TEXT: Claudia Weber-Gebert
Die Region Halmahera hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm und musste erst einmal nachschauen, wo sie denn genau liegt. Für alle, die es auch nicht wissen: Es ist nordwestlich von Raja Ampat. Unsere Liveaboard-Tour auf der M/S »Gaia Love« startete in Ternate/Halmahera und führte uns die letzten Tage dann auch über Misool und Raja Ampat zurück nach Sorong. Halmahera ist wenig touristisch erschlossen. Es gibt vor Ort kaum Tauchbasen. Daher ist eine Tauchsafari in dieser Region die beste Art des Tauchens. Da es kaum Touristen in diese Gegend verschlägt, sprechen auch nur sehr wenige Einheimische Englisch. Die abgelegene Region, die zu den Nord-Molukken gehört, bietet wunderschöne Tauchgebiete rund um die kleinen vulkanischen Inseln. Und da in dieser abgelegenen Region nur die einheimische Bevölkerung mit kleinen Fischerbooten für den eigenen Bedarf angelt, ist der Fischreichtum enorm, und die Riffe sind intakt. Überall dort, wo der kommerzielle Fischfang noch nicht vorgedrungen ist, findet man die wunderschönen Riffe, die zeigen, wie es einmal überall in unseren Weltmeeren aussah, bevor Fischtrawler alles zerstört haben.
Einfach zu viel
Unser »running gag« wenn unsere Guides uns nach den Tauchgängen fragten, wie es uns gefallen hat: »Great! Just too many fish!« Einfach zu viel Fisch. Wie schön, dass wir diesen ernstgemeinten Scherz fast immer bringen konnten. Die Gaia Love ist außerdem das einzige Tauchschiff weit und breit. Wir hatten alle Tauchplätze exklusiv für uns allein. Kein Rudeltauchen, kein Massentourismus – einfach nur Ruhe und herrliche Landschaften über und unter Wasser. Drei bis vier Tauchgänge am Tag sind auf dieser Tour angesagt. Die Crew kümmert sich um die Ausrüstung, und so kann man zwischen den Tauchgängen entspannen, die leckeren Mahlzeiten genießen, eine Massage buchen oder mit dem Kajak selbst die Umgebung erkunden.
Halmahera
Hier bekommt man eigentlich alles, was das Herz eines Tauchers begehrt, vor das Maskenglas. Die Divespots an dieser Stelle im Korallendreieck sind sehr abwechslungsreich. Man findet hübsche Korallengärten mit Sandflächen, Steilwände mit wunderschönem Bewuchs, dazu Tonnenschwämme und blaue Schwämme, riesige Korallenfächer, knallbunte Weichkorallen, Hartkorallen in allen Variationen und überall eine unglaubliche Vielfalt an Fischen. Hai-Begegnungen stehen fast auf der Tagesordnung: Schwarzspitzen-Riffhaie, die vorsichtig die Taucher beäugen, aber dennoch eher auf Distanz bleiben. An verschiedenen Stellen kann man saisonal Mantas antreffen – sowohl Riff-Mantas als auch die riesigen Ozean-Mantas.
Auch Schildkröten schwimmen hin und wieder vorbei. Besonders beeindruckend sind die Tauchplätze, die sich dicht am Ufer der Inselchen befinden. Hier liegen Baumstämme, die von den Felsen ins Wasser gestürzt sind, von der Natur in die Salzwasser-Welt integriert wurden und anmutige Szenen kreiert haben – eine magische Zauberwelt. Vor allem die Weitwinkel-Fotografen sind hier richtig, die gern große Szenen ablichten. Davon gibt es vor Halmahera jede Menge. Bei jedem Tauchgang gibt es zum Abschluss ein sonnendurchflutetes Riffdach, an dem man seinen Sicherheitsstopp genießen kann, bis das Finimeter sagt, dass es jetzt doch Zeit ist, den Tauchgang zu beenden.
Feines Kleines
Neben den vielen großen Fischen und den großen Schwärmen sitzt zwischen all den farbigen Korallen natürlich auch jede Menge Critter-Getier: niedliche Pygmäen-Seepferdchen, viele bunte Nacktschnecken, alle möglichen Arten an Krabben und Garnelen. Die geschulten Augen der Guides finden jedes noch so kleine Tierchen. Besonders bei den Nachttauchgängen kann man sich voll auf die Guides verlassen: Einige Critter-Arten sind bestens an ihre Umgebung angepasst und heben sich kaum von ihr ab. Doch die Guides entlarven professionell jede Camouflage-Tarnung.
Wo sind die Flohkrebse?
Eine Besonderheit rings um Pulau Pisang im Süden von Halmahera sind die Flohkrebse mit schwarzen Augen. Eine Art, die man nur dort antrifft. Dafür aber reichlich und eigentlich easy zu finden, wenn man weiß, wo man suchen muss. Wie immer gibt es jedoch einen Haken, wenn etwas leicht zu finden ist. In diesem Fall sind es Strömung und Dünung, die es dem Makro-Fotografen nicht einfach machen. Die Algen und Korallen wedeln hin und her. Fotos machen klappt, Videodreh ist fast unmöglich. Den Schildkröten machen weder Strömung noch Dünung etwas aus – sie suchen sich ein ruhiges Eckchen und machen sich nichts aus den Flohkrebsen und Makro-Fotografen.
Vulkanische Inselwelt
Auf der Fahrt von einem Tauchplatz zum nächsten passieren wir die einsame Inselwelt von Halmahera. Manchmal sieht man einen kleinen Strand mit einer Handvoll Häuser und ein paar Fischerboote der Einheimischen. Dort ist die Unterwasserwelt vollkommen in Ordnung. Die vulkanischen schwarzen Felsen der Inseln sind mit üppigem Grün bewachsen, und die Vogelstimmen tönen bis zum Schiff herüber. Hohe Vulkankegel sind aus der Ferne auszumachen. Hin und wieder hört man von Vulkanausbrüchen in Indonesien. Die einheimische Bevölkerung nimmt dies jedoch meistens gelassen, es gehört zum Alltag.
Muck Dive
Es gibt in Halmahera nur wenige größere Städte, die auch einen Flugplatz haben. Und genau dort findet man leider auch die üblichen Zivilisationsspuren: Plastikmüll an Land und im Wasser. Der Wasservorrat der M/S Gaia Love muss aufgefüllt werden. Für uns bedeutet das: Muck dive in Ufernähe. Ein Highlight für jeden Makro-Fotografen. Seepferdchen, Frogfish, Krebse und regelrechte Miniaturwelten aus Mini-Anemone mit winzigem Baby-Clownfisch und zwergenhaften Garnelen erwarten uns. Das, was man draußen im Riff sehen kann, gibt es auch hier im Kleinformat in der Größe einer Zwei-Euro-Münze.
Sowohl am Tag als auch bei den Nachttauchgängen ist die Vielfalt der Critter erstaunlich. Ein wunderschöner Ausklang unserer Reise durch die Inselwelt Halmaheras sind die letzten drei Tage, in denen wir über Misool und Raja Ampat Richtung Sorong reisen. Hier nehmen wir alle Höhepunkte an Tauchspots mit: Magic Mountain, Four Kings, Nudi Rock und Boo Window. Der krönende Abschluss auf unserem letzten Streifzug unter Wasser ist dann ein riesiger Ozeanischer Manta, der majestätisch über uns kreist. Wenn das kein würdevoller Abschied ist!
Reiseinfo: M/S GAIA LOVE
Das moderne Liveaboard bietet alles, was das Herz begehrt: großzügige Kabinen, auf dem oberen Deck mit Balkon, jede Kabine mit geräumigem Duschbad. Die Betten sind groß und bequem, es befindet sich sehr viel Stauraum in den hellen Kabinen. Das Konzept mit hohem Niveau ist durchdacht: Einer der Schiffseigner hat extra Tauchen gelernt, um seine Erfahrungen als Taucher dann in das Design und die Ausstattung des Schiffes einfließen zu lassen und an die Bedürfnisse der Gäste anzupassen. Die Gaia Love ist ein Stahlschiff. Im Gegensatz zu den üblichen Segelschiffen, die in Indonesien häufig unterwegs sind, liegt sie sehr ruhig im Wasser – ideal für Gäste, die leicht seekrank werden.
Daten & Fakten:
Länge/Breite in Meter: 40 /10
Kabinen/max. Gäste: 10/20
Essen: 3-Gänge-Mahlzeiten, internationale Küche; Snacks und kalte Getränke jederzeit
Tauchen: Drei bis vier Tauchgänge pro Tag werden angeboten. Für Unterwasserfotografen gibt es einen eigenen klimatisierten Kameraraum mit Steckdosen, wo jeder seine Geräte zusammenbauen und laden kann. Jeder hat für seine Kamera ein eigenes Wasserbecken zum Ausspülen. Nach jedem Tauchgang liegt ein frisches Handtuch am Platz bereit, und es wird eine Tasse Tee gereicht. Wer seine eigene Ausrüstung nicht beim Flug transportieren möchte, kann auch alles auf der Gaia Love ausleihen. Nitrox gibt es auf Wunsch.
Routing: Die Gaia Love kreuzt überall in Indonesien an den schönsten Tauchplätzen – Raja Ampat – Triton Bay und Bandasee – Komodo – Maumere – Alor – Sundasee – Forgotten Islands – Feuerring. Alle Touren können direkt online gebucht werden. Online gibt es auch einen Zeitplan mit allen Touren in Indonesien. Flüge lassen sich dazu auch online buchen. Wem das zu kompliziert ist, der kann sich in einem Reisebüro beraten lassen und dort die Flüge buchen.