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Entdecke Maltas virtuelles Museum der Unterwasser-Archäologie

Mit einem hochambitionierten Projekt macht Malta seine Unterwasserschätze einem breiten Publikum zugänglich. Nicht nur technische Taucher können nun jede Menge Wracks erleben.

Dave Gration / University of Malta
UND Malta Heritage

Das virtuelle Unterwasser-Museum underwatermalta.org macht die Schätze, vor Maltas Küsten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Ausserdem wurde mit dem archäologischen Unterwasserpark vor Xlendi (bei Gozo) der erste weltweite Tiefseepark für Unterwasser-Archäologie eröffnet.

Seit vielen Jahrzehnten wird das geschichtliche Erbe unter Wasser rund um den Inselstaat Malta untersucht. Es ist reich an archäologischen Schätzen. Denn die geografische Lage Maltas machte die Inseln von der Jungsteinzeit über die Antike und das Mittelalter bis in die Neuzeit zu einem Knotenpunkt, der heiß begehrt war.

Die Inseln Malta, Gozo und Camino liegen zwischen Europa und Afrika sowie zwischen Orient und Okzident. Phönizer, Römer, Araber, Osmanen und viele europäische Herrschaftshäuser wussten um den Wert dieses Stützpunktes im Mittelmeer. Erst 1964 wurden die Inseln nach 164 Jahren britischer Kolonialherrschaft in die Unabhängigkeit entlassen. Seit 2004 sind sie als eigenständige, parlamentarische Republik Teil der Europäischen Union.

In den Gewässern um diese Republik herum liegen Zeugnisse der jahrtausende alten Besiedlungsgeschichte. So ist maritimer Verkehr seit über 7500 Jahren um die Inseln herum nachgewiesen. Ein großer Teil dieser Schätze liegt weit jenseits der Sporttauchtiefe von 40 Metern. Daher hat ein Team aus passionierten Tauchern und Unterwasser-Archäologen um den maltesischen Archäologie-Professor Timmy Gambin ein ambitioniertes Projekt gestartet.

Nach mehreren Jahren und unzählige Tauchgängen mit hochkomplexer Foto- und Videotechnik wurde das erste virtuelle Unterwasser-Museum online gestellt. Die Webseite verspricht: »Diese Online-Plattform bringt das kulturelle Erbe unter Wasser an die Oberfläche und in die Häuser der breiten Öffentlichkeit. Durch den Einsatz von 3D, virtueller Realität und anderen Medien soll das einzigartige Unterwasserkulturerbe Maltas allen Bürgern zugänglich gemacht und mit ihnen geteilt werden.«

Wir haben mit dem Initiator und Direktor des Projektes gesprochen, Professor Timmy Gambin. Seine Enthusiasmus für die Archäologie speist sich nach eigenen Angaben aus der enormen Konzentration von Kulturerbe und Geschichtsschichten auf seiner Inseln, die sich auch auf dem Meeresboden rund um Malta und Gozo widerspiegeln:

TAUCHEN: »Können und dürfen die Wracks, die Sie kartiert haben, von Sporttauchern betaucht werden oder sind sie nur für technische Taucher zugänglich?«

TIMMY GAMBIN: »Einige der Wracks / Standorte, die im virtuellen Museum enthalten sind, können von Tauchern erreicht werden (Beaufighter / X-Lighter / Maori/ Stuuborn / Victorian Guns). Die meisten unserer Tauchplätze befinden sich jedoch in einer Tiefe von 56 bis 116 Metern.

TAUCHEN: »Ist es legal, sich ihnen zu nähern?«

TG: »Die tiefen Stätten, die zu archäologisch bedeutsamen Gebieten auf See erklärt wurden, dürfen nur über das spezielle System von Heritage Malta betreten werden. Diese Tauchplätze sind für die Öffentlichkeit zugänglich (Anmerkung der Redaktion: Liste am Ende des Artikels). Allerdings müssen die Taucher Tauchbasen und Tauchboote benutzen, die bei Heritage Malta registriert sind. Sie müssen die Bedingungen für das Tauchen an diesen Plätzen akzeptieren und unterschreiben. Mit Hilfes des Heritage Malta System kann man über anerkannte Tauchschulen buchen.«

Weitere Informationen finden Sie unter: https://heritagemalta.mt/departments/underwater-cultural-heritage-unit/

TAUCHEN: »Wir haben 22 Wracks im virtuellen Museum gezählt. Haben Sie ein Lieblingswrack an dieser archäologischen Stätte und warum?«

TG: »Nicht wirklich – ich liebe sie alle wie Kinder. Jedes ist aus einem bestimmten Grund besonders.«

TAUCHEN: »Haben Sie die Anzahl der Tauchgänge gezählt, die das gesamte Team benötigt hat, um dieses Projekt abzuschließen?
TG: »Was für eine tolle Frage. Nein, wir zählen nicht und die Anzahl der Tauchgänge variiert. Ein größerer Standort mit einer komplexeren Struktur (wie die Polynesian) erfordert viele Tauchgänge, um das Modell zu perfektionieren. Auch die Tiefe spielt eine wichtige Rolle.«

TAUCHEN: »Wann haben Sie mit diesem Projekt begonnen?

TG: »Wir haben 2015 damit begonnen, Wracks in 3D zu fotografieren, aber erst 2020 hatten wir genug Material, um das Museum zu eröffnen – mit etwa 12 Standorten. Wir planen, jedes Jahr zwei neue Standorte hinzuzufügen. Wir wollen jetzt sicherstellen, dass die Technologie hinter dem virtuellen Museum zukunftssicher ist, so dass sie mit zahlreichen anderen Websites, gößeren Bildern und Modellen usw. umgehen kann.«

TAUCHEN: »Was waren die größten Schwierigkeiten, die Ihr Team bei diesem Projekt zu lösen hatte?

TG: »ZEIT!!! Aufgrund der Tiefe dieser Stätten haben wir nur begrenzte Zeit für die Besichtigung und müssen daher mehrmals zurückkehren. Dies führt zu Schwierigkeiten bei der Ausrichtung der Kameras und Fotos. Es ist daher unerlässlich, genau zu planen – ohne unsere Scooter wäre ein solches Projekt nicht durchführbar.

TAUCHEN: »Gibt es eine Geschichte hinter dieser Idee? Was hat Sie dazu bewogen, ein so aufwändiges Projekt zu realisieren?

TG: »Die Idee entstand aus einer Herausforderung heraus: Wenn die Menschen (aufgrund der Tiefe und des Meeres als Barriere) diese einzigartigen Unterwasserstätten nicht besuchen können, wie können wir dann die Stätten zu den Menschen bringen? Eine der Möglichkeiten, dies zu tun, ist die Nutzung digitaler Mittel/Technologien und somit die Geburt von underwatermalta.org.«

TAUCHEN: »Wie wird ein so aufwändiges Projekt finanziert?

TG: »Die Initialzündung wurde von der maltesischen Tourismusbehörde finanziert, die sich mit großem Weitblick bereit erklärt hat, diese Plattform zu unterstützen. Klar ist allerdings auch, es ist ein Werk das aus der Leidenschaft aller Beteiligten entsteht.«

Historische Wracks, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind:
– SS Polynesien 65m
– B24 Liberator 54m
– Douglas A-1 Skyraider 106m
– Ju88 Süd 96m
– SS Luciston 95m
– Trusty Star 90m
– ORP Kujawiak L72 98m
– HMS Nasturtium 67m
– HMS Southwold (Bug und Heck) 67-70m
– HMS Olympus 115m
– HMS Urge 110m
– HMS Russell 100m
– Martin Maryland 72m
– Schnellboot S-31 65m
– Ju88 Nord 55m
– Fairey Swordfish 70m
– Spitfire (Gozo) 72m
– Xlendi Unterwasserarchäologischer Park (Gozo) 105m