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WISSEN: NEWS im Dezember 2023

Auf dieser Seite findet ihr wissenswerte Neuigkeiten aus dem Bereich des wissenschaftlichen Tauchens.

: MSDS Marine;
Martin Davies;
Florian Huber;
Jan Steffen/GEOMAR;
Holger von Neuhoff/GEOMAR

Neuartige forensische Tracer sollen unter Wasser liegende Fundstätten schützen

Historische Unterwasser-Fundstellen, vor allem Wracks und deren Ladung, sind weltweit durch Souvenirjäger und organisierte kommerzielle Plünderung gefährdet. Nun wurde in England ein neues und innovatives System vorgestellt, das diese illegalen Aktivitäten künftig massiv einschränken könnte.

Dabei wird eine klare, flüssige Lösung, ein sogenannter forensischer Tracer, auf archäologische Artefakte aufgetragen. Die Lösung trägt einen eindeutigen Code, der jederzeit zu einem bestimmten Ort zurückverfolgt werden kann. Tracer sind Substanzen, die auch noch in sehr geringen Konzentrationen nachgewiesen werden können.

Eine Auswahl an Spritzen und Schläuchen, die mit forensischer Tracer-Flüssigkeit gefüllt sind.

Sie werden bereits in der Hydrologie eingesetzt, um Informationen über die Herkunft des Wassers, seine Fließwege und seine Bewegungsformen zu erhalten. Besondere Bedeutung haben die Fluoreszenztracer erlangt. So ist etwa das grün leuchtende Uranin bis zu kleinsten Konzentrationen um 0,001 Milligramm pro Kubikmeter Wasser nachweisbar.

Hefin Meara, Unterwasserarchäologe bei Historic England sagt: Es handelt sich dabei um ein Material, das von Tauchern direkt auf die Artefakte aufgetragen wird. Wir markieren alle gefährdeten Objekte, wie zum Beispiel Bronzepistolen oder Kanonen, die ein verlockendes Ziel mit hohem Wiederverkaufswert auf dem illegalen Markt sind.

Ein Taucher beim Auftragen einer schützenden Markierungslösung auf eine Bronzekanone an der geschützten Wrackstelle der »Klein Hollandia«.

Man kann es unter Wasser nicht sehen, sodass illegale Taucher es auf ihren Handschuhen, ihrer Ausrüstung und so weiter haben werden. Zudem setzt sich die Beweiskette weiter fort. Die Substanz wird es Behörden nicht nur ermöglichen, geraubte Artefakte nach ihrer Bergung zu identifizieren, sondern soll auch belastende Beweise gegen jeden Zwischenhändler liefern, der mit ihnen in Berührung kommt.

Das Projekt wird von Historic England und der niederländischen Agentur für Kulturerbe finanziert. Die forensische Technologie wurde von dem britischen Spezialunternehmen MSDS Marine entwickelt und in diesem Sommer bei Tauchgängen erprobt. Sie wurde bereits an einer Reihe geschützter Wracks wie der Klein Hollandia eingesetzt. Das Kriegsschiff war an den großen Schlachten des Zweiten Englisch-Niederländischen Kriegs (1665-1667) beteiligt.

Es ging einige Jahre später unter, nachdem es bei einem englischen Überraschungsangriff auf seinen Konvoi auf dem Rückweg vom Mittelmeer gekapert und geentert wurde. Um die abschreckende Wirkung zu maximieren, werden andere markierte Wracks bewusst nicht öffentlich gemacht.

Am Wrack der »Klein Hollandia« finden Taucher dieses Hinweisschild. An anderen Fundstellen werden diese Hinweise nicht zu finden sein, um die abschreckende Wirkung der neuen Technik zu erhöhen. Plünderer können also nie sicher sein, ob die Artefakte an einem Wrack bereits markiert sind.

Vor der englischen Küste sind rund 37.000 Schiffswracks bekannt – ein Erbe der industriellen Vergangenheit Großbritanniens und der Jahrtausende alten Handels- und Kriegskultur. Deshalb bestraft Großbritannien Wrackplünderer hart.

So kam beispielsweise ein Taucher 2015 ins Gefängnis, nachdem er zwei Kanonen aus dem geschützten Schiffswrack der London aus dem 17. Jahrhundert für 46.000 Pfund verkauft hatte. Die Organisationen, die hinter dem System der forensischen Tracer stehen, sind zuversichtlich, dass solche Plünderungen künftig kaum mehr vorkommen werden.

Suche nach Schwarzen Rauchern im Roten Meer

Es ist eine der unwirtlichsten Gegenden auf der Erde: der Meeresboden in den tiefsten Tiefen des Roten Meeres, wo die Arabische und die Afrikanische Platte auseinanderdriften und zu Vulkanismus entlang der Spreizungsachse führen. Mit einer gemeinsamen Expedition haben Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der saudi-arabischen King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) jetzt erstmals systematisch nach Hydrothermalquellen im Roten Meer gesucht, um das geologische System und die dortige Tierwelt zu erforschen.

Das Forschungsschiff Meteor bringt das Team aus 27 Wissenschaftlern zum Grabenbruch in der Mitte des Roten Meeres.

Die Küsten des Roten Meeres sind ein Paradies zum Schnorcheln und Tauchen. Doch die Schönheit der farbenprächtigen Riffe täuscht darüber hinweg, dass diese Meeresumgebung zu den rauesten der Welt gehört. Mit seinen hohen Temperaturen, die selbst an den tiefsten Stellen nie unter 20 Grad Celsius sinken, ist das Rote Meer zehnmal wärmer als die meisten anderen tiefen Ozeane. Außerdem ist der Salzgehalt deutlich höher.

In mehreren tausend Metern Wassertiefe befördern die sogenannten Schwarzen Raucher wertvolle Rohstoffe aus dem Erdinneren herauf. Ihren Namen bekamen sie aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Industrieschornsteinen.

Dieser war in der letzten Kaltzeit vor rund 20.000 Jahren, als das Rote Meer durch einen starken Meeresspiegelabfall von den Weltmeeren fast komplett abgeschnitten wurde, noch um Einiges angestiegen. Diedamaligen Veränderungen haben zu einem großen Artensterben geführt, von dem sich ein Großteil der Tiefseefauna und -flora noch immer nicht erholt hat. Das tiefe Rote Meer ist daher ein idealer Ort, um zu untersuchen, wie sich Leben unter extremen Bedingungen entwickelt und durchsetzt, was Aufschluss über die frühe Evolution des Lebens auf der Erde geben könnte.

Mojib Latif erhält den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland

Klimaforscher Professor Dr. Mojib Latif wird für seinen langjährigen Einsatz für den Klimaschutz mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

Zum Tag der Deutschen Einheit erhielt Klimaforscher Professor
Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für seinen langjährigen Einsatz für den Klimaschutz. Latif sei einer der ersten gewesen, die vor den Folgen des Klimawandels gewarnt haben, heißt es in der Begründung.

Dabei habe er in vielen Büchern die Folgen der globalen Erwärmung für eine breite Öffentlichkeit verständlich dargelegt. Die Auszeichnung
wurde ihm in Berlin im Schloss Bellevue von Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier verliehen.