz der Riffe tun!“

Meeresbiologin Sonia Valladares in Aktion: Die Dokumentation der Schildkröten-Population rund um Coco Bodu Hithi gehört zu ihrem Job.

Ich guide zudem die Gäste beim Schnorcheln an unserem Hausriff oder starte mit ihnen auf dem Dhoni (traditionelles Fischerboot) zu anderen Riffen in der Nähe unserer Insel. Während der Schnorchelaktivitäten helfe ich dem Gast, eine angenehme Unterwassererfahrung zu haben. Für einige von ihnen ist es das erste Mal Schnorcheln. Ich bringe ihnen etwas über das marine Leben bei und fördere das Bewusstsein für die Erhaltung der Meere. Zudem sammle ich auch während dieser Touren Daten für die Forschungsprojekte, an denen ich beteiligt bin.

Bei welchen wichtigen Forschungsprojekten bist Du involviert?

Mein Hauptforschungsprojekt betrifft die Schildkröten: Ich arbeite mit dem Sea Turtle Identification Project zusammen, dem „The Olive Ridley Project“. Die Coco Collection, zu der auch die Insel Bodu Hithi gehört, hat eine offizielle Partnerschaft mit der Naturschutzorganisation, um die Population der Meeresschildkröten auf den Malediven zu studieren. Ich konzentriere mich auf die lokale Bevölkerung von Hawksbill-Meeresschildkröten (Eretmochelys imbricata), die an unserem Hausriff oder den umliegenden Riffen leben. Ich nehme Bilder von jeder Seeschildkröte auf, der ich begegne und identifiziere die Individuen durch Fotoidentifikation mit den einzigartigen Skalenmustern auf dem Gesicht der Meeresschildkröte. Wir haben ein Meeresschildkröten-Adoptionsprogramm, das darin besteht, eine Meeresschildkröte zu taufen, die bei Bodu Hithi neu entdeckt wurde. Ich benachrichtige die Entdecker der Meeresschildkröten bei zukünftigen Sichtungen.

Die Meeresbiologin brieft Apnoe-Weltrekordhalter Herbert Nitsch und Ehefrau Jeanette Woldman vor dem Tauchgang. Foto: Sascha Tegtmeyer
Die Meeresbiologin brieft Apnoe-Weltrekordhalter Herbert Nitsch und Ehefrau Jeanette Woldman vor dem Tauchgang. Foto: Sascha Tegtmeyer

Wenn die Manta-Saison bei uns in Bodu Hithi ist, gehe ich mit den Gästen und den Riesen zusammen schnorcheln. Ich nehme die Gäste mit zum Schnorcheln mit diesen Riesen und sammle Daten für die Manta-Trust-Organisation, die die Population von Mantarochen auf den Malediven studiert. Ähnlich wie bei dem Meeresschildkrötenprojekt identifiziere ich die Mantas durch Fotoidentifikation, indem ich in diesem Fall die Flecken auf der Oberfläche der Mantas verwende. Außerdem ermutige ich die Gäste und Kollegen, bei beiden Identifikationsprojekten zusammenzuarbeiten und uns zu helfen, diese gefährdeten Tiere zu studieren und zu schützen. Wer mehr über die Coco-Collection-Umweltinitiativen und Projekte erfahren möchten, kann unseren zugehörigen Blog unter http://cococares.wordpress.com besuchen.

Was ist der schwierigste Teil deiner Arbeit und welchen magst du am liebsten?

Der „Erhaltungsaspekt“ meiner Arbeit beinhaltet die Schaffung von Tierschutzbewusstsein bei den Gästen. Da uns Urlauber aus verschiedenen Nationalitäten besuchen, muss ich mit verschiedenen Ebenen und Wissenständen in der Umwelterziehung umgehen. Das kann eine ordentliche Herausforderung sein, wenn man versucht, über die Bedeutung des Schutzes der Korallenrifflebensräume zu informieren – und noch mehr, wenn die Gäste kein Englisch sprechen. Aber wenn ich sie ins Wasser bringe, werden sie Teil der natürlichen Unterwasserwelt und entdecken ihr Interesse am Schutz des Meereslebens. Ich freue mich, Menschen aus der ganzen Welt zu inspirieren, sich um die Meeresumwelt zu kümmern.

Die Malediven sind ein beliebtes Urlaubsziel mit steigenden Tourismuszahlen. Was sind die Herausforderungen für die Umwelt und vor allem für die Unterwasserwelt?

Die Malediven mit dem kristallklaren Wasser, weißen Stränden und dem reichhaltigen Meeresleben ist einer der schönsten Orte der Welt. Aber auch eines der zerbrechlichsten Ökosysteme. Die Zahl der Touristen, die die Malediven besuchen, hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen und damit Druck auf die Umwelt und die natürlichen Ressourcen erzeugt. Negative Auswirkungen auf die Meereswelt finden auf unterschiedliche Weise statt: Meerestiere verlieren ihren Lebensraum, die Verschmutzung erhöht sich, Korallenriffe werden zerstört durch schlechte Praktiken beim Schnorcheln und Tauchen und natürlich besonders die Überfischung. Nachhaltiger Tourismus und Ökotourismus-Initiativen sind der Schlüssel zur Erhaltung der Umwelt und der natürlichen Schönheit, die viele Menschen in dieses tropische Land bringt.