Ich werde gejagt, weil ich die HAIFLOSSEN-MAFIA Costa Ricas bekämpfe!
Paul Watson polarisiert: Seine „Hirten der Meere“ kämpfen rigoros gegen das Shark-Finning, versenken Walfänger und vertreiben illegale Fischer. Für Millionen von Anhängern sind die Meeresaktivisten Helden. Gegner verurteilen die Taten als Selbstjustiz. Für eine Aktion im Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ wurde er inhaftiert und gegen Kaution freigelassen – jetzt ist er untergetaucht. Watsons Anwalt informierte am 27. Juli 2012, dass dieser Deutschland „mit unbestimmtem Ziel“ verlassen habe. Wird er geschnappt, droht ihm möglicherweise die Auslieferung nach Japan. TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger sprach vor der Flucht mit Paul Watson via Skype.
Wie kam es zur Verhaftung in Frankfurt?
Ich wurde am 13. Mai am Frankfurter Flughafen festgenommen und für eine Lappalie verantwortlich gemacht, die zehn Jahre zurückliegt. Weil ich ein paar Fischer mit Wasser bespritzt habe …
Mehr als nasse Haare gab es schon, oder?
Es war harmlos. Die Straftäter waren auf dem anderen Boot. Es ging um einen Vorfall im Film „Sharkwater – wenn Haie sterben“ vor Costa Rica. Fischer waren auf der „Varadero I“ auf Haiflossenjagd. Ein illegales Milliardengeschäft. Damals wurde ich beschuldigt, eine Behinderung der Schifffahrt begangen zu haben, weil wir beim Versuch, das illegale Finning Hunderter Haie zu stoppen, eine Wasserkanone auf die Verbrecher richteten – lächerlich! Die Festnahme erfolgte aufgrund eines in Costa Rica erlassenen Haftbefehls. Fünf Tage später entschied das Oberlandesgericht Frankfurt, dass ich gegen Zahlung einer Kaution von 250 000 Euro freikäme. Eine Woche später wurde ich entlassen, seither lebe in einer Wohnung im Frankfurter Stadtteil Bornheim.
Wie war die Reaktion auf die Verhaftung?
Die Organisation bekommt weltweite Unterstützung und viele Mails – außer von der deutschen Regierung, die zwar hunderttausend Petitionsbriefe bekommen hat, aber durch Passivität glänzt. Von der Bundesjustizministerin und Außenminister Westerwelle habe ich nichts gehört.
Was würde bei einer Auslieferung passieren?
Sorgen bereitet mir nicht Costa Rica, sondern Japan. Wir haben der Walfangflotte Schäden und Umsatzausfälle in Millionenhöhe gebracht. Die Verhaftung ist ein abgekartetes Spiel: Der Präsident Costa Ricas traf sich wenige Monate vor meiner Verhaftung mit dem japanischen Premierminister – das war bestimmt kein Zufall.
Kritiker werfen Ihnen vor, dass Sie bei Aktionen Leben gefährden. Was sagen Sie dazu?
Darauf antworte ich, dass es schlicht und ergreifend Unsinn ist. Wir gehen aggressiv, aber gewaltfrei vor.
Was sagen Sie zum Vorwurf der Selbstjustiz?
Wir üben keine Selbstjustiz, sondern setzen existierende Gesetze aktiv um. Die „World Charter for Nature“ der Vereinten Nationen berechtigt Privatpersonen dazu, im Namen der internationalen Schutzgesetze zu agieren. Und wir handeln! Das unterscheidet uns von der Internationalen Walfangkommission, die ein reiner Laberverein ist. Die reden viel, aber tun nichts. Wir sorgen dafür, dass die Walfänger bei der Jagd auf Großsäuger keinen Profit machen, indem wir sie massiv behindern. Ökonomie ist die einzige Sprache, die sie verstehen. Wir zerstören Langleinen und Harpunen – wir haben niemals einen Menschen ernsthaft verletzt oder gar getötet.Andere Organisationen wie Greenpeace können das nicht sagen …
Mit Greenpeace sind Sie sich nicht grün, oder?
Ich war das achte Gründungsmitglied und bin vor 35 Jahren ausgetreten, weil Greenpeace ein Haufen von Schreibtischtätern ist. Ich halte den Öko-Multi für eine reine „Feel-good-Organisation“. Als Mitglied bekomme ich ein Kundenmagazin und darf mich als Umweltschützer fühlen. Mit dem Markennamen sammelt Greenpeace viele Millionen Euro an Spenden, die sie in ihren riesigen Verwaltungsapparat stecken. Die hängen nur große Plakate auf, wir gehen mit dem Geld gegen illegale Aktivitäten vor – und niemals wurde jemand dabei verletzt.
Haben Sie den Glauben an Politiker verloren?
Den habe ich nie gehabt (lacht). Die meisten Politiker sind Opportunisten. Sie handeln charakterlos und halten die Segel nur in den Wind, solange sie einen eigenen Vorteil daraus ziehen können.