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Forscher erstaunt: Zwei verletzte Rippenquallen verschmelzen zu einem Organismus

Quallen gelten als evolutionsbiologisch uralte Tiere mit einfachem Aufbau. Nun hat ein Forschungsteam bei den Meereslebewesen eine verblüffende Fähigkeit beobachtet.

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Bestimmte Quallen können sich bei Verletzungen binnen Stunden miteinander zu einem Organismus vereinen – und dabei Organe und Muskulatur synchronisieren. Das berichtet eine Forschungsgruppe nach Versuchen mit Rippenquallen im Fachjournal »Current Biology«. »Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Rippenquallen möglicherweise die Fähigkeit fehlt, zwischen sich und anderen zu unterscheiden«, wird Erstautor Kei Jokura in einer Mitteilung des Verlags zitiert. »Zudem bedeuten die Daten, dass zwei getrennte Individuen ihre Nervensysteme schnell miteinander verbinden können.« Das Team stützt die Studie auf Versuche mit der Meerwalnuss (Mnemiopsis leidyi). Diese etwa zehn Zentimeter lange Qualle stammt ursprünglich aus dem Westatlantik, kommt inzwischen aber auch in Teilen von Nord- und Ostsee sowie von Mittelmeer und Schwarzem Meer vor.

Die Daten aktueller Forschungen zeigen, dass zwei getrennte Individuen der Rippenqualle ihre Nervensysteme innerhalb kurzer Zeit miteinander verbinden können. Auch wenn sie oberflächlich betrachtet wie Quallen aussehen, gelten sie zoologisch nicht als echte Quallen. Nicht zuletzt, weil ihnen die für diese charakteristischen Nesselzellen fehlen.

Zuvor war den Biologen in einem Wassertank eine besonders große Meerwalnuss aufgefallen, die unter anderem über einen doppelten Darmausgang zu verfügen schien. Am Vortag hatte das Team zwei verletzte Quallen in dieses Aquarium gesetzt, die sich dann – so der Verdacht – möglicherweise miteinander vereint hätten. Um dies zu prüfen, schnitt das Team bei weiteren Tieren Teile der äußeren Lappen ab und platzierte die verletzten Stellen direkt beieinander. Neun von zehn Versuchen seien erfolgreich verlaufen, schreibt die Gruppe. Dabei hätten sich die Tiere miteinander verbunden, »und alle vereinten Rippenquallen überlebten im Behälter die gesamte Zeit von drei Wochen«. Schon nach einer Nacht hätten sich beide Tiere miteinander zusammengeschlossen. Wurde danach auf einer Seite ein Lappen angestoßen, reagierte auch die andere Hälfte auf den Reiz – also müssten die Nervensysteme miteinander verschmolzen sein, folgert das Team. »Uns hat die Beobachtung verblüfft, dass mechanische Stimulierung einer Seite auch zu einer synchronisierten Muskelkontraktion der anderen Seite führte«, so Jokura.