Flussbarsch; perca fluviatilis; perch, Baden-Württemberg,
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Fisch des Jahres 2023: der Flussbarsch

Der Fisch des Jahres wird seit 1984 gekürt. Immer galt die Präferenz Fischen, die als gefährdet oder ernsthaft bedroht eingestuft wurden. Wenig Chancen für den Flussbarsch, hier aufs Treppchen steigen zu können. Warum also gerade jetzt?

Herbert Frei

Taucher begegnen ihm in fast jedem Tümpel, finden ihn generell in allen Baggerseen und allen größeren Fließgewässern, die ihm auch seinen Namen gegeben haben. Allerdings meidet er nach Möglichkeit schnellfließende Quellbäche. Oft ist er der einzige Begleiter bei Tauchgängen und das mitunter im Schwarm.

Der stachelige Geselle ist zäh und anpassungsfähig. In seltenen Fällen wird er bis 60 Zentimeter groß. Dann kann er fast fünf Kilogramm schwer werden. Er bewohnt Mergelgruben, Wiesenbäche, kleine Kanäle und kommt sogar in wassergefüllten Gräben vor. Entstehen neue Gewässer durch Kiesgewinnung, dauert es nicht lange, und der Flussbarsch hat es als erste Fischart besiedelt.

Flussbarsch

Warum Flussbarsche so weit verbreitet sind

Grund ist sein Laich, der in breiten und langen Bändern (bis 300.000 Eier) an Pflanzen oder Steinen abgelegt wird. Dort schleppen ihn Wasservögel beim Gründeln und Tauchen im Gefieder ins nächste Gewässer mit. Flussbarsche muss man nirgends einsetzen, sie kommen
ungefragt. Kaltes Wasser macht ihm wenig aus. In den Alpen besiedelt er Seen und Flüsse bis in 1000 Meter Höhe.

Man unterscheidet drei Refugien-Arten: Der kräftig gefärbte Krautbarsch lebt vorzugsweise in den Wasserpflanzen der Uferregion, während der heller gefärbte Jagebarsch die Freiwasserregion bevorzugt. Daneben gibt es noch den dunklen Tiefenbarsch, der bis in 50 Metern Tiefe vorkommt.

In Fließgewässern wandern die Barsche zum Laichen auch ein Stück flussaufwärts. Die juvenilen Flussbarsche ernähren sich von Hüpferlingen, kleinen Krebsen, Wasserflöhen, Wasserasseln, Eintagsfliegen, Wasserwanzen, Wassermilben und Süßwassergarnelen.

Flussbarsche – mal groß mal klein

Sie sammeln sich nach dem Schlüpfen zu großen Schwärmen und pulsieren zwischen ins Wasser gefallenen Bäumen. Adulte Exemplare sind Raubfische par exzellence, die mit großem Erfolg kleinere Fische aller Couleur jagen, auch im Schwarm. Selbst größere Krebse sind nicht vor ihnen sicher.

Alte Flussbarsche sind eher Einzelgänger, aber nicht minder effizient bei der Jagd. Fehlen in einem Barschgewässer größere Räuber wie Hecht, Wels oder Zander, und ist das Nahrungsangebot gering, besteht für die Flussbarsche keine Notwendigkeit, wirklich groß zu werden, um sich besser zu schützen.

Sie verbutten zu Kümmerlingen von weniger als zehn Zentimeter Länge, bilden kleine Schwärme, sind indes geschlechtsreif und räubern den Laich anderer Fische. Flussbarsche sind beliebte Angelfische, deren Fleisch sehr wohlschmeckend ist. In manchen Ländern werden sie deshalb auch mit Stellnetzen und in Reusen gefangen. In Fischrestaurants gelten sie aufgrund  grätenarmen Fleisches als Delikatesse. 

Seit 2013 kürt der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) den Fisch des Jahres. Die Wahl findet seit 1984 statt. Die Auswahl erfolgt nachder Gefährdung aufgrund schädigender Einflüsse des Menschen auf den Lebensraum des Fisches. Bitterling, Bachforelle, Hecht, Groppe, Europäischer Aal, Äsche, Neun­augen und Nase wurden bereits zweimal zum Fisch des Jahres gewählt. Atlantischer Lachs wurde dreimal gewählt.