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Fische richtig erkennen: Form, Flossen und Verhalten verstehen

Fische prägen jedes Taucherlebnis – doch ihre Merkmale korrekt zu deuten, ist oft anspruchsvoller als gedacht. Dieser zweite Teil der Serie »Erkennen & Identifizieren« zeigt, wie Sie typische Arten anhand von Körperform, Flossen, Maulstellung und Verhalten sicher bestimmen. In Teil 3 folgen die Wasserpflanzen.

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Fische prägen nahezu jedes Taucherlebnis. Doch Fische bestimmen lernen und sie korrekt zu erkennen, ist manchmal gar nicht so einfach. Dieser Beitrag zeigt, wie man typische Arten nicht nur an Farben, sondern auch an Form, Flossen und Verhalten unterscheiden kann.

Tatsächlich prägen sich viele Tauchbegeisterte markante Riffbewohner auf Anhieb ein: Der Clown-Drückerfisch, ein knallbunter Kaiserfisch und ein Mega-Manta bleiben im Gedächtnis. Schwieriger wird es aber, wenn man mehr als nur »schön« oder »groß« beschreiben will – und das Tier später im Bestimmungsbuch wirklich korrekt zuordnen möchte. Apps mit künstlicher Intelligenz können mittlerweile gut unterstützen. Allein auf sie vertrauen sollte man natürlich nicht, denn auch dort können durchaus noch Fehler geschehen.

Zoologisch betrachtet gehören Knochen- und Knorpelfische zur Klasse der Wirbeltiere. Rund 35.000 Arten sind derzeit beschrieben, wobei die Korallenriffe der Tropen zu den artenreichsten Lebensräumen zählen. Die Artenvielfalt basiert auf ökologischer Nischenspezialisierung und äußert sich in unterschiedlichsten Körperformen, Farbmusterungen und Verhaltensweisen. Durch vergleichende genetische Untersuchungen werden bestehende Gemeinsamkeiten und Unterschiede immer klarer definiert. Noch heute werden jedes Jahr über 100 neue Fischarten entdeckt.

Worauf achten?

Ein systematischer Blick hilft bei der Identifikation:
▶ Körperform: Ist der Fisch torpedoförmig (Beispiel: Jäger wie Barrakudas), hochrückig (Beispiel: Falterfische) oder aalartig (Beispiel: Muränen)?
▶ Maulstellung und Kieferform: Oberständig (Jäger von oben), unterständig (Bodenfresser), endständig (Allrounder)? Die Maulform verrät viel über die Ernährungsweise.
▶ Flossenanordnung: Rückenflossen einfach oder doppelt? Wie groß sind Brust- und Bauchflossen? Hat der Fisch eine Afterflosse oder verlängerte Strahlen?
▶ Schwimmverhalten: Schwimmt das Tier ruckartig, wellenförmig oder ruhig gleitend? Revierbezogen und standorttreu oder wandernd?
▶ Sozialverhalten: Einzelgänger, Paarbildung oder Schwarmfisch?
Hilfsmittel zur Fischbestimmung
▶ Unterwasser-Skizzenbuch (Wetnotes) oder UW-Kamera: Schon wenige Merkmale helfen beim späteren Bestimmen. Wer gut beobachtet, kann Details später besser rekonstruieren. Wer sie im Bild festhält, hat alle Zeit der Welt, später korrekt zu bestimmen.
▶ Bestimmungsliteratur und Apps: Klassische Riffführer werden vom Kosmos-Verlag oder vom Verlag Delius Klasing meist nach Region bezogen angeboten. So gibt es Riffführer für das Rote Meer, den Indopazifik und die Karibik. Häufig liegen diese Bücher an Tauchbasen aus. Apps zur Fischerkennung für Taucher sind noch nicht vollständig ausgereift. Bedient man sich bei den Fischidentifizierungs-Apps der Angler, findet man bei »PictureFish« ein recht zuverlässiges, aber kostenpflichtiges Tool.
▶ Datenbanken mit riesiger Datenmenge:
FishBase: Die weltweit umfassendste wissenschaftliche Fischdatenbank mit über 35.000 Arten.
Reef Life Survey (RLS): Sehr gute visuelle Datenbank für Riff-Fische und andere Meereslebewesen, besonders für Indopazifik und Australien.
iNaturalist: App-gestützte Community-Plattform zur Arterkennung per Bild, inklusive KI-Vorschlägen. Ideal zum Mitmachen.

Besondere Hinweise

• Farbe ist nicht alles: Viele Fische ändern je nach Laune, Alter, Geschlecht oder Revier ihre Färbung. Jungtiere und ausgewachsene Tiere derselben Art können völlig verschieden aussehen.
• Verhalten beobachten: Fische zeigen häufig artspezifisches Verhalten. Putzerstationen, Fortpflanzungsrituale oder Nahrungssuche können wichtige Hinweise geben.
• Keine Scheu vor Unbekanntem: Wer sich unsicher ist, sollte nicht einfach raten – sondern kombinieren, fotografieren, vergleichen und fragen.

Fazit

Mit ein wenig Systematik und geschärftem Blick lassen sich selbst komplexe Fischgesellschaften strukturieren. Und bald erkennt man die »üblichen Verdächtigen« auf einen Blick.

In Teil 1 dieser Reihe beschreiben wir, wie man Korallen identifizieren kann.

Im nächsten Teil der Serie – Teil 3 von »Erkennen & Identifizieren« – widmen wir uns den Wasserpflanzen und zeigen, wie man sie voneinander unterscheidet.

FishBase – weltweit größte wissenschaftliche Fischdatenbank:
https://www.fishbase.se

Reef Life Survey (RLS) – visuelle Datenbank mit globalen Riffdaten:
https://reeflifesurvey.com

iNaturalist – Community- und KI-Plattform zur Arterkennung:
https://www.inaturalist.org

PictureFish – App zur Bilderkennung von Fischarten:
https://www.picturefishai.com