








Unser Fazit
Fehler 1: Tauchtauglich oder nicht das sollte, besonders bei neuen Medikamenten, ein Tauchmediziner entscheiden. Mit Zahnweh geht man ja auch nicht zum Urologen.
Fehler 2: Das war schon eine Warnung! Nachfragen ergaben, dass Anna wie auch Robert Alexanders Probleme kannten. Klar, man will den Buddy nicht bevormunden, das ist auch richtig so. Aber ein ernsthaftes Gespräch im Rahmen eines abschließenden Briefings ist durchaus vertretbar. Und eine sorgfältige Beobachtung des Buddys ist das Mindeste, was man unternehmen sollte.
Fehler 3: Der Tauchgang ist viel tiefer als gewohnt und tiefer, als für OWD empfohlen wird.
Fehler 4: Alexander S. fühlt sich sehr gut, obwohl er tiefer ist als je zuvor. Er bemerkt außerdem nicht, dass er seine Begleiter verloren hat. Und das passiert nicht etwa einem Hasardeur, sondern einem Taucher, der sonst nach allem Anschein sehr auf Sicherheit bedacht ist. So etwas ist ein Warnzeichen, das man, wenn man in sich hineinhört, unter Umständen erkennen kann.
Fehler 5: Als Alexander S. dann merkt, dass er 25 Meter tief ist, erschrickt er und taucht viel zu schnell auf. Auch der deutlich hörbare Alarm des Computers alarmiert ihn nicht. Eine falsche Reaktion! Nur wer ruhig und bedächtig vorgeht, handelt richtig.
Zu guter Letzt: Das fehlerhafte Verhalten in seiner Häufung legt den Gedanken nahe, dass die Medikamente an den Problemen nicht unbeteiligt waren. Im einzelnen nahm Alexander S. gegen Depressionen Citalopram (30 mg) morgens und Mirtazapin (15 mg) abends ein. Gegen leichte Aufregungszustände untertags ab und zu Lorazepam (0,5 mg). Zwar hielt sein Hausarzt die Medikamente für unbedenklich, aber tauchen-Medizinexperte Dr. Claus-Martin Muth sieht das anders: „Sowohl die Antidepressiva als auch das Benzodiazepin gegen Angstzustände können gravierende Nebenwirkungen haben, die zwar im Alltag nicht immer deutlich spürbar zum Tragen kommen, aber zumindest theoretisch zu einer Gefährdung beim Tauchen führen können. Die Angststörung alleine kann schon zu inadäquaten Reaktionen führen, und Depressionen wie auch die Medikamente dagegen gelten als Ausschlussgrund beim Tauchen.“
tauchen-Leser Alexander S. (Name geändert) wollte diese Geschichte unter seinem Namen veröffentlichen, da Freunde und Bekannnte von seinen Problemen wüssten. Wir haben ihm dann aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Gutachter zur Anonymität geraten.
Alexander S. hat aus dem Vorfall eine Lehre gezogen: „Nachdem ich Rat von Ihrem Experten Dr. Muth eingeholt hatte, wurde mir klar, dass die Medikamente mit zunehmender Tiefe Entscheidungsfähigkeit und Gefahrempfinden ausgeschaltet haben. Vorläufig ist Schluss mit Tauchen.“
Eine Haltung, die einem eine gehörige Portion Respekt abnötigt.