Computer Technik

Noch Tauchcomputer oder schon Smart-Watch? – Praxistest des Galileo G3 von Scubapro

Der Galileo G3 bewegt sich in einem Produktsegment, das sich schnell verändert und das von einigen Tech-Großkonzernen als Geschäftsfeld entdeckt wurde. Wie schlägt sich Scubapros Premium-Tauchcomputer?

Scubapro (Titel & Produktfotos)
Benjamin Schulze

Die Erwartungshaltung im Zeitalter von Smart-Watches an einen Tauchcomputer im Uhrenformat ist hoch. Nicht zuletzt geschürt durch Apple und Garmin, die ihre Uhrenbasis der Überwasser-Modelle nutzen und diese für die Unterwasser-Welt fit machen.

Tauchprodukt-Hersteller haben es nicht leicht, hier mitzuhalten. Denn sie müssen Tauchcomputer, bestimmt für den Unterwasser-Einsatz, fit für den Alltag an Land machen. Großes Hindernis ist die wesentlich geringere Stückzahl, die sie produzieren können, da ihr Markt kleiner ist.

Die »Light«-Anzeige stellt alle relevanten Werte übersichtlich dar.

Die Firma Scubapro entwickelt ihre Tauchcomputer selbstständig in der Schweiz. Sie legt Wert auf Zuverlässigkeit, Benutzerfreundlichkeit und die Integration modernster Dekompressionsmethoden. Das Premium-Modell Galileo G3 kam Ende August 2023 auf den Markt. Es bildet das obere Ende der Produktpalette. Sein Einstiegspreis ohne Sender lag bei über 1000 Euro.

Mittlerweile hat Scubapro für diesen und einige andere Tauchcomputer die Preise signifikant gesenkt. Das Gerät kostet ohne Sender 800 Euro. Inklusive des Senders Smart+PRO ruft Scubapro derzeit 1050 Euro ab. Damit befindet sich der Galileo G3 im gleichen Preis-Leistungs-Bereich wie der Uhrentauchcomputer Sirius der Firma Mares.

Design und Verarbeitung

Das Design des Galileo G3 ist schlicht. Ein mattes, helles Edelstahlgehäuse macht ihn sehr robust und widerstandsfähig. Es beschert dem Gerät einiges an Gewicht: 139 Gramm bringt das Modell mit dem Silikonarmband auf die Waage. Umfang, Gewicht und Größe passen gut an einen kräftigen Arm. Bei schmalen Handgelenken wirkt der Korpus des G3 wuchtig.

Das Glas ist aus kratzresistentem Saphirglas. Die Lünette ist eher als Stildefinition und »Erkennungsmittel Tauchuhr« gedacht, als dass sie mit einer ernsthaften Funktion versehen wäre. Und doch: Im Modus »Tiefenmesser« kann der Ring seine klassische Zeitmessfunktion erfüllen. Auch wenn das Feature aus unserer Sicht etwas überflüssig ist, dem einen oder anderen Träger gefällt es bestimmt.

Für Scubapro typisch ist die sehr hochwertige Verarbeitung. Das erstreckt sich über die Knöpfe, die Armbandaufnahmen und die Armbänder bis hin zum Drucksender. Die Armbänder sind an 22 Millimeter breiten Stegen befestigt und fühlen sich sehr geschmeidig auf der Haut an. Neben den Farben Gelb und Türkis kann man noch ein blaues Nylon-Armband wählen. Alle Armbänder kosten zusätzlich 66 Euro. Das schwarze Silikon Armband ist serienmäßig dabei. Der Armbandwechsel kann vom Nutzer mit dem richtigen Werkzeug selbst erledigt werden.

Der Drucksender ist auf der Höhe seiner Zeit, um nicht zu sagen: Seine Form und Größe sollten zum Maß der Dinge werden. Er ist klein, leicht und konnte ohne Verlängerung an alle von uns überprüften ersten Stufen geschraubt werden. Seine optischen Signale sind einfach wahrnehmbar.

Links ein herkömmlicher Gasdrucksender, rechts der Scubapro-Sender.

Lieferumfang und Zubehör

Im Paket für 800 Euro erhält man einen Tauchcomputer in einer soliden Transportbox. Darin befindet sich eine Armbandverlängerung, der USB-Ladestecker, ein USB-Verlängerungskabel sowie ein Schnellstart-Guide und eine Registrierungskarte. Bei der 1050-Euro-Version befindet sich zusätzlich noch der Drucksender in der Box.

Der Brustgurt für die digitale Herzfrequenzmessung ist für 128 Euro erhältlich. Alles passt zusammen in die Box. Dass es sich bei dem Ladestecker um einen »alten« USB-A-Stecker handelt, verwunderte uns. Auf der Höhe der Zeit wäre ein USB-C-Stecker der neuen Generation gewesen.

Sicher reicht die Leistung eines USB-A-Steckers zum Laden aus. Aber aus Gründen der Konnektivität und der Zukunftsgewandheit wäre eine modernere Variante wünschenswert. Velleicht bietet Scubapro den Stecker in Zukunft auch als USB-C-Version an. Den Stecker darf man nicht vergessen, wenn es in den Urlaub geht. Er ist einzigartig mit seinen zwei Pins.

Funktionsumfang und Akkuleistung unter Wasser

Der Galileo G3 strotzt nur so vor Features während des Tauchens. Eben weil er originär für den Einsatz unter Wasser gebaut wird, kann er alles, was ein moderner Tauchcomputer können muss – plus noch viel mehr. Viele Dinge können individualisiert und auf persönliche Befindlichkeiten und Vorlieben abgestimmt werden.

Zwei Bühlmann-Algorithmen stehen zur Verfügung. Bei einem mit der Möglichkeit, die Gradientenfaktoren zu verändern. Im zweiten Modus verzichtet man darauf. Wichtig ist die Möglichkeit, das Display von der klassischen Datenansicht auf eine »Light«-Ansicht zu wechseln. Denn in der klassischen Ansicht werden für unseren Geschmack verwirrend viele Informationen auf zu kleinem Raum geboten. Daher ist die »Light«-Variante genau das, was es braucht, um den Rechner für sehschwächere Tauchende attraktiv zu machen.

Die Kompassfunktion ist schnell und präzise, allerdings sind einige Zahlen sehr klein dargestellt.

Welche Taucharten werden unterstützt? Klassisches Sporttauchen inklusive Nitroxmodus ist selbstverständlich. Multigas- und Trimix-Unterstützung sind ebenfalls vorhanden. Auch einen Sidemount-Modus gibt es, bei dem zwei separate Flaschendrücke angezeigt werden und entsprechende Warnhinweise zum Flaschenwechsel gegeben werden. Hierfür werden zwei Gasdrucksender benötigt.

Als »kleines« Backup zum Kreislauftauchen kann der Galileo G3 in seinem CCR-Modus genutzt werden. Ebenfalls vorhanden ist ein Apnoemodus.

Das Gerät wird von einem Lithium-Ionen-Akku betrieben. Je nach Einstellung variiert die Betriebszeit unter Wasser (und über Wasser) enorm. Es macht durchaus Sinn, sich mit den vielfältigen Einstellungs- und Individualisierungsoptionen vertraut zu machen. Sie haben einen großen Einfluss auf die Akku-Laufzeit. Wir haben bei niedriger Display-Beleuchtung und Tauchen mit Drucksender acht Tauchgänge innerhalb von vier Tauchtagen ohne Aufladen hinbekommen. Nur am Ende des Tages haben wir dabei den G3 mit der Smartphone-App von Scubapro verbunden, um die Tauchgänge herunterzuladen. Auf Dauerbeleuchtung und Smartphone-Funktionen haben wir dabei verzichtet.

Die Ansicht während des Oberflächenintervalls.

Bei intensiver Nutzung, hoher Display-Beleuchtung, ständiger Smartphone-Verbindung und Smart-Watch-Funktionen war nach zwei Tauchgängen respektive etwa 24 Stunden nach der Ladung der Akku leer.

Was unser Testmodell nicht leiden konnte? Wenn es während des Tauchens wegen eines schwachen Akkus ausging. Dann war 48 Stunden lang Tauchen nur im Tiefenmessermodus möglich. Es ist möglich, die Restsättigung zu löschen. Jedoch ausschließlich mit Code, der beim Hersteller erfragt werden muss.

Funktionsumfang über Wasser und Alltagstauglichkeit

Der Rechner besitzt einige Sportfunktionen wie Lauftracking (Distanz, Pace, Zeit, Schritte), Schwimmsupport (Distanz, Pace, Zeit, Schlagzahl) sowie einen Schrittzähler. Die Herzfrequenz kann mit dem optionalen Brustgurt integriert werden. Richtig angelegt, funktioniert dies zuverlässig.

Der Herzfrequenzgurt liefert valide Daten und macht den G3 als Sportuhr für Fitnesssportarten interessant.

Es gibt den Menüpunkt Smart-Watch-Funktionen. Hier kann man sein Telefon mit dem G3 verbinden und erhält so Nachrichten auf die Uhr, kann Anrufe entgegennehmen oder die Musikapp Spotify steuern. Mit Apples iPhones klappte das gut. Mit einem Huawei-Android-Telefon konnten wir diese Verbindung nicht herstellen. Vielleicht klappt das nach dem nächsten Update der G3-Software besser.

Die Alltagstauglichkeit an einem schmalen Handgelenk ist begrenzt durch Maße und Gewicht des Rechners. Sein Funktionsumfang ist klar auf das Tauchen abgestimmt. Zwar sind die Smart-Watch-Funktionen ein erster Anfang. Der G3 muss jedoch an Leistungsumfang zulegen und bei Gewicht und Maßen abnehmen, damit er als Jeden-Tag-Instrument interessanter wird. Zugegeben: Die Modelle der Mitbewerber sind entweder deutlich teurer (Garmin), oder ihr Tauchcomputer ist nur als Abomodell (Apple) erhältlich. (Zum Zeitpunkt dieses Artikels war das Model Ocean von Suunto noch nicht auf dem Markt).

Benutzerfreundlichkeit

Darunter verstehen wir, wie einfach die Navigation durch die umfangreichen Menüs funktioniert. Durch die Vier-Knopf-Bedienung gelingt das nach kurzer Eingewöhnungsphase sehr gut. Nitrox-Werte sind mit wenig Drücken schnell justiert. Dennoch kann der Rechner so viel, dass man sich für manchen Menüpunkt doch die Bedienungsanleitung zu Gemüte führen muss.

Sowohl das Menü als auch die Anleitung sind in Deutsch vorhanden. Die Menüs sind logisch unterteilt in Hauptmenü, Uhreinstellungen und Sporteinstellungen. Die Kopplungen mit dem Herzfrequenzgurt und dem Drucksender gelangen ohne Komplikationen, also intuitiv.

Zuverlässigkeit und Genauigkeit

Vor allem bei der Dekompressionsberechung punktet der Galileo G3. Die Funktion PDIS (tauchprofilabhängige Zwischenstopps) ist als Personalisierungsfaktor hervorzuheben: Alter, Herzfrequenz (wenn Gurt vorhanden), Atemfrequenz (wenn Drucksender vorhanden) sowie der eingestellte Konservativismus bilden zusammen mit dem Tauchprofil Grundlage für den Vorschlag von Stopps, um Mikroblasenbildung zu minimieren.

Nicht irritieren lassen darf man sich von einer Batteriewarnmeldung, die bei uns immer nach einer Tiefenentladung des Akkus erschien. Sie kann weggedrückt werden, denn danach funktioniert der Computer wieder ganz normal.

Updates und App

Die Scubapro App LogTrack 2.0 ist ein zuverlässiges Tool, ansehnlich und leicht zu bedienen.

Updates klappen über die Scubapro-App LogTrack 2.0 völlig widerstandslos. Auch das Koppeln und Übertragen der Tauchgänge geht schnell und in unter fünf Minuten. Egal, ob man Android-Smartphones oder iOS-Geräte nutzt. Die App selbst ist übersichtlich und stabil.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Der Galileo G3 ist ein komplexes Instrument, mit dem man unter Wasser keine Kompromisse eingehen muss. Gerade wenn man als ambitionierter Sporttaucher auf technischere Taucharten schielt und sich in deren Richtung entwickeln möchte, bietet der G3 viele Möglichkeiten.

Das Preissegment, in dem sich dieser Rechner befindet, ist dem Funktionsumfang (Gasintegration, Farbdisplay, modernste Dekompressionsmethoden) völlig angemessen. Wer ihn häufig im Alltag trägt, für den rentiert sich dieses Premium-Modell der Firma Scubapro ganz sicher.