Reise Reiseberichte

Ein Mal im Leben die Galapagos-Inseln besuchen!

Die Galapagos-Inseln besuchen - dieses Ziel steht auf der Wunschliste vieler Taucher ganz oben. Wir nehmen Sie mit auf diese Reise.

Timo Dersch

TEXT: Timo Dersch

Charles Darwin wusste genau, warum er die Galapagos-Inseln als sein Büro wählte. Und das, obwohl der berühmte Forscher nicht einmal Taucher war. Obwohl er nicht einmal einen Bruchteil dessen gesehen hat, was dieser Garten Eden seinen Besuchern zu bieten hat, wusste Darwin, dass dieses Fleckchen Erde einzigartig ist. Jedes Kind, das Biologieunterricht in der Schule genießen durfte, kennt die berühmte Theorie von »survival of the fittest« – es überleben die am besten Angepassten. Hier, auf der Inselgruppe vor der Küste Ecuadors, wurde die Theorie aufgestellt. Darwins Finken kennen die meisten, wahrscheinlich auch die riesigen Landschildkröten. Aber die Unterwasserwelt? Viele Jahrhunderte lang wurde sie nicht erforscht. In den Schulbüchern sind einzig die Finken oder verschiedene Landtiere abgebildet, um die Inselgruppe, die heute als ein riesiger Naturpark geschützt wurde, darzustellen.

Unter Wasser

Doch Taucher sind anders. Sie wissen in der Regel, wohin sie müssen. Sollte dieser Ort noch nicht auf Ihrer Reise-Wunschliste stehen, so steht er garantiert auf der Ihres Tauchbuddies. Denn wenn es ums Tauchen geht, ist Galapagos die Nummer eins – daran besteht kein Zweifel. Es gibt nur eine Sache, die man bedenken sollte, bevor man sich auf den Weg macht: Möchte ich mir meine zukünftigen Tauchurlaube wirklich ruinieren? Denn nichts auf diesem Planeten kommt auch nur annähernd an die Galapagos-Inseln heran. Schon der Check-Tauchgang ist ein Knaller. Der erste Hammerhai lugt um die Ecke. Der felsige Abhang geht in eine Steilwand über, die mit schwarzen Korallen bewachsen ist. Dann gleitet ein riesiger Adlerrochen vorbei, und am Ende des Tauchgangs kommt noch ein Galapagos-Seelöwe vorbei, um mit den seltsamen, Blasen produzierenden Besuchern zu spielen, die sich so langsam bewegen. Das soll der langweiligste Tauchplatz sein? Was muss denn dann erst die nächsten Tage noch so alles kommen?

Mit wem auf Reise gehen?

Nicht alle Tauchanbieter und Boote genossen hier in der Vergangenheit den besten Ruf. Schließlich befindet man sich am Ende der Welt. Geschichten über alte Ausrüstung und wartungsbedürftige Boote machten die Runde. Mit dem neuen Boot des Betreibers »Galagents« hat dies ein Ende. Die »Galaxy Diver II« ist ein schwimmendes Hotel. Jetzt muss niemand mehr beim Tauchen vor den Galapagos-Inseln auf Komfort verzichten oder Abstriche bei der Sicherheit machen. Das Boot bietet einen hervorragenden Service mit einer Crew, die sich bei den vier Tauchgängen am Tag um jedes noch so kleine Detail kümmert. Beispiele?

Wenn Sie von Ihrem Tauchgang leicht fröstelnd zurückkommen, wartet nach der heißen Außendusche auf der Tauchplattform Ihr frischgewaschenes, aufgewärmtes Handtuch auf Sie. Während Sie Snacks und heiße Getränke zu sich nehmen, ist Ihre Ausrüstung bereits gewaschen und wieder an ihrem Platz. Auch Ihre Kamera ist gewaschen und wieder an ihrem Platz. Das einzige, was Sie nun noch tun müssen, ist, die zweite heiße Dusche in der Kabine zu genießen und sich auf das nächste wunderbare Essen des Tages zu freuen. Die Küche auf diesem Schiff ist ganz vorzüglich. Der Chefkoch kann es locker mit einem Vier- bis Fünf-Sterne-Restaurant aufnehmen. Ganz gleich, ob Sie sich für die vegetarische, vegane oder die Fleisch- und Fischvariante entscheiden: Die Gerichte, meist mit lokalem ecuadorianischem Bezug, werden Ihre Sinne verzaubern.

Die Highlights

Doch man ist doch zum Tauchen da. Nach dem ersten Tag führt die Route bereits zu den beiden berühmtesten und sicherlich auch besten Plätzen im Meerespark. Wolf Island bringt einen besonders durch seine riesigen Hammerhai-Schulen ins Schwärmen. Hier gibt es buchstäblich Wände aus Hammerhaien. Hunderte! Auf dem Boot wird nachher diskutiert werden, ob es ein-, zwei- oder dreihundert auf einmal waren. Man wird es nie herausfinden, ist es doch unmöglich, alle zu zählen. Und dann ist da ja noch Darwin Island. Der Ort, an dem sich einst der berühmte »Arch« befand, und jetzt eben das, was noch von ihm übrig ist.

Das einzigartige felsige Wahrzeichen zieht nicht nur viele Hammerhaie und Galapagos-Haie an, sondern beherbergt zur richtigen Jahreszeit, zwischen Juni und November, auch den größten Fisch im Teich: den Walhai. Zu dieser Zeit tummeln sich zahlreiche der sanften Riesen in den Gewässern rund um Darwin Island. Doch warum? »Wir haben keine Ahnung«, sagt Jonathan Green von der NGO Galapagos Whale Shark Project. Jedes Jahr kommt der Brite mit einem Team aus Wissenschaftlern hierher, um die seltsamen Riesen zu studieren. »Man könnte meinen, sie kommen, um sich von den nährstoffreichen Gewässern zu ernähren, wie es viele andere Tiere hier tun – aber das stimmt nicht. Sie schwimmen mit geschlossenem Maul«, erklärt Jonathan. »Wir sehen hier viele trächtige Exemplare. Also könnte es sein, dass sie hierherkommen, um zu gebären.«

Doch noch nie wurden Walhaie beim Gebären oder Baby-Walhaie beim Umherschwimmen gesehen. »Das ist eines der vielen großen Rätsel der Meeresbiologie«, schmunzelt er. Die Organisation, die einst von dem britischen Seebären gegründet wurde, arbeitet mit internationalen Wissenschaftlern zusammen. Diesmal sind zwei Walhai-Experten aus Japan dabei, um Blutproben von den Tieren zu entnehmen und Ultraschallbilder zu erstellen. Ultraschall? »Ja, Ihr habt richtig gehört. Das ist die große Kiste, die Ihr uns habt herumtragen sehen«, lacht Jonathan. Später, wenn man die riesigen Fische live vor seiner Tauchmaske sieht, werden Jonathans Erzählungen über die Mission seines Teams noch beeindruckender. Wie schnell dieser gigantische Zug von einem Fisch schwimmen kann, auch wenn er sich scheinbar in Zeitlupe bewegt, macht die Vorstellung, neben ihm her zu schwimmen und gleichzeitig seinen Bauch abzuhorchen, zu einer unglaublichen Herausforderung.

Kaum vorstellbar, wie man einen medizinische Untersuchung während der Fortbewegung an so einem riesen durchführen kann.

In der Warteschlange

»Walhaie zu sehen, ist ein bisschen ein Wartespiel«, hatte Tauchguide Jorge zuvor noch gesagt. Doch die Wartezeit auf dem riesigen plateauartigen Felsen dauert nicht lange. Schon nach fünf Minuten taucht der erste Riese schemenhaft im dämmrigen Licht in der Ferne auf und gleitet elegant an seinen Zuschauern vorbei. Die können ihr Glück kaum fassen, staunen gerade noch und feiern ihr Glück, da taucht schon der nächste gigantische Schatten auf. Das Felsplateau scheint ein Busbahnhof für Walhaie zu sein. Man wartet einfach, und der Bus kommt. Ob man mit ihm mitfahren oder besser gesagt mitschwimmen möchte, bleibt einem selbst überlassen. Es ist immer einen Versuch wert, eine Runde mitzuschwimmen, ihn ein Stück weit einzuholen. Freitauchflossen helfen dabei, eine solide Kondition natürlich auch. Aber früher oder später müssen auch die besten Schwimmer aufgeben und die schiere, nicht zu bändigende Kraft der Natur akzeptieren, die sich in diesem ruhigen, friedlichen Tier ausdrückt.

Die Tour wird noch viele weitere Highlights bieten: Adlerrochen-Schwärme, gigantische Mantarochen, Wände aus Stachelmakrelen – hier bleibt kein Wunsch offen. Je nach Route können auch Pinguine oder die berühmten tauchende Meeresleguane beobachtet werden. Und wer die Däumchen ganz fest drückt und noch eine ordentliche Portion Glück mitbringt, der kann auch Orcas, Buckelwale oder sogar Blauwale entdecken. Wer sich dann am Abend in sein weiches Bett kuschelt, fragt sich sicherlich, welche Überraschungen Mutter Natur sich morgen ausdenken wird. Eines ist hier draußen sicher: Sie wird nicht enttäuschen!

Infos: Galaxy Diver II

Anreise: Viele internationale Fluggesellschaften fliegen die ecuadorianischen Festlandflughäfen Quito oder Guayaquil an. Von dort per Inlandsflug auf die Galapagos-Inseln.
Sprachen: Spanisch, Englisch
Reisezeit: ganzjährig, Walhaie zwischen Juni und Nov.
Wichtig: Unbedingt 200 USD in Cash mitbringen. Dies ist die Nationalparkgebühr, die bei der Einreise auf die Inseln zu bezahlen ist. Kartenzahlung ist hier meist nicht möglich. Ein Reiseadapter für den Strom ist zu empfehlen. An Land und auf dem Schiff werden dieselben Anschlüsse wie in den USA verwendet.
Landausflug: Am Ende der Tour gibt es einen Landausflug, um die Galapagos-Schildkröten und die Stadt anzusehen. Beim Stadtaufenthalt ist eine Besichtigung der Charles Darwin Research Station (mit Museum) zu empfehlen.

Preisbeispiel

Von Beluga Reisen: Eine Woche in der Doppelkabine, inkl. VP, Tauchpaket (mit Nitrox), Hafengeb., Kaffee, Tee, Wasser, kostet 6695 Euro pro Person.
Infos & Buchung:
www.belugareisen.de

Timo Dersch ist Reisejournalist und Unterwasser-Fotograf. Regelmäßig veröffentlichen wir seine Beiträge auf unseren Kanälen.