Biologie

Haie: Streitthema Haifütterungen

PRO: TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger

Michael Krüger ist TAUCHEN-Redakteur und hat schon etliche Male an Haifütterungen in der Karibik teilgenommen.
Michael Krüger ist TAUCHEN-Redakteur und hat schon etliche Male an Haifütterungen in der Karibik teilgenommen.

Eine bessere PR für Haie gibt es nicht!

Nüchtern betrachtet sind Fütterungen meiner Meinung nach Haischutz der funktioniert, weil die Gesetze der Marktwirtschaft greifen. Quasi eine „Win-Win-Situation“ für alle. Das wichtigste: Es fließt eine Menge Geld dabei. Tourismboards und Tauchbasen profitieren. Public Relations, Virales Marketing via Facebook, Instagramm und Youtube übernehmen Medien und Gäste. Taucher und UW-Fotografen erleben Tiger-, Hammer,- Bullen, Weißspitzenhochsee- und Karibische Riffhaie hautnah – ein einmaliges Erlebnis! Das Wichtigste: Die Haie werden geschützt, weil sie ganz nebenbei auch wahre Geldesel sind.

Haitauchen soll den Bahamas jährlich geschätzte 80 Millionen Dollar einbringen (Quelle: Divetalking online). Auf den Inseln der Bahamas ist der Fang von Haien gesetzlich verboten. „Zero Tolerance“. An vielen Häfen hängen Verbotsschilder und Marine-Einheiten patrouillieren die Gewässer und greifen – wie mir berichtet wurde – richtig hart durch. Mehr als 40 Haiarten leben in den Gewässern. Für den Tourismus sind die Haie gute Devisenbringer.

Filmteams und Magazine wie TAUCHEN berichten. Gäste posten Fotos oder laden Filme hoch. „Die ganze Welt sieht, dass Haie keine blutrünstigen Bestien sind. Eine bessere PR für Haie gibt es nicht“, sagte Sharkfeeder Jamie Rolle in einem Interview. Einige Taucher lehnen dieses Szenario prinzipiell ab und verweisen auf die Veränderung des natürlichen Verhaltens. „Die Haie hier sind Botschafter“, sagt der Rolle, der die Anfänge auf Grand Bahama erlebt hat. Auf den Bahamas läuft das seit fast 40 Jahren nahezu unfallfrei ab. Wer es jemals erlebt hat, wird sich kaum der Faszination entziehen können.

Was sagt Sergio Tritto dazu, der Haifütterungen vor Jardines de la Reina vor Kuba durchführt: „Ohne unsere Tauchgänge gäbe es hier keine Haie. Von den paar Gräten werden die Haie nicht satt und verlieren auch nicht ihren natürlichen Jagdtrieb. Wir machen das seit 15 Jahren dreimal täglich. Ich habe hier mehr als 5000 Tauchgänge mit Gästen erlebt und nie ist irgendetwas passiert. Wenn die Strömung zu stark oder die Sichtweite schlecht ist, wird gar nicht erst abgetaucht. Jeder, der hier getaucht ist, wird seinen Freunden von diesem einzigartigen Abenteuer berichten. Die meisten  erleben Haie als sehr vorsichtige und neugierige Tiere – für viele Taucher ist es das Tollste, was sie gesehen haben. Natürlich sind Haie keine Kuscheltiere. Sie könnten uns in Stücke reißen. Aber sie tun es nicht. Und jeder, der das erlebt hat wird es kommunizieren. Das ist Haischutz!“

NEUTRAL: Sharkproject-Präsident Gerhard Wegner

Gerhard Wegner ist Grunder und Prasident der Haischutzorganisation Sharkproject.
Gerhard Wegner ist Grunder und Prasident der Haischutzorganisation Sharkproject.

Ich lehne Haifütterungen nicht grundsätzlich ab

„Wir sehen die Entwicklung im Haitourismus sehr zwiespältig. Einerseits ist es unbestritten, dass der Haitourismus dazu beiträgt, eine engagierte Lobby für Haie zu schaffen, aber andererseits sind für die meisten Formen des Haitourismus Fütte- rungen notwendig. Aber gerade dieses Füttern ist das Problem: Es verändert das Verhalten der Tiere gegenüber den Menschen. Und das kann zu Unfällen führen. Diese Unfälle wiederum gehen weltweit durch die Presse und schüren das Image des ‚Killerhais’. Dass die Gründe für diesen Unfall von den Tauchern oder unverantwortlichen Tourismusveranstaltern verursacht werden, interessiert die Presse nicht, und die breite Öffentlichkeit erfährt nur, dass wieder mal ein Hai ‚zugeschlagen’ hat. Es gibt klare ‚No go’s’ für die provozierten Haibegegnungen. Wer die als Veranstalter oder Haitourist nicht einhält, handelt fahrlässig und schadet den Tieren erheblich. Wer als Taucher auf Haibegegnungen nicht verzichten will, muss diese Regeln beachten beziehungsweise seinen Veranstalter daraufhin überprüfen.“