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Wissen News im Juli


Schiffswracks aus dem 17. Jahrhundert identifiziert 

Schwedische Unterwasserarchäologen haben zwei Schiffswracks identifiziert, die sie bereits im Herbst 2019 in Vaxholm bei Stockholm fanden. Es handelt sich um die Schiffe Apollo und Maria, die 1648 gebaut und 1677 absichtlich versenkt wurden. Die beiden Kriegsschiffe wurden für den Truppentransport in Vorbereitung auf eine Invasion durch Karl X. Gustav genutzt. Erst durch umfangreiche Holzproben, Messungen von Decksbalken und Spanten sowie gründliche Archivrecherchen konnte die Frage beantwortet werden, welche Schiffe die Archäologen überhaupt entdeckt hatten.  
„Die Identifizierung der Schiffe war ein echtes Rätsel und es gab viele Puzzleteile“, sagt Jim Hansson, Archäologe und Projektleiter. „Das sind große Schiffe mit beeindruckenden Dimensionen. Wir haben eine Reihe von Holzproben zur Altersbestimmung entnommen, dadurch konnten wir zeigen, dass die Eiche, aus der man die Schiffe baute, im Winter 1646/47 gefällt wurde. Das bedeutet, dass man die Schiffe ein oder zwei Jahre später baute.“  
Im Archiv stießen die Archäologen auf zwei Schiffe, die 1648 gebaut worden sind: Apollo, gebaut in Wismar, Deutschland, und Maria, gebaut in Skeppsholmen in Stockholm. „Wir wissen auch, dass die wirklich großen Schiffe vom Typ der Vasa in erster Linie die Idee von König Gustav II. Adolf waren, und diese Idee starb mit ihm 1632“, sagt Patrik Höglund, stellvertretender Projektleiter. „Nach seinem Tod baute man stattdessen eher mittelgroße Kriegsschiffe, da man diese für unterschiedliche Zwecke einsetzen konnte und sie seetüchtiger waren als die größeren, schwerfälligen Schiffe.“ Dieser Typ von mittelgroßen Schiffen war mit schwerer Artillerie ausgestattet. Obwohl die Schiffe nicht besonders groß waren, waren sie sehr robust gebaut, um dem Gewicht der Artillerie standzuhalten. Die Feuerkraft der Schiffe wuchs im Verhältnis zu ihrer Größe, und Apollo und Maria sind gute Beispiele dafür.“ 

Rekonstruktion der »Apollo«. Foto: Vrakmuseum Schweden

Die Polizeitaucher von Schleswig-Holstein bei der Bergung eines Stellnetzes. Foto: Florian Huber
Toter Hornhecht (Belone Belone) im zu bergenden Stellnetz. Foto: Florian Huber

 

 

 

 

 

Drei Kilometer Geisternetze geborgen 

Die Forschungstaucher des Kieler Unternehmens submaris waren im Mai erneut in der Ostsee bei Fehmarn unterwegs, um Geisternetze zu verifizieren und zu bergen. Initiiert wurde die Geisternetzwoche von Robert Marc Lehmann, der auch die beiden bekannten YouTuber Louisa Dellert und Fritz Meinecke einlud, um über die Problematik, die letztendlich alle Weltmeere betrifft, in den sozialen Medien zu berichten. Unterstützt wurden die Forschungstaucher tatkräftig von den Polizeitauchern Schleswig-Holstein sowie von einigen Freiwilligen. Insgesamt konnten so rund 3000 Meter Stellnetze sowie ein altes Schleppnetz geborgen werden. 
 


Umweltarchiv Hallstätter See: Bislang tiefste Sediment-Bohrung gelungen

Die steinzeitliche Besiedlungs- und Salzbergbaugeschichte im Alpenraum ist bis heute nicht vollständig geklärt. Ebenfalls fehlen oftmals belastbare Daten zu Umwelt- und Klimaveränderungen oder meteorologischen sowie geologischen Extremereignissen der damaligen Zeit, um Umwelt-Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen zu verstehen. Ein Forscherteam der Universität Innsbruck, des Naturhistorischen Museums Wien, des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ Potsdam und der Universität Bern hat nun erstmals mithilfe modernster Methoden Bohrkerne mit einer Rekordlänge von 51 Metern aus dem Hallstätter See entnommen und gewinnt dadurch einzigartige Einblicke in die Entwicklung einer der ältesten Kulturlandschaften der Welt von den steinzeitlichen Anfängen bis heute.  

Die Bohrinsel im Hallstätter See. Foto: NHM Wien, Kerstin Kowarik

Dank dieser Bohrkerne wird es möglich sein, festzustellen, wann der Mensch das erste Mal im Inneren des Salzkammerguts siedelte, begann seine Umwelt zu beeinflussen und Salz zu produzieren. 400 Meter über dem Hallstätter See liegt eine der wichtigsten archäologischen Fundlandschaften Europas. Bereits vor über 3.500 Jahren bauten Bergleute am Hallstätter Salzberg Steinsalz in nahezu industriellem Ausmaß ab. 

Der Fundort Hallstatt in Oberösterreich ist in der archäologischen Welt vor allem durch Funde aus einem Gräberfeld der älteren Eisenzeit berühmt, die Hallstatt namensgebend für eine Epoche in ganz Europa werden ließen. „Neben dem Gräberfeld mit seinen außergewöhnlich reichen Grabbeigaben sind inzwischen auch die Funde aus den prähistorischen Bergwerken weltweit bekannt, die Dank der Erhaltungsbedingungen im Salzberg ein außergewöhnlich breites Spektrum umfassen“, sagt der Archäologe Dr. Hans Reschreiter von der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien. „Durch mindestens 7.000 Jahre Salzproduktion, von der Steinzeit bis heute, entstand rund um den Hallstätter Salzberg die älteste Kulturlandschaft der Welt, in der immer noch produziert wird.


Kurz notiert

Designstudie der Uthörn II. Foto: Fr. Fassmer GmbH & Co.KG

CO2-Neutral auf der Nordsee

Das Alfred-Wegener-Institut setzt in der deutschen Seeschifffahrt Maßstäbe für Nachhaltigkeit. Anfang Juni fand die Kiellegung für das Nachfolgeschiff des Forschungskutters Uthörn statt. Als erstes deutsches Seeschiff erhält der 35 Meter lange Neubau einen umweltschonenden und besonders emissionsarmen Methanol-Antrieb. Und auch die technische Ausstattung ist hochmodern. So verfügt der neue Forschungskutter neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen sowie über einen Anti-Roll-Tank, der das Schiff bei Seegang stabilisiert.