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NRC: Vom Nitrox-Pionier zum globalen Atemgas-Anbieter – Eine Erfolgsgeschichte

Wie wurde NRC zu einem der führenden Unternehmen für Nitrox- und Rebreather-Technologie? Erfahren Sie mehr über die Anfänge, die Entwicklungen und die Vision hinter der Marke, die das Tauchen sicherer gemacht hat und heute immer sicherer macht.

NRC (Titel)
Benjamin Schulze

Er dreht das Ventilrad minimal auf. Ein leises Zischen ist zu hören, als Gas durch das transparente Plastikrohr der kleinen grünen Kiste strömt. Marcel drückt das Rohr sanft an das Ventilgewinde seiner Tauchflasche. Auf dem monochromen Display steigen die Zahlen an: 21 Prozent, 25 Prozent, 30 Prozent. »30«, sagt er knapp, als der Wert konstant bleibt. Er schließt die Flasche. »30«, echot Simone, während sie die Zahl auf ihrem Klemmbrett notiert. Marcel gibt den gemessenen Wert in sein Nitroxmenü im Computer ein, unterschreibt die Liste und reicht die kleine Messbox mit der Aufschrift »NRC« weiter an Dominik. Denn der ruft bereits zum zweiten Mal: »Wo ist denn der Nitrox-Analyser?« Eine alltägliche Szene auf einem Tauchboot.

Ein Interview mit dem Geschäftsführer von NRC international, Dirk Göldner und dem Projektmanager Stefan Weiss.

NRC: Innovation für sicheres Tauchen

Wer mit Nitrox taucht, kennt wahrscheinlich das gelbgrüne »Pick O2« von NRC international – eines der weltweit meistgenutzten Nitrox-Analysegeräte. Die Entwicklung des Geräts folgte einer klaren Mission: Zuverlässigkeit, einfache Bedienung und maximale Sicherheit. Diese Prinzipien spiegeln die Gründungsidee von NRC wider, wie Dirk Göldner sagt. Göldner ist Geschäftsführer der Firma aus dem beschaulichen Bergneustadt im oberbergischen Kreis in Nordrhein-Westfalen.

NRC begann als »Nitrox & Rebreather College« mit dem Ziel, das Tauchen sicherer und zugänglicher zu machen. Heute ist das Unternehmen als »Nitrox & Rebreather Company« international etabliert. Seine Nitrox-Füllanlagen versorgen die Tauchgemeinschaft auf der ganzen Welt – von Ägypten über die Malediven bis nach Indonesien mit sicherem Atemgas. Dank des breitflächigen Einsatzes von Nitrox ist die Zahl der Dekompressionsunfälle signifikant gesunken. Neben O2-Analysegeräten für Sporttaucher produziert NRC auch Sauerstoffbooster für das Tech-Tauchen und große Membran-Füllanlagen für Safariboote. Zudem vertreibt das Unternehmen das Sicherheitssystem ENOS und entwickelt dieses in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Köln beständig weiter.

Die Ursprünge: Ein Wendepunkt für den Tauchsport

In den späten 1990er-Jahren boomte der Tauchsport. Immer bessere Ausrüstung und steigendes Interesse ließen die Ausbildungszahlen explodieren. Gleichzeitig häuften sich Dekompressionsunfälle, insbesondere beim »No-Limit-Tauchen«, das in Mode kam. Das ist eine Art Pauschalpreisangebot von Tauchbasen, bei dem man so viele Tauchgänge machen kann, wie man möchte, beziehungsweise darf und kann. Längere Tauchzeiten, verbesserte Kälteschutzanzüge und neue Tauchcomputer führten zu höheren Risiken, da plötzlich viele, lange und tiefe Tauchgänge einfacher möglich waren. In diesem Umfeld begegneten sich Dirk Göldner und Roland »Jupp« Knebel.

Jupp Knebel, Maschinenbauingenieur und erfahrener Tauchlehrer, erkannte früh das Potenzial von mit Sauerstoff angereicherten Gasgemischen. »Die Unfallquote sank merklich«, erinnerte er sich. Dennoch war das Wissen um Nitrox begrenzt. Es wurde hauptsächlich vom Militär und in der Berufstaucherei genutzt. Vielen erschien die Technik zu teuer und zu komplex für den Sporttauchbereich. Dabei reduziert Nitrox durch einen höheren Sauerstoffanteil und einen reduzierten Stickstoffanteil das Risiko eines Dekompressionsunfalls erheblich.

»Nitrox for free«-Werbung im TAUCHEN-Magazin Februar-Ausgabe 2003.

Als Dirk Göldner, damals Geschäftsführer einer Tauchladenkette, und Knebel sich kennenlernten, teilten sie eine Vision: Nitrox für alle Taucher zugänglich und erschwinglich zu machen. 1999 gründeten sie das »Nitrox & Rebreather College«. Schnell erkannte das Duo, dass die Tauchszene nicht nur Wissenvermittlung, sondern auch Technologie benötigte, um die Vorteile des neuen Atemgases Nitrox zu nutzen. So begann NRC, Füllanlagen zu entwickeln und Tauchbasen praxisnah auszubilden. Der Clou: Nitrox wurde kostenlos angeboten, die Ausbildung jedoch nicht. Sie finanzierte die Technologie und die Füllanlagen. Diese Strategie machte Nitrox zur Norm im Sporttauchen.

Partnerschaften und Herausforderungen

Der Erfolg blieb nicht unbemerkt. Die weltgrößte Tauchausbildungsorganisation PADI sah das Potenzial und schloss 2004 eine Kooperation mit NRC. Die NRC-Nitroxausbildung wurde als Standardkurs unter dem PADI-Label eingeführt und PADI-Basen wurden weltweit mit Membrananlagen ausgestattet. Diese Zusammenarbeit etablierte Nitrox endgültig in der Tauchbranche. Für NRC bedeutete die Kooperation wirtschaftlichen Erfolg einerseits. Andererseits musste man seinen Namen ändern, denn natürlich billigte PADI nicht, das NRC mit dem Begriff »College« im Namen eine eigene Ausbildungsorganisation mit Nitrox-Ausbildungsprogramm und damit Konkurrenz darstellte. So wurde aus dem »C« das heutige »Company«.

Das damalige Verbandsorgan von PADI verkündet die Zusammenarbeit mit NRC.

Ein weiterer Meilenstein folgte 2019: NRC übernahm die Produktion & die Weiterentwicklung des Rettungssystems ENOS. Damit wurde die Mission, Tauchen sicherer zu machen, konsequent weitergeführt.

NRC heute: Zukunft der Nitrox-Technologie

Heute ist NRC ein global führendes Unternehmen im Bereich Atemgas-Technologie. Die Ausbildung spielt weiterhin eine Rolle, aber das Kerngeschäft liegt in der Entwicklung und Produktion innovativer Systeme.

Mit Standorten in Ägypten und auf den Malediven ist das Unternehmen international präsent. Geführt wird NRC noch immer von Dirk Göldner, unterstützt von seiner Familie und langjährigen Mitarbeitern. Besonders wichtig ist dem Unternehmen Nachhaltigkeit: Die Nitrox-Membrananlagen sorgen für eine saubere, effiziente Füllung von Tauchflaschen. Zudem können Nutzer ihre O2-Sensoren über ein Recyclingprogramm austauschen und erhalten dafür einen Preisnachlass. Verpackungsmaterialen werden im hauseigenen Schredder zum weiteren Verpacken und Abpolstern benutzt.

Mit einer neuen, bezahlbaren Nitrox-Membrananlage für Endkunden plant NRC, den Markt erneut zu revolutionieren. »Nachhaltigkeit bedeutet für uns, Verantwortung über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg zu übernehmen«, betont Dirk Göldner. So bleibt NRC auch in Zukunft ein Schlüsselakteur in der Welt des Tauchsports.

NRC enthüllt auf der boot 2025 in Düsseldorf die derzeit kleinste Nitrox-Membrananlage der Welt.