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Visayas-Tauchsafari auf den Philippinen: Zentral-Visayas erleben

Erleben Sie eine außergewöhnliche Tauchsafari in den Zentral-Visayas auf den Philippinen: Von Moalboal über Bohol bis Sipalay erwarten Sie Sardinenschwärme, Walhai-Begegnungen und farbenprächtige Korallenriffe – kombiniert mit komfortablen Hotelübernachtungen an Land.

Wolfgang Pölzer

Text: Barbara & Wolfgang Pölzer |

Ein wahr gewordener Fischtraum! Eingehüllt in eine Wolke aus tausenden, ja abertausenden silbrig glitzernder Fischleiber, die im Rhythmus unserer Ausatemluft kurz auseinanderweichen. Nur, um uns dann erneut jegliche Sicht zu rauben. Zwar kaum mehr als spannenlang, dafür aber in einer noch nie gesehenen Menge umkreist uns der angeblich aus bis zu vier Millionen Individuen bestehende Sardinenschwarm in perfekt synchronen Bewegungen. Fehlt nur noch Walzermusik, und die Stimmung wäre perfekt.

Doch plötzlich kommt Panik auf. Die Fischwolke teilt sich in mehrere Gruppen, die blitzschnell auseinanderschießen. Eine hungrige Horde Stachelmakrelen ist ihnen ganz dicht auf den Fersen, vollführt die gleichen, kaum möglich erscheinenden Manöver und schafft es scheinbar doch nicht, Beute zu schlagen. Oder liegt es nur an unserer zu langsamen Wahrnehmung? Rieseln da nicht silbrige Schuppen vom Himmel?

Wie dem auch sei: Auch ohne die frühmorgendliche Jagdszene ist der gigantische Sardinenschwarm etwas ganz Besonderes. Noch dazu befinden wir uns nicht im trüben, welligen Kaltwasser vor Südafrika, sondern im blauen Flachwasser, nur wenige Flossenschläge entfernt vor dem berühmten Panagsama Beach des philippinischen Touristenstädtchens Moalboal.

Dies ist der Startpunkt einer außergewöhnlichen Tauchsafari nach ein paar Tagen zum Akklimatisieren und Eintauchen bei den Cebu Fun Divers, einem der Partner von Christian Reinwald, seines Zeichens langjähriger Resort-, Basen- und Tauchsafaribootbesitzer auf den Philippinen.

Am späten Nachmittag heißt es dann »Tauchgerödel zusammenpacken«, denn unser Schiff für die kommenden sechs Tage liegt schon vor Anker. Briefing erfolgt durch Lara, die Tochter von Christian, unser Tourguide für die Tauchsafari. Noch schnell die neuen Tauchbuddies kennenlernen, Abendessen und ab ins gemütliche Hotelbett. Denn am folgenden Morgen geht es zeitig auf die »Royo«.

Weichkorallen-Insel

Leinen los und ab! Keine zwei Seemeilen vor der Küste wartet Pescador Island, das erste Highlight unserer Tauchsafari. An der Südwestseite springen wir von unserem geräumigen Auslegerboot und staunen nicht schlecht, als uns nahezu kristallklares Wasser mit noch deutlich besserer Sicht als gestern bei dem gigantischen Schwarm umgibt! Vor uns eine Steilwand, wunderschön mit orangefarbenen, gelben und roten Weichkorallen bewachsen, dazu riesige Schwämme, Gorgonien und die gerade nötige Prise Strömung, damit auch alle Korallenpolypen weit geöffnet sind.

Farbenprächtige Weichkorallen bedecken den Untergrund und bieten zahlreichen Rifffischen Schutz und Nahrung.

Davor ein dichter Reigen aus pink-roten Fahnenbarschen, metallisch schimmernden Füsilieren und schwarz-weiß-gelb gestreiften Wimpelfischen. Wir genießen den Driftdive entlang des knallbunten Riffs. Immer wieder winkt uns Guide Panoi zu fotogenen Nacktschnecken und Plattwürmern, grazilen Seenadeln, bedrohlich wirkenden Muränen und winzigen Garnelen.

Den sprichwörtlichen Vogel schießt er jedoch ab, als er einen fahlblauen Anglerfisch mitten in der Steilwand entdeckt. Bestens getarnt auf einem gleichfarbigen Schwamm hockend steht er geduldig Modell für die Fotografen.

Feines Kleines auf der Route

Wieder zurück an Bord, wartet ein leckeres Frühstück und anschließendes Nickerchen auf den Netzen unserer Ausleger. Währenddessen tuckern wir gemütlich an der Küste entlang. Die Korallenhänge der beiden folgenden Tauchgänge entpuppen sich mehr als Makrospots mit zahlreichen Orang-Utan- und Porzellankrabben, Haarsterngarnelen und Nacktschnecken – wäre da nicht plötzlich ein Schwarm mit hunderten Schnepfenmesserfischen!

Ein Schwarm Schnepfenmesserfische (Aeoliscus strigatus) schwebt kopfunter durch das Riff und ahmt mit seiner Körperhaltung Seegras oder Gorgonienzweige nach.

Die zur Ordnung der Seenadelartigen gehörenden Verwandten der Seepferdchen schwimmen immer senkrecht ganz knapp über dem Riff mit dem Kopf nach unten, um mit ihrem winzigen Röhrenmaul nach Planktonkrebschen zu picken. Meist schließen sich ein paar Dutzend von ihnen zusammen. Jedoch nur selten so viele, dass sich der Tauchbuddy dahinter verstecken kann. Wir genießen die ungewöhnlich große Ansammlung, bis uns Luftvorrat und Panoi zum Auftauchen mahnen.

Nach Kaffee und Kuchen geht der erste Tauchtag zur Neige, und es heißt Kamera und einen kleinen Rucksack für die Nacht schnappen – und ab im Beiboot an den Strand. Denn das Besondere an unserer Tauchsafari ist, auf unserer Safariroute nicht auf dem Schiff, sondern immer in einem Hotel entlang der Küste zu nächtigen. Vorteil: Auch »Landratten« kommen auf ihre Kosten. Und ein gemütliches Abendessen im Restaurant, verbunden mit geräumigem Hotelzimmer, ist auch für seefeste Taucher eine tolle Sache.

Tauchsafarischiff ROYO – 27 m Bangka für bis zu 12 Gäste, 3–4 geführte Tauchgänge pro Tag, Cruisedirector Lara Reinwald, komfortable Deck- und Auslegerflächen.

Walhai Watching

Das folgende Frühprogramm spaltet die Tauchgemeinde schlechthin, nicht jedoch unsere gemischte Tauch- und Schnorchlergruppe an Bord. Oslob liegt auf unserem Weg und bietet sich für einen Kurzbesuch an. Das Fischerdorf ist für seinen umstrittenen Walhai-Tourismus bekannt und teilweise verpönt. Ja, Walhaie werden hier täglich angelockt und in einem mit Bojen markierten Bereich knapp vor der Küste mit Garnelen und kleinen Fischen gefüttert. Und ja, es sind oft viele Taucher und noch viel mehr Schnorchler im Wasser. Aber: Kaum sonstwo werden strikte Regeln so stark kontrolliert und durchgesetzt wie hier. So darf weder Lampe noch Blitz verwendet werden. Und natürlich dürfen die Walhaie nicht berührt werden. Sonnencreme ist auch tabu.

Walhai-Watching in Oslob: Die Tiere werden in einem markierten Küstenbereich mit Futter angelockt. Strikte Regeln sollen Schutz bieten, zugleich sorgt der touristische Andrang für kontroverse Diskussionen.

Gefüttert wird nur wenige Stunden bis Mittag, und es gibt keine Absperrungen. Das bedeutet: Die Walhaie können jederzeit nach Lust und Laune kommen und gehen. Hauptargument der Befürworter ist jedoch zweifellos die Tatsache, dass es wesentlich besser ist, Walhaie anzuködern bzw. zu füttern und dadurch ein gutes Einkommen für die Bevölkerung zu generieren als sie abzuschlachten, weil sie Fischernetze zerstören.

Instagram-Insel

Nachdem unser Hunger nach Walhai-Sichtungen gestillt ist, springen wir später vor Sumilon ins Wasser. Die vorgelagerte Insel mit malerischem Sandstrand lockt nicht nur Unmengen von asiatischen Schwimmwestenschnorchlern und Instagram-Fototouristen an, sondern überrascht uns abermals mit einem tollen Driftdive bei herausragenden Sichtweiten. Entlang eines sanft abfallenden Korallenhangs mit einigen größeren Blöcken treiben wir dahin und begegnen nicht nur einigen Schwarzspitzen-Riffhaien, sondern auch drei in der Ferne vorüberziehenden Adlerrochen. Leider verpassen wir jedoch eine große Schule von Stachelmakrelen, die man hier häufig zu Gesicht bekommen soll.

Egal. Wir setzen nachmittags über auf die große Nachbarinsel Bohol, wo ein Makro-Tauchgang auf uns wartet, bevor wir in Alona Beach anlanden. Zum Glück ist unser Hotel in ruhiger Lage ein paar Gehminuten abseits, denn direkt am Strand reihen sich unzählige Lokale aneinander, die mit Livemusik und Party die Nacht zum Tag machen. An den folgenden zwei Tagen ergründen wir vorgelagerte Inseln und Steilwände, teils mit Überhängen, schönem Bewuchs, etwas Strömung und vor allem mit Schildkröten. Aber auch Barrakudas und Fischschwärme stehen auf dem Menü, zudem Korallenhänge mit Anglerfischen sowie auffallend vielen Clownfischen.

Dauin und Apo Island

Die Nächte Nummer 4 und 5 verbringen wir in einem wunderschönen Strandhotel in Dauin an der Südostspitze der Insel Negros. Zum Tauchen geht es von hier aus natürlich auch zur bekanntesten Insel der Region: Apo Island. Mittlerweile bereits vor über 30 Jahren als Meeresschutzgebiet ausgewiesen, steht der Name vor allem für große Korallen- und Fischvielfalt. An den stufenförmig abfallenden Steilwänden schwimmen uns aber auch Schildkröten über den Weg, und ein paar Glückliche sichten sogar einen Hammerhai tief unten im Blauwasser.

Strahlende Tauchgesichter auch bei den Küstenspots rund um Dauin. Die Region mit schwarzem Vulkansand gilt als exzellentes Critter-Gebiet. Ganze Felder von Sandaalen erwarten uns, dazu Anglerfische und Fangschreckenkrebse sowie Geisterpfeifenfische neben zig Nacktschnecken. Sogar die beliebte Shaun the Sheep-Minischnecke kriecht uns vor die Tauchermaske. Der letzte Tag unserer Tauchsafari steht ganz im Zeichen von Strecke machen.

Von Dauin aus umrunden wir die Südspitze der Insel Negros, und immer an der Küste entlang bis hoch nach Sipalay. Das sind nahezu 80 Kilometer. Auf dem Weg erkunden wir drei Tauchspots, die vom Barrakudaschwarm über Steinkorallen bis hin zu farbenprächtigen Crittern viel Schönes zu bieten haben.

Sipalay

Wir sind am Endpunkt der Tour und Heimatbucht der Royo: das Easy Diving & Beach Resort von Christian Reinwald. Erneut freuen wir uns über gemütliche Zimmer und das vermutlich beste Essen der Gegend. Eine Mischung aus philippinischer und europäischer Küche, selbst Schweizer Rösti und Cordon bleu stehen auf der Karte.

Nun ist Zeit zum Entspannen, Baden und auf Tagestouren Land und Leute, Reisfelder, Seen und Tropfsteinhöhlen erkunden. Aber auch das Tauchgebiet um Sipalay kann sich sehen lassen. Unser Fazit? Die Safari ist top, um in einer knappen Woche die besten Tauchspots der Zentral-Visayas zu erkunden. Toll zudem die Kombiation aus Tagesschiff und Hotelnächten.

Tauchsafarischiff ROYO

Baujahr: 2005. 2021 generalüberholt.
Besitzer: Easy Diving/Christian Reinwald
Cruisedirector/Tourguide: Lara Reinwald (Tochter von Christian)
Crew: 10 und 2 Diveguides
Länge: 27 m
Schiffs-Art: Bangka, also ein Holz-Auslegerboot in traditionell philippinischem Stil
Motor: 1 x 320 PS Diesel (Marine Engine)
Ausstattung: Platz für bis zu 12 Gäste mit überdachtem Sitzbereich an Haupt- und Oberdeck sowie kleinem Sonnendeck. Die mit Netzen bespannten Ausleger können bei ruhiger See als Liegeflächen genützt werden. Toilette mit Dusche, Trockenraum für großes Gepäck, Luftkompressor und begrenzte Lademöglichkeit für 220 V.

Touren: Die Sechs-Tages-Touren starten entweder in Moalboal auf Cebu und enden in Sipalay auf Negros oder umgekehrt.
Reisezeit: Die Visayas-Safaris werden von Oktober bis Mai angeboten.

Das Easy Diving & Beach Resort in Sipalay ist ganzjährig geöffnet.
Kontakt & Infos: www.sipalay.de

REISEINFOS

Anreise: zum Beispiel mit Cathay Pacific von Frankfurt nach Manila. Nach einer Hotelnacht weiter per Inlandsflug nach Bacolod oder Dumaguete auf Negros. Von dort sind es rund vier Stunden Autotransfer in das Resort nahe Sipalay. Alternativ Direktflug nach Cebu City und etwa drei Stunden Autotransfer nach Moalboal.

Einreise: Reisepass (mindestens noch sechs Monate gültig). Man erhält bei der Einreise ein gebührenfreies Touristenvisum, das 30 Tage gilt.
Währung: Im Tauchsafari-Paketpreis ist das Abendessen in den Hotels/Restaurants inkludiert. Nur Extras wie Getränke und Desserts können vor Ort auch mit Kreditkarte bezahlt werden. Offizielle Währung ist der Philippinische Peso (PHP). 100 Peso sind etwa 1,61 Euro.


Medizin: Impfungen und evtl. Malariaprophylaxe vor der Reise mit dem Hausarzt abklären. Infos gibt es auch bei der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin: www.dtg.org.
Die nächsterreichbaren Druckkammern befinden sich in Bacolod, Cebu City und Manila.
Gut zu wissen: Die Wassertemperaturen schwanken zwischen 27 Grad Celsius im Dezember/Januar und 30 Grad im Juni.
Zeitverschiebung: MEZ plus 7 Stunden
Touristische Infos: www.morefunphilippines.de

Veranstalter:
Aquaventure
www.aquaventure-tauchreisen.de
Sun & Fun Sportreisen
www.sunandfun.com

Preisbeispiel
14 Tage/12 Nächte: Flug mit Cathay Pacific ab/bis Frankfurt oder München nach Manila (Rückflug von Cebu), Inlandsflug Manila – Bacolod, Transfer nach Sipalay, vier Nächte Sipalay Easy Diving Resort mit Frühstück, sechs Tage Visayas-Safari (inklusive Tauchen und Vollpension) von Sipalay bis Moalboal, drei Nächte Moalboal im Cebu Seaview Dive Resort mit Frühstück, Transfer nach Cebu City Airport: ab 2575 Euro pro Person im Doppelzimmer.