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Kinofilm „Shallows – Gefahr aus der Tiefe“: Sharkproject kritisiert unrealisitischen Hai-Schocker

Bedrohte Raubfische: Die Darstellung von Haien im Film "Shallows" sei unrealistisch und gefährlich, betont Sharproject.

Der Große Weiße Hai, den man im Trailer sehen kann, ist ein gewaltiges Tier. Wie realistisch ist diese Darstellung eigentlich tatsächlich?

Friederike Kremer-Obrock: Wir kennen nicht den ganzen Film, aber das, was ich da im Trailer gesehen habe, ist völlig unrealistisch. Wie katapultiert sich ein Großer Weißer Hai mit geschätzten und völlig überzogenen sieben Meter Länge in Strandnähe so hoch aus dem Wasser? Seine bei weitem kleineren Artgenossen vor der Küste Südafrikas brauchen dafür eine Tiefe von mindestens 20 Metern, um nach stark beschleunigtem vertikalem Aufstieg hoch zu springen.

Auch der Biss im Bein der Frau, so hübsch klein und nicht wirklich tief, passt nun nicht wirklich zu diesem Hai, der dann Minuten später den Kollegen vom Brett holt und in zwei Teile reißt.

 

Und warum sollte das Tier sich permanent auf die Lauer legen und die Frau fressen wollen, bewusst die Flut abwarten, und dann die Boje bewusst anrempeln, damit die Frau runterfällt? Ich verstehe das nicht. Das verstehen eben nur jene, die diesen Horrorfilm gedreht haben, und mit völlig unrealistischen Verhaltensweisen und Darstellungen wieder einmal ein Bild eines Tieres zeichnen, das so nicht existiert.

Sie selbst kennen Große Weiße Haie in freier Natur, sind schon oft und an verschiedenen Orten auf dieser Welt mit ihnen getaucht. Was ist das für ein Gefühl? Wie haben Sie die Tiere erlebt?

Gerhard Wegner: Niemals als Monster und Menschenfresser. Mit einem Raubtier zu interagieren, ist immer ein besonderes Erlebnis. Und wenn das Tier so groß und mythengespickt ist wie ein Großer Weißer Hai, dann wird das Erlebnis noch einzigartiger. Ich bin mit den Haien frei getaucht oder geschützt in einem speziellen U-Boot: niemals hatte ich das Gefühl einer Gefährdung oder gar, dass sie mich fressen wollten.

Haie sind faszinierende und intelligente Tiere – in den seltensten Fällen greifen sie Menschen an. Foto: Gerhard Wegner
Haie sind faszinierende und intelligente Tiere – nur in den allerseltensten Fällen greifen sie Menschen an. Foto: Gerhard Wegner

Was ich fühlte, war Respekt. Tiefen Respekt vor einem solch gewaltigen Raubtier, vor seiner Kraft und seiner Intelligenz. Ein solches Tier als blutrünstige, rein instinktiv gesteuerte Killermaschine zu zeigen, ist falsch und respektlos, immer wieder.

Spielbergs Film „Der Weisse Hai“ hat das Bild vieler Menschen sehr negativ beeinflusst, als er den Hai als Monster und Killer darstellte. Noch heute hat ein Großteil der Generation, die mit diesem Film aufgewachsen ist, Angst vor dem Hai. Wie steuert Sharkproject gegen? Besteht nicht die Gefahr, dass jetzt die nächste, heutige Generation von Jugendlichen auch diese Angst lernt?

Friederike Kremer-Obrock: Ich bin immer wieder erstaunt, wie aufgeklärt viele Kinder und Jugendliche dem Thema Haie und dem marinen Ökosystem gegenüberstehen. Bei unseren Vorträgen und Veranstaltungen kommt es regelmäßig vor, dass Kinder ihren Eltern und den erfahrenen Sharkprojectlern genauestens erklären, wie die Unterwasserwelt funktioniert. Trotzdem haben wir noch sehr viel Arbeit vor uns. Das Wichtigste ist es in der Tat, jetzt die nächste Generation aufzuklären. Wir bilden daher bundesweit Schulreferenten aus, die im Rahmen unseres Schulprogramms von interessierten Einrichtungen eingeladen werden, und dort referieren. Das geht schon im Kindergarten los, und bis zur gymnasialen Oberstufe. Das Grundschulprogramm (3. bis 4. Klasse) ist für Lehrer und Schulen zum Download auf unserer Webseite vorhanden; das internationale Schulprogramm ist derzeit in Deutsch und Englisch erhältlich. Übersetzungen in Französisch, Italienisch und Spanisch sind aktuell in Arbeit.

Sharkproject freut sich sehr darüber, dass wir neuerdings in verschiedenen Städten Deutschlands mit der Arche zusammen arbeiten. Wir bringen gemeinsam Kindern, die sich sonst eher nicht mit dem Ökosystem Meer und mit der Rolle des Hais darin auseinandersetzen würden, dieses Thema näher. Unsere rund 40 Schulreferenten könnten, um die vielen Anfragen von Institutionen und Schulen zu bewältigen, aber gerne auch Verstärkung gebrauchen. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an schulprojekt@sharkproject.org. Alle weiteren Informationen zu unserer Arbeit gibt es auf unserer Homepage www.sharkproject.org.