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Mein ganz eigner Weg zur Weltmeisterschaft

Foto: Daan Verhoeven

Fabio Tunno aus Bleichheim erreicht 2025 bei der AIDA-Weltmeisterschaft einen 4. Platz und ist damit bester deutscher Teilnehmer. Sein Blick auf dieses Ereignis schildert er hier.

Wenn man mir bei meinem ersten Freediving-Kurs gesagt hätte, dass ich mich eines Tages auf der Weltmeisterschaft mit den besten Taucherinnen und Tauchern der Welt messen würde, hätte ich es nicht geglaubt. Doch dieses Jahr war ich bereits zum dritten Mal auf einer WM im Tieftauchen mit angehaltener Luft – und habe den vierten Platz im Overall-Ranking geholt. Das Geheimrezept: Freude am Tauchen.

Foto: Luke Coley

Aufs Podium kommt man nicht nur durchs Pushen

Bereits 2023 habe ich auf Zypern an meiner ersten WM teilgenommen. Überraschend stand ich dort gleich zweimal auf dem Podium. Mit der Monoflosse habe ich mit einer Tauchtiefe von 109 Metern Bronze geholt – und einen deutschen Tiefenrekord. Außerdem stand ich in der Gesamtwertung aus vier Tiefendisziplinen ebenfalls auf Platz drei. Einen solchen Erfolg zu wiederholen, ist schwer. 2024 habe ich auf der WM auf Korsika moderate Tiefen angesagt – ich war nicht in Topform, sondern vom Training überreizt. Beim Tieftauchen ist es wichtig, auf seinen Körper zu hören, seine Warnsignale zu erkennen und seine Zieltiefen entsprechend anzupassen. Sonst gelingt der Tauchgang nicht – und man bekommt die rote Karte. Wer zu viel pusht, bestraft sich häufig selbst. Auch das muss man lernen zu akzeptieren.

Freude am Tauchen statt Stress und Druck

In diesem Jahr fand die WM wie schon 2023 vor Zypern statt. Insgesamt 123 Athletinnen und Athleten aus mehr als 40 Nationen traten in den vier Disziplinen mit und ohne Flossen gegeneinander an. Aus Deutschland sind vier Männer und eine Frau angereist. Die Konkurrenz war groß, gespickt mit National- und Weltrekordhaltern. Ein Platz auf dem Podium war hier für mich von Anfang an nicht in Aussicht – zumal ich durch den Aufbau meines eigenen Tauchcenters und der Veranstaltung einer Freediving-Woche weniger Zeit als gewohnt für die WM-Vorbereitung hatte. Stattdessen war mein Ziel, vier weiße Karten auf sauberen Tauchgängen zu erlangen und die guten Vibes der Veranstaltung aufzusaugen. Spaß statt Leistungsdruck. Sollte eine gute Gesamtplatzierung dabei herauskommen – umso besser.

Überraschend knapp am Podium vorbei

Das Besondere der WM ist neben der Atmosphäre auch die Liveübertragung auf YouTube. Eine Unterwasserdrohne zeichnet den gesamten Tauchgang auf und macht ihn für meine Familie, Freunde und meine Tauchschüler erlebbar. Dass meine Freundin angereist ist und ich sie auf zwei Tauchgänge als Coach mitgenommen habe und mein Divebuddy Nils Heininger es auch ins Nationalteam geschafft hatte, beflügelte mich zusätzlich. Erfolge feiert man schließlich am besten gemeinsam.

Das Rezept aus Freude, Leidenschaft und guter Atmosphäre ist voll aufgegangen. Nach vier erfolgreichen Tauchgängen stand ich plötzlich auf Platz vier der Gesamtwertung. Kein Podiumsplatz, keine Medaille, keine Rekorde – aber dennoch eine Leistung, auf die ich mehr als stolz bin. Besonders, weil es das Ergebnis von besonnenem Tauchen ist: Ich habe mich darauf verlassen, was ich sicher kann. Sich durch die Konkurrenz zu hohen Tiefenansagen verleiten zu lassen, ist ein Risiko. Das kann mit einer gelben Karte und hohem Punktabzug bei einem frühen Abbruch des Tauchgangs enden – oder sogar in einer roten Karte ohne Punkte bei gescheitertem Tauchgang oder verpatztem Oberflächenprotokoll.

Wer sich richtig einschätzt und alle angesagten Tauchtiefen erreicht, kann so auch ohne Rekordtiefen mit seinen Punkten an anderen Athleten in der Gesamtwertung vorbeiziehen. Selbst wenn sie in einzelnen Disziplinen manchmal besser sind.

Sicherheit ermöglicht sorgenfreie Tauchgänge

Doch der Wert der richtigen Selbsteinschätzung ist nicht das Einzige, was ich auf dieser WM gelernt habe: Besonders beeindruckt hat mich das Sicherheitskonzept des Veranstalters AIDA International. Denn Verletzungen, Bewusstlosigkeit und andere Vorkommnisse passieren in Weltklasse-Wettkämpfen – unverzichtbar ist, dass ein kompetentes Team bereitsteht, das im Notfall routiniert eingreift.

Dies hat schon in der Vergangenheit gut funktioniert, doch es war für alle Beteiligten deutlich spürbar, dass AIDA International sich nicht darauf ausruht. Der Veranstalter hat auf jüngste Vorkommnisse in der Freediving-Szene reagiert und das Sicherheitskonzept nochmals verbessert.

Die besten Sicherheitstaucher kamen aus allen Ecken der Welt und meisterten alle Vorfälle souverän – von tiefen Blackouts bis zu kleinen Aussetzern an der Oberfläche. Der Erfahrungspool ist riesig und dies haben auch die Athletinnen und Athleten wahrgenommen, sodass sie sich komplett fallen lassen konnten.

Mehr Freediving in Deutschland wagen

Es muss aber nicht gleich die WM sein, um auf die Fähigkeiten von kompetentem Personal zu vertrauen. Die Freediving-Woche im Sommer habe ich mit einem Newcomer-Wettkampf, der »AIDA 1st Fabiolous Competition« abgeschlossen. Die perfekte Möglichkeit, damit auch Einsteiger Wettkampf-Luft schnuppern können – unter sicheren Bedingungen.

Über 60 Apnoebegeisterte kamen zusammen, um gemeinsam zu trainieren, sich auszutauschen und den Sport zu feiern. Neben Workshops mit renommierten Experten wie Riccardo Buffoli, Stefan Randig und Andreas Papp standen Themen auf dem Programm, die weit über den Wettkampf hinausgehen – von mentalem Training bis hin zu Sicherheit und Technik.

Der Erfahrungsschatz in Deutschland soll auch im nächsten Jahr weiter wachsen: Mein Veranstaltungsplan für das Freediving Festival 2026 steht bereits – der Südwesten Deutschlands wird dann erneut zum Hotspot der Szene und ich freue mich, dass ich und weitere Profis die Erkenntnisse der WM mit der deutschen Freitauch-Szene teilen können.

Nachlesen/Anschauen/Informieren

AIDA International – Offizielle Wettbewerbsseite: https://www.aidainternational.org

Liveübertragungen & Ergebnisse auf YouTube: https://www.youtube.com/aidafreediving

Deutsche Freediving-Community & Events: https://www.apnoe.pro