T Sabrina Belloni & Franco Banfi |
Rund 7640 Inseln im westlichen Pazifik formen den philippinischen Archipel – ein wahres Tauchparadies. Als Teil des sogenannten Korallendreiecks beherbergen die Philippinen eine der weltweit größten marinen Biodiversitäten. Hier vermehren sich Meereslebewesen schneller als anderswo – ein Vorteil sowohl für den Erhalt der Artenvielfalt als auch für begeisterte Taucher. Die Mischung aus faszinierenden Unterwasserlandschaften, geologischer Vielfalt und zahlreichen Wracks macht das Land zu einem der Top-Tauchziele Asiens.
Vom Anfänger bis zum technischen Taucher findet hier jeder sein Revier: Von leuchtenden Kleinstlebewesen bei nächtlichen Blackwater-Dives, etwa in Anilao, bis zu Begegnungen mit den majestätischen Walhaien in Oslob (Cebu), Donsol (Sorsogon) oder Pintuyan (Bohol). Doch das wahre Juwel des Archipels ist und bleibt: Malapascua. Die kleine Insel im Visayas-Archipel begeistert mit einer unglaublichen Artenvielfalt – von Nacktkiemern und Zwergseepferdchen über Angler- und Geisterpfeifenfische bis hin zu saisonalen Mantas und sogar seltenen Tiefwasserhaien in erstaunlich flachem Wasser.
Das Gute im Schlechten
Es mag paradox klingen, aber die Tierwelt Malapascuas hat von der pandemiebedingten Pause des Massentourismus profitiert. Während die Ökosysteme sich in dieser Zeit erholen konnten, gerieten viele lokale Anbieter in wirtschaftliche Not. Der daraus resultierende Überlebenskampf führte aber zu einer deutlichen Qualitätssteigerung der touristischen Angebote – mit mehr Fokus auf nachhaltige Tauchpraxis, Meeresnaturschutz und Community-Unterstützung. Als ich 2007 erstmals die Insel besuchte, blieb mein Eindruck eher blass. Doch 2023 kehrte ich – auf Empfehlung eines Freundes – zurück. Was ich vorfand, überraschte mich: neue Energie, neue Vielfalt, neue Standards. Noch vor Abreise buchte ich meine nächste Reise für 2024.
Wieder auf Malapascua
Ich konnte es kaum erwarten, wieder Fuchshaie und Tigerhaie in flachem Wasser zu beobachten und die bunten Riffe rund um die Insel zu erkunden. Dort tummeln sich Weichkorallen, Anglerfische, Anemonenfische, bizarre Meereswesen, Nacktschnecken – ein echtes Makro-Mekka. Ein weiteres Highlight: das Meeresreservat um die Insel Gato, mit seinem Schutzgebiet für die gebänderte Seeschlange. Der 30 Meter lange Gato-Tunnel bietet faszinierende Begegnungen mit Schwarz- und Weißspitzenriffhaien, während Bambushaie unter Felsvorsprüngen ruhen – ein wahres Unterwasser-Wunderland.
Zu Besuch bei Fuchs und Tiger
Die Fuchshaie von Malapascua sind legendär – und einer der Gründe, warum die Insel weltweit bekannt wurde. Denn nur hier können Freizeittaucher die Tiere fast garantiert in flachem Wasser beobachten. Während der Pandemie wich das Hauptvorkommen jedoch vom bekannten Monad Shoal zum nahegelegenen Kimud Shoal aus. Der Grund: Tigerhaie beanspruchten Monad als neues Revier – was die scheuen Fuchshaie in tiefere oder ruhigere Regionen verdrängte. Beide Unterwasserberge ragen aus der Tiefe auf und bieten ideale Reinigungsstationen.
Fuchshaie erkennt man an ihren riesigen Augen, der spitzen Schnauze und dem verlängerten Schwanz, der nicht nur zur Fortbewegung dient, sondern mit peitschenartigen Bewegungen Beute betäuben kann. Ihre elegante Erscheinung fasziniert – aber sie nähern sich nur ruhigen, erfahrenen Tauchern. Im Gegensatz dazu wirken Tigerhaie mit ihrem massiven Körperbau, der quadratischen Kopfform und den streifigen Flanken wie archaische Raubfische – und sind nach dem Weißen Hai die zweitgrößten Raubhaie überhaupt. Beide Arten lassen sich bei Sonnenaufgang am besten beobachten.
Mehr als nur Haie
Doch Malapascua hat weit mehr zu bieten: Nach den morgendlichen Großfisch-Sichtungen locken andere Spots mit Bambushaien, Weißspitzenriffhaien, Schlangenaalen, Krebse und verschiedenen Seepferdchenarten. Wracks, Wände und bunte Unterwasserberge prägen das abwechslungsreiche Tauchgebiet – mit einem erfahrenen Guide lässt sich hier viel entdecken. Spektakulär für Makro-Fans: das Balzverhalten der Mandarinfische am Lighthouse Reef bei Sonnenuntergang – ein fotografisches Fest!
Auch über Wasser überzeugt Malapascua: Nur 2,5 Kilometer lang und einen Kilometer breit, ohne Autos, mit gemütlicher Inselatmosphäre. Mopeds und Fahrräder prägen das Bild. Die Sonnenuntergänge sind traumhaft – mit einem kühlen Bier am Strand lässt sich der Tag perfekt abschließen.
Schutz durch Wissenschaft
Monad Shoal ist seit 2002 offiziell Meeresschutzgebiet und seit 2015 sogar geschütztes Hai- und Rochenhabitat. Die NGO Thresher Shark Research and Conservation Group kämpft vor Ort für nachhaltigen Ökotourismus, Wissenschaft und Schutz. Ziel: zeigen, dass lebendige Haie für die Inselbevölkerung langfristig wertvoller sind als ihr Fleisch. Eine Botschaft, die langsam Wirkung zeigt – auch dank engagierter Taucher.
Reiseinfos Malapascua / Philippinen
Anreise
Flug nach Manila. Von Manila nach Cebu, dann vier Stunden Fahrt nach Maya und halbstündige Bootsüberfahrt nach Malapascua. Bitte Bargeld mitbringen, da viele lokale Anbieter nur Pesos akzeptieren.
Beste Reisezeit
Von Dezember bis Mai mit ruhigem Meer, 27 bis 29 Grad Celsius Wassertemperatur und Sichtweiten bis 25 Meter. Juni bis September bringt warme Temperaturen und gelegentlich Regen. Oktober bis Januar ist Regenzeit, gelegentlich mit Stürmen.