Interviews

Fernsehmoderator Dirk Steffens im Interview

Mit Extrem-Situationen haben Sie ja auch schon so Ihre Erfahrungen gemacht. Wir haben mit dem gesamten Redaktionsteam den Video-Clip „Intim mit Isegrim“ angeschaut (Video unten) und wirklich sehr gelacht! Wie haben Sie die aufdringlichen Wölfe nur ausgehalten? 


Ja das war seltsam! Es war ja ein habituiertes Wolfsrudel und der Wolfsbetreuer sagte uns: „Wenn ihr da jetzt zu denen reingeht, müsst ihr ein Ritual befolgen. Ihr müsst euch hinknien. Die Wölfe kommen dann und beschnuppern und schlecken euch ab, das machen die Tiere so in der freien Natur!“ Dieses Verhalten beruhigt die Tiere. Das Rudel muss einen „abchecken“, erst dann wird man aufgenommen. Als der Betreuer mir sagte: „Ein Wolf schleckt dir nicht nur das Gesicht ab, sondern der will dir auch die Zunge in den Mund stecken“, dachte ich natürlich, der will mich verarschen! „Ne, ne“, sagte er zu mir, „du solltest das lieber zulassen, denn sonst beißt der dir in den Kopf!“ Ich kniete also nieder und der besagte Wolf kam und presste seine Zunge gegen meine Lippen – und die Zunge war soo lang! Man darf da gar nicht drüber nachdenken, was der vorher gefressen hat! (Lacht schallend)

 

Der Hamburger Steffens macht "fast" alles beim Dreh mit.
Der Hamburger Steffens macht „fast“ alles beim Dreh mit.

Sie wurden von Ihrem Team angezündet, in ein Segelflugzeug gesteckt, sind auf Tuchfühlung mit Salzwasserkrokodilen gegangen. Wo hört bei Ihnen der Spaß auf?

Naja, da wo ich das Gefühl habe jetzt wird’s richtig gefährlich. Ich mache ja keine Jackass-Sendung. Wir haben in der Redaktion von „Terra X“ die interne Maßgabe, dass wir niemals etwas machen, nur um Aktion zu machen. Der Dreh muss immer Werkzeug sein, um etwas wirklich interessantes zu erzählen. Ich würde mich selbst auch nicht als besonders mutig bezeichnen.

 

Was macht Ihnen Angst?

Wenn etwas richtig schief läuft. Ich habe mich beim Tauchen mal in einem Wrack verirrt. Oder wir mussten mal mit einem kleinen Buschflugzeug Notlanden. Das Witzige ist, während der Situation hatte ich keine Angst, erst danach, als man in Ruhe drüber nachgedacht hat. Dann erst werden die Knie weich und der Puls fängt an zu rasen. Vor Haien habe ich zum Beispiel überhaut keine Angst, die tun ja nichts! Man lernt das mit der Zeit einzuschätzen.

 

Seit wann tauchen Sie?

Seit über 20 Jahren. Ich hab schon vor meinem Beruf damit angefangen, die Leidenschaft ist dann aber immer geblieben.

 

Die Tierwelt, egal ob unter oder über Wasser, fasziniert den Moderator Dirk Steffens.
Die Tierwelt, egal ob unter oder über Wasser, fasziniert den Moderator Dirk Steffens.

Was fasziniert Sie an der Meereswelt?

Die spannende Wildnis, die Schwerelosigkeit, das Element und die Tierwelt. Für jeden Tierfilmer ist die Meereswelt der Himmel auf Erden!

 

Wo hat es Ihnen unter Wasser am Besten gefallen?

Palau! Wegen dem Großfisch, aber auch weil vor 18 Jahren, als ich anfing dort zu tauchen, unheimlich viele Schwärme zu sehen waren! Das Schönste unter Wasser sind Schwärme! Diese synchronisierten Bewegungen – da geht mir das Herz auf!

 

Welches war Ihre brenzligste Situation beim Tauchen?

Ich hab mich mal in Truk Lagoon in einem Wrack verirrt. Wenn man beruflich soviel taucht, wird man manchmal etwas unvorsichtig. Ich habe irgendjemandem meine Lampe gegeben und dann tauchten wir in einen tieferen Laderaum. Das Team war vorne. Der Kameramann vor mir wirbelte mit seinen Flossen das Sediment hoch und man sah die Hand vor Augen nicht mehr! Und dann befand ich mich halb blind in der Mitte eines vor 60 Jahren gesunken Kriegsschiffs in 50 Meter Tiefe. Naja, und dann kommen einem so Gedanken wie: Du bist ja der dümmste Mensch der Welt und hast alle Fehler gemacht, die man als Taucher so machen kann! Und dann kriegt man ein bisschen Panik. Ich habe mich dann mit den Händen aus dem Schiff getastet.

 

Wie wichtig ist es, bei langen Auslands-Dokumentationen ein nettes Team zu haben?

Das ist essentiell! Sie müssen sich mal vorstellen: Sie sind die Hälfte des Jahres unterwegs, arbeiten bis zu 16 Stunden am Tag. Sie frühstücken mit dem Team, sie arbeiten den ganzen Tag zusammen, manchmal unter erschwerten Bedingungen. Es ist irre heiß, oder die Moskitos sind gerade dabei einen aufzufressen. In diesen Situationen müssen Sie trotzdem miteinander klar kommen. Ihre Kollegen sind die ersten und die letzten Menschen die sie an diesen Tagen sehen. Und wenn Sie mit denen nicht klar kommen, haben sie nach wenigen Tagen einen Lager-Koller! Der einzige Luxus den wir uns auf den Reisen gönnen sind unsere Einzelzimmer!

 

Für Ihre Sendereihe „Natürlich Steffens!“ beim ZDF war das Fernsehstudio ihr Arbeitsplatz. Wie war das?

Das war viel furchteinflößender als jeder hohe Baum oder Hai! Da sitzen ganz viele Menschen und alles ist live. Sie müssen auf Knopfdruck funktionieren. Aber man muss ja immer auch Herausforderungen suchen. Ich werde so etwas vielleicht auch noch mal machen. Ich bin immer wieder überrascht, wie experimentierfreudig das ZDF ist. Für uns Tierfilmer bietet der Fernsehsender eine tolle Plattform!