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Ohrenschmerzen – was tun?

Der Gehörgang gehört zum äußeren Ohr und ist somit Umgebungseinflüssen ausgesetzt. Von der Ohrmuschel führt er durch weiches, knorpeliges Gewebe, um in seinem Verlauf durch die Schädelknochen zu führen. Er ist mit einer empfindlichen Haut ausgekleidet, die zudem in diesem Bereich fest mit dem Knochen verwachsen ist. Zum Schutz und zur Pflege dieser Haut wird durch spezielle Drüsen das Ohrenschmalz gebildet. Dieses fettet, pflegt und hat zudem antibakterielle Eigenschaften. Während sich der Gehörgang normalerweise selbst reinigt, kann es in Verbindung mit Staub oder abgeschilferten Hautzellen zu einer Pfropfbildung kommen. Taucher und Schwimmer bemerken das dann, wenn nach dem Aufenthalt im Wasser dieses nicht mehr aus den Ohren abzulaufen scheint. Deshalb empfiehlt es sich von Zeit zu Zeit, vor allem aber immer rechtzeitig vor einem Tauchurlaub, die Gehörgänge durch einen HNO-Arzt inspizieren und auch nur dort fachmännisch reinigen zu lassen.

Ohrenentzündung

Zu einer Entzündung des Gehörgangs kommt es, wenn Bakterien in die Haut des äußeren Gehörgangs eindringen können. Beim Schwimmen und Tauchen läuft fast immer Wasser ins Ohr. Dieses weicht zunächst die Gehörgangshaut auf, was ein Eindringen von Bakterien ermöglicht. Ist dieses Wasser zudem salzhaltig, kommt es beim Trocknen des Gehörgangs zur Auskristallisation von Salz, welches der Gehörgangshaut Wasser entzieht. Gleichzeitig wird die schützende Fettschicht  (Ohrenschmalz) ausgewaschen. Beide Faktoren führen dazu, dass die empfindliche Gehörgangshaut spröde und rissig wird. In Gegenden, die feucht warm sind, also Tropenklima haben, und in denen das Wasser relativ viele Schwebeteilchen enthält, kann es nun im ungeschützten Gehörgang zur bakteriellen (oder sehr selten auch zur Pilzinfektion) kommen: Eine Gehörgangsentzündung entsteht. Im weiteren Verlauf kommt es zur Schwellung der Gehörgangshaut, die zu heftigen Schmerzen führt. Die Schwellung kann so stark sein, dass sie den Gehörgang komplett verschließt.Neben Ohrenschmerzen sind auch Schmerzen bei Zug am Ohrläppchen oder Druck auf den kleinen Knorpel Anzeichen einer solchen Entzündung. Häufig ist schon bloßes Kauen mit starken Schmerzen verbunden. Bei fortschreitender Entzündung kommt es zur Eiterbildung im Gehörgang und Fieber. Die Betroffenen fühlen sich schwer krank.

Wie kann man vorbeugen?

Ohrendusche
Foto: Wolfgang Pölzer

Die gute Nachricht: Man kann sich schützen! Die wichtigste Maßnahme ist dabei das regelmäßige Ausspülen der Gehörgänge nach jedem Tauchgang mit Süßwasser. Hierbei ist jedoch nicht das Wasser aus der Wasserleitung zu benutzen, sondern sauberes Trinkwasser, da es sich in vielen Fällen beim Wasser aus dem Hahn um entsalztes Meerwasser handelt und speziell in den Tropen das feuchtwarme Klima auch in den Wasserleitungen zur Keimbesiedelung führen kann.In den meisten Gegenden der Welt reicht diese Maßnahme schon aus. Im tropischen Klima (Malediven, Karibik, Pazifikinseln) kann eine zusätzliche Desinfektion des Gehörgangs angeraten sein. Anders als bei üblichen Desinfektionsmaßnahmen der Haut eignet sich eine Lösung, die ausschließlich aus Alkoholen besteht, aber nicht unbedingt. Dieser wäscht nämlich seinerseits den Fettfilm im Gehörgang aus, sodass er noch weiter austrocknet. Außerdem wird die empfindliche Gehörgangshaut durch Alkohol unnötig gereizt. Viel besser sind alkoholische Essiglösungen, da Essig ebenfalls keimtötend wirkt, gleichzeitig aber den pH-Wert der Gehörgangshaut normal hält, was einer Keimbesiedelung abträglich ist. Eine echte Alternative sind auch glycerinhaltige Ohrentropfen (siehe Kasten S. 102). Damit aber nicht genug. Der Gehörgang ist jetzt zwar desinfiziert, aber noch ungeschützt. Daher soll nach der Anwendung der essighaltigen Taucherohrentropfen (siehe Kasten) unbedingt noch jeweils ein Tropfen Öl (Oliven- oder Mandelöl aus der Apotheke!) in den Gehörgang geträufelt werden. Beides, die Taucherohrentropfen und das Öl nur einmal täglich am Ende des Tages anwenden.

Wer allerdings häufiger unter Gehörgangsentzündungen leidet oder sehr enge oder trockene Gehörgänge hat, kann auch mit einer speziellen Tauchmaske eine sehr effektive Prophylaxe betreiben. Bei der Maske „Pro Ear 2000“ werden die Ohrmuscheln durch Kappen abgedeckt, sodass kein Wasser in die Gehörgänge gelangen kann. Da diese Kappen aber über Schläuche mit dem Maskenkörper verbunden sind, kann der Druckausgleich dennoch problemlos und sicher durchgeführt werden. Allerdings ist das mögliche Eindringen von Wasser nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen (etwa, wenn die Flossenspitze des Tauchpartners versehentlich die Kappe verrutschen lässt. Deswegen wird bei einem dauerhaften Loch im Trommelfell vom Tauchen generell abgeraten weil die Maske dafür nicht konzipiert wurde. Bei empfindlichen Gehörgängen ist sie aber eine sehr gute Lösung.

Was tun bei einer Infektion?

Ohrentropfen werden ins Ohr eines Tauchers getröpfelt
Foto: Wolfgang Pölzer

So viel zur Vorbeugung. Was ist aber zu tun, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist? Zunächst: Gehörgangsentzündungen werden häufig durch Bakterien verursacht. Daher müssen Therapeutika auch einen antibiotisch wirksamen Bestandteil enthalten. Außerdem führen sie in der Regel zu starken Leiden, daher ist ein schmerzstillender Bestandteil notwendig. Und sie führen zu einer entzündungsbedingten Schwellung der Gehörgangshaut, sodass eine abschwellend wirkende Komponente Sinn macht. Leider sind aber derartig wirksame Tropfen auch verschreibungspflichtig. Doch da Ohrentropfen, die nur einen Schmerzstiller enthalten, völlig ohne ursächliche Wirkung sind und nicht zur Abheilung beitragen, empfiehlt es sich, vor dem Urlaub beim HNO-Arzt ein entsprechendes Privat-Rezept für den Fall der Fälle zu erfragen.

Am wirksamsten wäre die Einbringung von antibiotika-haltigen Salbenstreifen, was aber nur von einem Facharzt durchgeführt werden kann. Bei sehr schweren Verläufen mit Fieber ist ein Arztbesuch absolut unumgänglich, denn dann müssen zusätzlich Antibiotika-Tabletten eingenommen werden. Selbstverständlich gilt bei Gehörgangsentzündungen ein absolutes Tauchverbot! Dabei empfiehlt es sich, schon bei den ersten Anzeichen eine Tauchpause zur Ohrenpflege einzulegen. In solchen Situationen ist es ratsam, nicht die Zähne zusammenzubeißen und unnötig zu leiden, sondern das Problem zu behandeln. Natürlich besteht auch dann Tauchverbot, wenn Ohrentropfen mit schmerzstillenden Wirkstoffen angewendet werden.

Vorsicht Pilzinfektion!

Ohruntersuchung
Foto: Fotolia

In seltenen Fällen kann es auch zu einer Pilzinfektion des Gehörgangs kommen. Dabei spricht die Erkrankung jedoch nicht auf die obengenannten Therapiemaßnahmen an, sondern kann sich im Gegenteil dadurch verschlimmern. Bei Pilzinfektionen empfiehlt sich die Behandlung mit sogenannter Antimykotika, sodass auch hier der Gang zum HNO-Arzt unumgänglich ist. Zur Vorbeugung von Pilzinfektionen ist es besonders wichtig, dass neben der vorbeugenden Desinfektion auch eine rückfettende Pflege vorgenommen wird.

Kieferüberlastung

Ein Geheimtipp zu guter Letzt: Nicht immer ist alles, was sich wie eine Gehörgangsentzündung bemerkbar macht, auch tatsächlich eine Erkrankung. Vor allem beim Non-Limit-Tauchen mit mehreren Tauchgängen pro Tag kann es zur Überlastung kommen. Weil man das Mundstück in den Zähnen halten muss, kommt es zur unphysiologischen Bissbelastung. Das kann im Extremfall zu einer einseitigen Überlastung der Kiefergelenke mit ganz ähnlicher Schmerzcharakteristik wie bei der Gehörgangsentzündung kommen. Allerdings ohne die typischen Anzeichen, die bei der Inspektion des Ohres durch den HNO-Arzt vorkommen können. Daher empfiehlt es sich auch bei längeren Tauchgängen häufiger mal die Seite zu wechseln, von der die Zweite Stufe kommt, also abwechselnd den Lungenautomaten oder den Oktopus zu benutzen. Dann sollten solche Schmerzen vermieden werden können.