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Korallen einfach erkennen: Form schlägt Farbe

Korallen unterscheiden – wie Du unter Wasser verschiedene Gattungen erkennen kannst: mit einfachen Tricks, nützlichen Tools und praktischen Tipps.

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Pflanze oder Tier – was sind Korallen?

Korallen sehen pflanzenartig aus, sind aber Tiere. Genauer gesagt: Nesseltiere (Cnidaria) – verwandt mit Quallen und Seeanemonen. Eine Koralle besteht aus vielen winzigen Einzelpolypen, die gemeinsam eine Kolonie bilden. Diese Polypen besitzen Tentakel mit Nesselzellen und fangen Plankton, so wie ihre gallertartigen Verwandten. Doch Korallen sind mehr als Tiere: In vielen Arten lebt eine symbiotische Alge, die sogenannte Zooxanthelle. Sie liefert Energie durch Photosynthese und verleiht der Koralle ihre typische Farbe. Dieses Zusammenspiel aus Tier und Alge macht Korallen besonders und besonders empfindlich gegenüber Umweltveränderungen.

Die Farbe kann innerhalb einer Art stark variieren, denn sie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie ist kein Mittel für eine klare Bestimmung.

Warum Korallenkenntnis zählt

Korallen sind die Architekten vieler Riffe, ob tropische, subtropisch oder auch im Kaltwasser. Sie bieten Lebensraum für unzählige Arten – und reagieren sensibel auf Veränderungen. Wer sie erkennt, erkennt auch Veränderungen: Bleichung, Artenrückgang, Invasoren. Je besser wir ihre Vielfalt verstehen, desto besser können wir sie schützen.

Klein aber ganz schön tatkräftig – kaum zu glauben, dass diese kleinen durchsichtig-gelben Tentakel zu den Baumeistern einiger der mächtigesten Strukturen unseres Planet zählen.

Schritt 1: Hart oder weich?

Zuerst lohnt der Blick auf das große Ganze:
Hartkorallen (Scleractinia) bauen Kalkskelette auf. Sie formen massive Blöcke, verzweigte Büsche oder tellerartige Platten.
Weichkorallen (Alcyonacea) sind biegsam, oft mit sichtbaren Polypen, und haben ein faseriges Innenskelett. Zu ihnen zählen auch Gorgonien und Lederkorallen.

Säulen-Koralle (Dendrogyra cylindrus): charakteristische Hartkoralle der Ordnung Scleractinia – ihre säulenförmigen Strukturen sind typisch für flachere Karibikriffs.

Schritt 2: Form schlägt Farbe

Die Farben tropischer Korallen täuschen: Sie hängen von Zooxanthellen, Licht und Wassertiefe ab – nicht von der Art selbst. Verlass dich daher auf:
▶ Wuchsform: verzweigt, säulenförmig, tellerartig, massive Klumpen etc.
▶ Polypenstruktur: Einzel- oder Kolonialpolypen? Tentakelzahl?
▶ Oberflächenstruktur: glatt, porig, warzig, mit deutlichen Mundöffnungen?

Hilfsmittel für unterwegs

▶ Wasserdichte Bestimmungskarten: kompakt, robust, direkt beim Tauchgang nutzbar (Ausbildungsorganisationen haben diese im Programm).
▶ Unterwasser-Kamera: Wer fotografiert, kann später gezielt vergleichen und bestimmen.
▶ Notizbuch oder Schreibtafel: Skizzen und Notizen während oder nach dem Tauchgang helfen beim Erinnern.
▶ Auf Tauchbasen liegen gelegentlich Bestimmungsbücher aus.

Eine Schreibtafel oder ein wasserfestes Notizbuch helfen, um während des Tauchens gedankliche Stützen zu notieren.

Digitale Helfer

Reeflex.net: Die Plattform bietet detaillierte Informationen zu über 11.000 marinen Tierarten, darunter Fische, Korallen, Anemonen, Algen, Schnecken und Wirbellose.
CoralNet: Online-Datenbanken mit tausenden Vergleichsbildern, entwickelt von der University of California San Diego (UCSD).
iNaturalist: Community-Upload mit KI-Vorschlägen – besonders hilfreich bei unscharfen Bildern. Ein unabhängiges Citizen-Science-Projekt der University of California, Berkeley.

Tipp: KI-Plattformen werden zunehmend besser. Achten Sie aber darauf, die Ergebnisse zu hinterfragen. Nicht jede automatisierte Zuordnung ist korrekt.

Do’s & Don’ts bei der Korallenbestimmung

+ Mit Abstand fotografieren, ruhig halten.

+ Auf Polypen, Struktur und Form achten.

+ Nach dem Tauchgang gleich notieren.

– Niemals anfassen oder reinigen (!), auch nicht für’s Foto.

– Farbe nicht als primäres Merkmal verwenden.

Fazit

Korallen zu erkennen heißt nicht nur, Riffe besser zu verstehen. Es heißt auch, sie zu respektieren. Wer eine Gorgonien-Fächer erkennt oder eine Porites von einer Acropora unterscheiden kann, sieht mehr – und schützt mehr. Korallenidentifikation ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug zum Erhalt der Unterwasserwelt und nützlich für die Orientierung. Es macht Spaß, seine Umgebung wahrzunehmen. Wir können noch einiges über sie lernen. Also: Augen auf, Kamera raus – und los geht’s!

Einsteigerfreundlich Korallen-Gattungen (mit umgangssprachlichen Namen)

Lies hier weiter: in Australien wurde die weltweite erste Korallenbank eröffnet.

Dieser Beitrag ist Teil 1 unserer 8-teiligen Serie »Identifizieren & Erkennen«. In den kommenden Folgen erfahren Sie, wie Sie weitere faszinierende Gattungen unterscheiden – von Weichkorallen bis zu Fächerkorallen.