Reiseberichte

Alles für einen

Marsa Alam, Ägypten, im Dezember 2014. Kein Mensch spricht mehr von der Revolution. Eher noch lässt der Blick auf den Geldbeutel die meisten Einheimischen wehmütig von vergangenen Tagen träumen.

Im Rückblick war der Januar 2011 doch schwer zu verdauen. Selbst vier Jahre später sind Presse und potenzielle Urlauber noch so sensibilisiert, dass sogar der Achsbruch eines Kleinlasters auf der Straße nach Qasr Farafra als möglicher Anschlag ausgelegt wird. Eigentlich lächerlich, denn die Revolution ist irgendwo zwischen Kairo und den ägyptischen Touristenzielen in einer Sanddüne stecken geblieben. Im Süden des Landes kamen die Unruhen nie an, und selbst der eifrigste Revolutionär konnte lediglich vor dem Fernseher Fäuste reckend Anteil nehmen.

Nach Flaute folgt Brise

Als zu jener Zeit viele Reiseveranstalter die Finger von dem scheinbar viel zu heißen Eisen Ägypten ließen, hielt die belgische The Three Corners-Gruppe weiter an dem Glauben fest, es würde nach der Flaute eine frische Brise durch das Land am Nil wehen. Und der Erfolg des Unternehmens gibt den Verantwortlichen Recht! Die Three Corners Hotels sind bei den Urlaubern beliebt, die Resorts sind gut besucht und die angeschlossenen Tauchbasen ausgelastet. Mit einem zuversichtlichen Blick auf die Zukunft eröffnete das Unternehmen im November 2014 daher ein weiteres Hotel im Süden des Landes: das Three Corners Hotel & Spa Equinox in Marsa Alam. Manch Taucher wird sich freuen, dort altbekannte Gesichter zu treffen, denn auch die Extra Divers öffneten auf dem Gelände eine neue und geräumige Basis.

Etwa 30 Kilometer südlich des Flughafens Marsa Alam erstreckt sich die weite Anlage auf einer Anhöhe am Rande einer Bucht. Vom Grillrestaurant blickt man einen Hügel hinunter auf einen weiten Strand mit Sonnenschirmen, Strandliegen, einer Bocciabahn, dem Quad-Verleih und dem obligatorischen »Kamel zum Anfassen«. Alles da, was zu einem Ägyptenurlaub gehört. Und trotzdem ist es hier anders. Denn neben der Kombination aus hervorragender Küche, geräumigen Zimmern und ruhiger Atmosphäre ist das Resort für Taucher besonders wegen seiner Lage interessant. Wer zu Mittag den Blick von seinem Grillteller über die Bucht Richtung Meer wandern lässt, kann winzig klein am Horizont an der immer gleichen Stelle vereinzelte Boote entdecken. Sie markieren den Standort eines der bekanntesten Tauchspots des Roten Meeres.

Kürzester Weg ins Paradies

Das Elphinstone-Riff liegt dort – und damit direkt vor der Haustür des Equinox Resorts. Nur 15 Speedbootminuten trennen einen vom Taucherglück. Wer sich bei der Extra Divers-Basis zu einem Early Morning Dive einträgt, wird fast selbstverständlich genau dort abgeworfen – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Aber selbst wenn ein Ausflug mal ausfällt, ist das kein Beinbruch, denn das Riff mit seinen Haien, Napoleons und atemraubenden Abgründen wird bei Bedarf mehrmals täglich angefahren. Im günstigsten Fall startet der Trip noch vor dem Frühstück. So ist man bereits kurz nach Sonnenaufgang am Ort der Begierde und kann lange vor Ankunft der Tagesboote am Nordplateau abtauchen. Am frühen Morgen, bevor die Geschwader an Tagesbooten anrücken, ist die Chance am größten, dort Hammerhaien zu begegnen.

Ab nach Abu Dabab!

Wem nach einem tiefen und vielleicht anstrengenden Tauchgang am Elphinstone-Riff der Sinn nach etwas Ruhe steht, dem sei ein Kurztrip in die Nachbarbucht ans Herz gelegt: nach Abu Dabab, wo man Schildkröten, Gitarrenrochen und die berühmte Seekuh erspähen kann. Man erreicht den Platz mit dem Zodiac in nur fünf Minuten. Die Bucht ist seit einigen Jahren nicht mehr so überlaufen. Grund dafür war ein Unwetter im Winter 2011/12.

Nach starken Regenfällen im Hinterland wurde ein großer Strandabschnitt von den Wassermassen des über die Ufer tretenden Wadi mit all seinen Liegen, Schirmen und der Frittenbude im Blau der Bucht verteilt. Liegen und Schirme konnten geborgen werden, der eingespülte Sand jedoch überdeckte die Seegraswiese. Ein Grund für viele Reiseleiter, den Trip dorthin aus dem Programm zu nehmen. In der Zwischenzeit ist die Weide wieder zur alten Pracht herangewachsen, und die Tiere sind zurückgekehrt. Die Massen zum Glück jedoch nicht. Zum Schutz der Fauna wurde innerhalb der Bucht eine für Boote gesperrte Zone eingerichtet.

Date mit Dugong

Mit dem Schlauchboot können auch die vorgelagerten kleinen Riffe Abu Dabab 1-5 angefahren werden. Besonders interessant ist das wenig betauchte, etwa drei Minuten Fahrtzeit entfernt liegende Um Halalah-Riff. Hierbei handelt es sich um eine etwa 800 Meter lange, labyrinthartige Rifflandschaft, mit vielen einzelnen Blöcken und Säulen die aus 20 Meter Tiefe bis knapp unter die Wasseroberfläche reichen. Überhänge und Spalten werden unter anderem von Weißspitzen-Riffhaien gerne als Schlafplatz genutzt. Auf dem Rückweg von Um Halalah passiert man den Anlegesteg des Tagesbootes im Eingangsbereich der Bucht. Vor einem bis knapp unter die Oberfläche reichenden Riffblock breitet sich eine weitere Seegraswiese aus. Hier leben Seepferdchen und viele grüne Schildkröten. Auch die Seekuh aus Abu Dabab fühlt sich hier wohl, weshalb die Wahrscheinlichkeit, ihr hier zu begegnen, größer ist als in der berühmten Nachbarbucht.

Das Tier ist groß und neugierig, manchmal kommt es bis auf wenige Zentimeter an die Taucher heran. Wenn man sich ruhig verhält und in einer kleinen Gruppe taucht, bleibt die Seekuh bisweilen den ganzen Tauchgang in der Nähe.

Vom Equinox kommend springt man deshalb am Buchtausgang vom Zodiac und entdeckt eine Seite Abu Dababs, die ein Strandtaucher nur selten zu sehen bekommt. Das Außenriff ist am Nachmittag in ein stimmungsvolles Licht getaucht. Riesige Schwärme Großmaulmakrelen filtern das einströmende Wasser. Versteckt liegen Rochen zwischen den mächtigen Korallenblöcken auf dem Sandgrund. Wer im weiten Bogen vom Buchteingang über die innere Seegraswiese wieder zurück ans Außenriff taucht, bekommt in nur 60 Minuten beinahe alles geboten, was man von strandnahen Tauchgängen im Roten Meer erwarten kann: Rochen, Barrakudas, Makrelen auf der Jagd und manchmal auch die Seekuh. Der Riff-Abschnitt zwischen Abu Dabab und der Equinox-Bucht ist so lang, dass sich ein zweiter und dritter Tauchgang lohnt. Etwa auf halber Strecke liegt ein kleines Canyon- und Höhlensystem in der Riffwand versteckt. Hier sollte man sich am besten direkt vom Schlauchboot absetzen lassen und das Riff in einem »One way dive« zurück zum Hausstrand erkunden. Ein paar Flossenschläge abseits des Höhlensystems stößt man auf eine der größten Salatkorallen der ägyptischen Südküste.

 

 

Für Wrackfans: Die Hamada

Wrackfans bieten die Extra Divers Equinox die Möglichkeit, das etwa 65 Meter lange Relikt eines 1993 gesunkenen Frachters zu besuchen. Die »Hamada« hatte tonnenweise Plastikpellets in Säcken geladen. Mit dieser Fracht lief sie bei Sturm auf das Riff auf. Heute liegt sie in maximal 16 Meter Tiefe vor der Rotmeerküste. Der vordere Teil des Wracks mit den Aufbauten, Kabinen, der Brücke und der Kombüse ist überbordend mit Korallen bewachsen. Der hintere, abgerissene Teil liegt mit dem Rumpf nach oben im Sand. In den Laderäumen findet man noch immer viele Säcke mit Pellets – allerdings an der »Decke« treibend.

Etwa 25 Tauchplätze kann man gemeinsam mit dem Team um Basisleiter Mohamed Saleh entdecken. Und wer nach einem aufregenden Tauchtag am Abend noch fit ist, hängt einfach einen Nachttauchgang am Hausriff an. Oder setzt sich mit Freunden auf die Terrasse der Basis und plant mit der Crew die Tauchtrips für den nächsten Tag.

Reiseinfos

Marsa Alam ist eine Kleinstadt in Südägypten am Roten Meer, 270 Kilometer südlich von ­Hurghada.

An-/Einreise: Flug zum Marsa Alam Airport z.B. mit Sun Express, Air Berlin oder Condor von allen größeren deutschen Flughäfen. Die Flugzeit beträgt zwischen viereinhalb und fünf Stunden, der Transfer vom Flughafen zum Hotel etwa 30 Minuten. Für die Einreise wird ein Reisepass benötigt. Ein Touristenvisum für Ägypten ist bei einigen Veranstaltern bereits im Preis inbegriffen und wird bei Ankunft von der Reiseleitung ausgehändigt. Falls nicht, kann ein Visum in der Ankunftshalle zum Preis von derzeit rund 20 Euro gekauft werden. Vor dem Flug empfiehlt es sich, die Gepäckbestimmungen der Airline zu checken, da sich die Freigepäckmengen und Preise für den Tauchgepäcktransport in den letzten Jahren oft änderten.

Unterkunft: Das Vier-Sterne-Hotel »Three Corners Equinox Beach Resort« besteht aus drei Gebäuden, die halbmondförmig um eine Poollandschaft gebaut sind. Die 213 Räume sind unterteilt in drei Kategorien: Standardzimmer, Superiorzimmer und Familiensuiten. Die Superiorzimmer liegen im Hauptgebäude mit den Bars und dem Breakfast & Dinner-Restaurant. Taucher mit viel Equipment sollten eines der Standardzimmer im Südgebäude nehmen. Der Weg zur Basis und zum 1,3 Kilometer langen Hotelstrand reduziert sich von hier aus auf ein Minimum. Frühstück und Abendessen werden in Buffetform gereicht. Mittagessen und Kaffee nimmt man in der Grillbar ein. Hier gibt es Speisen à la carte. Hinter dem Empfangsbereich des Resorts findet man eine Markthalle mit Shops, dort kann man neben Souvenirs auch Strandkleidung, Sonnencreme und Zigaretten kaufen. Marsa Alam ist eine Kleinstadt in Südägypten am Roten Meer, 270 Kilometer südlich von ­Hurghada.

Tauchen: Ein paar Meter unterhalb des Grillrestaurants liegt  die Extra Divers Equinox-Basis. Unterrichtsräume, Equipmentlager, Rezeption und Kaffeebar sind zusammen untergebracht, Duschen, WC und Trockenraum liegen etwas weiter in Richtung Strand. Getaucht wird mit 12/15-Liter-Alu-Flaschen. Auf Wunsch gibt es auch kleinere Flaschen für Kinder oder für das Sidemount-Tauchen. Nitrox gibt es mit entsprechender Brevetierung gratis. Unterwasser-Scooter können gegen Vorlage eines Brevets geliehen werden. Die Basis bildet nach SSI bis zum Dive-Con aus; auf Wunsch auch nach PADI und CMAS. Getaucht wird vom Strand oder vom Boot. Zu diesem Zweck organisiert die Basis täglich Trips mit dem Minibus, dem Tagesboot oder dem Zodiac. Hausriffabstiege sind zwischen 8 und 16 Uhr möglich.
Preise fürs Tauchen: Hausriff-TG 23 Euro; Paket 10 TG: 319 Euro; SSI OWD: 349 Euro; komplette Ausrüstung pro Tag: 25 Euro.
Infos: www.extradivers-worldwide.com

Weitere Infos: Preisbeispiel von Reisecenter Federsee (www.rcf-tauchreisen.de): Eine Woche im Juni 2015 kostet mit Flug ab Deutschland nach Marsa Alam, Transfer ab/bis Airport, Doppelzimmer und All Inclusive pro Person ab 599 Euro. Ägypten-Infos: www.egypt.travel c Weitere Infos: Preisbeispiel von Reisecenter Federsee (www.rcf-tauchreisen.de): Eine Woche im Juni 2015 kostet mit Flug ab Deutschland nach Marsa Alam, Transfer ab/bis Airport, Doppelzimmer und All Inclusive pro Person ab 599 Euro.

Ägypten-Infos: www.egypt.travel