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Altmunition in Nord- und Ostsee: ein Projekt will den Meeresboden dauerhaft räumen

Millionen Tonnen Altmunition liegen am Grund der Nord- und Ostsee und geben giftige Stoffe frei. Das europäische Projekt CAMMera will diese Altlasten nun mit neuen Technologien endgültig beseitigen – sicher, effizient und umweltfreundlich.

llustration: Andrea Thiele; AUV Team, GEOMAR
Foto: Dr. Florian Huber

TEXT: Dr. Florian Huber | Ein spannendes Thema, das oft diskutiert wird, ist die Altmunition in Nord- und Ostsee.

Mehr als 1,6 Millionen Tonnen Altmunition lagern am Grund der Nord- und Ostsee. Das Projekt CAMMera (Clearance Activities for Marine Munition through Efficient Remediation Approaches) entwickelt nun die nötigen weiterführenden Technologien und Leitlinien, um die Altmunition endgültig aus europäischen Meeren zu entfernen. Den Grundstein dafür legen vorausgegangene GEOMAR-Projekte, die Entwicklung chemischer Analysegeräte oder autonomer Unterwasserfahrzeuge (AUVs).

Offen blieb bislang die letzte und entscheidende Phase: die endgültige Räumung und Entsorgung von schlecht handhabbaren Munitionsobjekten in einem industriellen Maßstab. Hier setzt das Projekt CAMMera an. An dem vom GEOMAR koordinierten Projekt wirken Industriepartner aus mehreren Ländern in Europa mit.

Munitionsdeponien befinden sich häufig in küstennahen, intensiv genutzten Gebieten. Alte Munition am Meeresboden setzt explosive Chemikalien wie TNT sowie giftige Stoffe wie Quecksilber und Blei frei. Diese reichern sich beispielsweise in Fischen und Muscheln an. Durch fortschreitende Korrosion werden diese Substanzen schneller freigesetzt.

»Niemand weiß wirklich, wie viel Munition am Meeresboden liegt. Aber wir stehen in der Verantwortung, sie zu beseitigen – und zwar sicher, effizient und umweltfreundlich. Nach viel Vorarbeit geht es im Projekt CAMMera jetzt um die konkrete Umsetzung. Das Ziel ist es, Methoden und Technologien weiterzuentwickeln, um die Altmunition im industriellen Maßstab zu bergen und damit ein internationales Vorbild zu sein«, sagt Professor Dr. Jens Greinert, Leiter des Projekts, Meeresgeologe und Experte für Munitionsaltlasten am GEOMAR.

In Munitionsdeponien wie dieser in der Lübecker Bucht liegen auf engem Raum Tausende Munitionskisten, Seeminen und weitere Objekte.

Gefahren für Mensch und Umwelt

Munitionsdeponien befinden sich häufig in küstennahen, intensiv genutzten Gebieten. Alte Munition am Meeresboden setzt explosive Chemikalien wie TNT sowie giftige Stoffe wie Quecksilber und Blei frei. Diese reichern sich beispielsweise in Fischen und Muscheln an. Durch fortschreitende Korrosion werden diese Substanzen schneller freigesetzt.

Hintergrund: Gefahr am Meeresboden

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Munition im Meer versenkt – und liegt dort größtenteils immer noch. Alte Munition am Meeresboden kann potenziell schädlich für den Ozean sein. Explosive Chemikalien wie TNT oder giftige Stoffe wie Quecksilber und Blei reichern sich beispielsweise in Fischen und Muscheln an. Sie wirken dort krebserregend und können das Erbgut verändern. Durch fortschreitende Korrosion werden diese
Substanzen schneller freigesetzt. Steigende Temperaturen und Stürme, die unter anderem durch den Klimawandel bedingt sind, beschleunigen den Zerfall der Munition. Einzelne Blindgänger wurden bereits beseitigt, etwa wenn Windräder oder Datenkabel im Meer gebaut werden. Im Fokus des Projekts CAMMera steht die Vorbereitung der großflächigen Räumung ganzer Munitionsdeponien. In diesen lagern tausende Munitionskisten, See­minen und andere Objekte in großen Mengen und auf engem Raum übereinander.

Quellen: Umweltbundesamt
Alfred-Wegener-Institut
GEOMAR Kiel

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