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Helgolands Kelpwälder: Hotspot für Arten und Klima

Vor Helgoland erstrecken sich dichte Kelpwälder aus Palmen-, Finger- und Zuckertang – Lebensräume mit über 40 Arten, CO₂-Speicher und Hoffnungsträger für die Medizin. Eine groß angelegte Forschungsaktion kartiert erstmals ihre exakte Ausbreitung.

Dr. Florian Huber

Vor der Hochseeinsel Helgoland bilden drei Großalgenarten – Palmentang (Laminaria hyperborea), Fingertang (Laminaria digitata) und Zuckertang (Saccharina latissima) – beeindruckende submarine Wälder. Diese sogenannten Kelpwälder gelten als die »Regenwälder der Meere« und beherbergen eine artenreiche Lebensgemeinschaft: Allein in den verzweigten Haftorganen der Algen wurden rund 40 verschiedene Tierarten nachgewiesen.

Neben ihrer ökologischen Funktion als Rückzugsort und Kinderstube für Fische, Schnecken und Krebstiere binden die Tangwälder große Mengen des klimaschädlichen CO₂. Außerdem finden sie Anwendung in der Lebensmittelindustrie (z. B. als jodhaltige Nahrungsergänzung), als natürlicher Dünger und sogar in der Medizin: Forschende arbeiten an einem Gel aus Seetangalginaten, das Herzmuskelgewebe nach Infarkten schützen kann.

Rund um die Insel liegen die Algenwälder – Heimat unzähliger Tierarten.

Erstmals wird die exakte Fläche der Seetangbestände rund um Helgoland erfasst. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), dem Landesamt für Umwelt Schleswig-Holstein (LfU) und dem Unternehmen Submaris wurde ein zentimetergenaues, georeferenziertes Raster mit 500 Messpunkten über den Helgoländer Felssockel gelegt.

Mit Hilfe einer Dropcam wurden an jedem Punkt Unterwasserfotos erstellt und in ein GIS-System übertragen. Ergänzt durch moderne Kartierungsmethoden wie Multibeam- und Sidescan-Sonar entsteht daraus ein hochauflösendes 3D-Geländemodell mit der exakten Verteilung aller drei Algenarten.

Forschungstaucher nehmen Proben, die später im Labor ausgewertet werden.