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Brother Islands bleiben für Taucher wegen Haiunfällen weiter gesperrt

Die ägyptische Tauch- und Wassersportbehörde (CDWS) informiert, dass die Brothers-Inseln des Roten Meeres weiterhin bis zum 15. März 2019 für Taucher geschlossen bleiben. Sämtliche Tauchaktivitäten sind untersagt.

Das vom Gouverneur des Roten Meeres erlassene Dekret sieht vor, die Schließung der Brothers-Insel für Tauchaktivitäten und Safari-Reisen auszudehnen, um die Untersuchung des Verhaltens von Weißspitzen-Hochseehaien (Longimanus) auf der Brothers-Insel zu ergänzen und um die Gründe für die Umweltveränderungen in diesem Bereich verstehen zu können.

Das beliebte Offshore-Ziel für Liveaboard-Touren am Roten Meer wurde am 7. Dezember 2018 nach vier Vorfällen mit Weißspitzen-Hochseehaien gesperrt. Bei dem schwersten Vorfall erlitt ein Taucher einen „starken Gewebeverlust“ an einer Wade, der in unterschiedlichen Quellen als mittlere bis schwere Verletzung beschrieben wird. Die anderen drei hätten kleinere Bissverletzungen erlitten, die mit Erste-Hilfe-Maßnahmen behandelt wurden – bei einen Taucher sei die Blase des Jackets beschädigt worden.

Der Weißspitzen-Hochseehai ist ein sehr aktives und neugieriges Tier und kommt Tauchern gelegentlich sehr nahe. Zugleich ist er sehr ausdauernd und kann, vor allem in direkter Konkurrenz um Nahrung mit anderen Meeresbewohnern, auch sehr aggressiv werden. Durch seine Lebensweise fern den Küsten sind Begegnungen jedoch selten, allerdings gibt es eine Reihe von dokumentierten Fällen von Angriffen auf Schwimmer, Taucher und Boote durch diese Art sowie weitere, bei denen der Hochseehai als Angreifer vermutet wird. Ihnen werden viele Unfälle nach Flugzeugabstürzen und Schiffsversenkungen in der Hochsee zugeschrieben. In diesen Fällen handelte es sich bei den Opfern vor allem um Verwundete, die eine leichte Beute für die Haie darstellten.

Wie kommt es zu Haiattacken? Dazu Friederike Kremer-Obrock von Sharkproject Germany: „Zunächst muss man die Natur des Tieres verstehen. Der Longimanus ist eine Hochseehaiart, die genauso wie alle anderen Hochseehaie jede Gelegenheit für das eigene Überleben wahrnehmen muss, Futterquellen zu erschließen. Hinzu kommt, dass wir Taucher uns (im Maßstab eines Longimanus ) nicht wirklich schnell im Wasser bewegen, somit leichte Beute sein können. Die politische Lage in Ägypten ist heute soweit wieder stabil, dass die Taucher zurückkehren und Geld in die Kassen der Hotels, Flotten und Dive Center fließen lassen. Das hat zur Folge, dass an den Offshore Divespots wie den Brothers und Deadalus teils 10, manchmal sogar bis zu 20 Schiffe gleichzeitig liegen. Und auch hier müssen wir  leider von eigenen Erfahrungen berichten: inklusive Hähnchenschenkeln, die an Seilen zur puren Belustigung der Touristen ins Wasser geworfen wurden, um die Longimani für gute Fotos in die Nähe des Schiffs zu locken. Auch sind uns Berichte bekannt, nach denen einige Schiffe tierische Abfälle über Bord kippen.  Fundierte Briefings an diesen Offshoretauchplätzen, die auf Hai-Begegnungen vorbereiten, fehlen in Ägypten in der Regel. Alles Umstände, die Sharkproject seit Jahren kritisiert und scharf verurteilt.“

Auch TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger hat Weispitzen-Hochseehaie mehrmals erlebt: “Man sollte Haie sowieso immer gut im Auge behalten und darauf achten, eine aufrechte Position oder Katzenbuckel einzunehmen wie im Facebook-Video, um auf Augenhöhe mit den Tieren zu sein. Wenn Taucher nervös herumpaddeln oder die Flucht ergreifen kann es bei Begegnungen mit Weißspitzen-Hochseehaien schnell unangenehm werden, weil diese Haie sehr aufdringlich werden können. Es gibt unzählige Youtube-Videos bei denen Taucher hektisch herumpaddeln oder sogar flüchten und die Neugier dieser Haie provozieren.

Youtube-Video 1: Diese Gruppe macht alles falsch, was man nur falsch machen kann. Der Taucher an der Oberfläche zappelt herum wie ein Fisch im Todeskampf hat einfach nur Glück gehabt.

Youtube-Video 2: In der Tiefe ist uns jeder Riffbarsch unterlegen. Die panikartige Flucht des Tauchers macht den Hai erst richtig neugierig. Für den Taucher bestimmt ein absolutes Horror-Erlebnis inklusive Essouflement.

Das gilt auch für Ausstiege. Gute Guides klären das Prozedere im Briefing und winken die Taucher einzeln zum Ausstieg, damit die Taucher wieder sicher zurück an Bord kommen. Aber erfahrene Guides und Experten haben mit immer versichert, das die Tiere in erster Linie sehr aufmerksam und neugierig sind. Wie Hai-Verhaltensforscher Erich Ritter von der Sharkschool immer sagt. Es gibt keine gefährlichen Haie – es gibt nur gefährliche Situationen!“

Die CDWS berichtet, das in den Nationalparks des Roten Meeres  illegale Fischerei und Haifütterung  als mögliche Ursache für Verhalten gedeutet werden können. Die Inseln bleiben vorerst bis zum 15. März gesperrt. Strafen werden für Betreiber verhängt, die sich nicht an das Dekret halten.

www.cdws.travel

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