Reiseberichte

Florida von seiner schönsten Seite

27 Meilen schlängelt sich der schneeweiße Sandstrand an der Küste von Panama City Beach entlang. Das sind umgerechnet 43 Kilometer feinster Sand. Was den Badeort zu einem beliebten Urlaubsziel der in Liegestühlen sitzenden, Country-Lieder-vor-sich-hinsingenden, amerikanischen Familien macht, ist für Taucher leider nicht von Vorteil. Denn der Sand, so schön er nun mal aussieht und sich zwischen den Zehen anfühlt, reduziert die Sichtweiten unter Wasser beträchtlich. So muss ich mich nach den kristallklaren Gewässern der Morrison Springs für meine ersten Tauchgänge im Golf von Mexiko ein wenig umstellen. Denn in der grünen Suppe lässt es sich durchschnittlich gerade mal sechs bis sieben Meter weit sehen.

Das macht die Wracktauchgänge aber nicht weniger spektakulär. Denn es gibt hier noch etwas, was die Sichtweite einschränkt, und das ist Fisch, Fisch und noch mehr Fisch. An den Wracks tummelt sich das Leben so zahlreich, dass man die Schwarmfische schon fast zur Seite schieben muss, um einen Blick auf die großen Raubfische zu erhaschen. Denn auch die bewohnen die Wracks. Dicke, wohlgenährte Barrakudas erwarten uns am Ende der Ankerleine. Auch Makrelen, Zackenbarsche und Rote Schnapper sind zwischen den Schwärmen auszumachen.

Toadfish
Skurille Entdeckung: ein Golf-Krötenfisch Foto: Timo Dersch

Wir tauchen an einem ehemaligen Luftkissenboot, sowie dem Wrack des Öl-Plattform-Versorgungsschiffs „Black Bart“. In den kleinen Hohlräumen des Schiffes fällt mir ein Fisch auf, der mir zuvor noch nie begegnet ist. Er ähnelt einem Wobbegong. Da die Haiart aber nur an der australischen Küste vorkommt, bin ich irritiert. „Ach du meinst diesen hässlichen Kleinen, der sich immer in den Spalten versteckt“, lacht Divemaster Bryce Gerber, als ich ihn nach dem Fisch befrage. „Das ist ein Toadfish.“ Aha. Laut der Bezeichnung, handelt es sich also um einen Golf-Krötenfisch. Ein tolles Fotomotiv, da der Fisch mit den lustigen Barteln am Unterkiefer zwar ein wenig eingeschüchtert wirkt, seinen Liegeplatz aber trotzdem nicht aufgeben möchte.

Das Tauchboot und die Crew der Panama City Divers arbeiten sehr professionell. Es gibt wie bei den Amerikanern so üblich, Snacks in Form von Soft-Drinks, Schokoriegeln und M&Ms. Nach den Tauchgängen wird sogar noch eine frische Ananas angeschnitten. Captain Dave spielt den ganzen Tag Gute-Laune-Musik an Bord. „Klar, ein bisschen Reggea, ein wenig Hip Hop und schon sind alle viel entspannter. Das gehört bei uns dazu“, sagt der Surfer und ehemalige Lastenkahnfahrer.

Das UW-Labor "Sealab-1"
Das UW-Labor „Sealab 1“ kann besichtigt werden. Foto: Timo Dersch

Ein weiteres Highlight in Panama City Beach ist das Museum „Man in the Sea“. Denn die Stadt ist eine der Geburtsstätten des Gerätetauchens, wie wir es heute kennen. Durch die Station der US Navy, wurden hier in Panama City Beach zum Beispiel wichtige wissenschaftliche Errungenschaften zur Entwicklung der Dekompressionstabellen, die zum Teil noch heute von den Tauchcomputern als Rechengrundlage verwendet werden, errungen. Das „Sealab 1“, ein bemanntes Unterwasserlabor aus den 1960er Jahren, steht vor dem Museum und kann sogar von Innen besichtigt werden.

    Coop ist eine amerikanische Tauchlegende (Mitte). Rechts der Museumspförtner Mike. (Timo Dersch)
Coop ist eine amerikanische Tauchlegende (Mitte). Rechts der Museumspförtner Mike. Foto: Timo Dersch

Nach einigen Gesprächen mit Mike, dem Museumspförtner und Captain Jim Maine, einem lokalen Tauchschulbesitzer, läuft mir doch glatt Craig B. Cooper über den Weg. Der Biologe und Berufstaucher ist in Florida bekannt geworden durch seine „aquanautischen Missionen“. 19 Jahre lang leitete er das „Aquarius“, ein Unterwasserlabor, das vor Key Largo in einer Tiefe von aktuell 19 Metern am Riff steht. Hier konnte der Amerikaner, besser bekannt unter seinem Spitznamen „Coop“, für das National Underwater Research Center die Forschung über das Leben am Riff vorantreiben. Mittlerweile hat er das Zentrum allerdings an die nachfolgende Generation übergeben, schweren Herzens, wie aus seinen Erzählungen deutlich wird. Von denen hat der Rentner nämlich jede Menge parat. Von explodierenden Ölplattformen, brennenden Unterwasserkompressoren und seiner Lieblingsbeschäftigung, neben Stachelrochen im Sand zu liegen und die Zeit zu vergessen. Leider musste das Museum nach unzähligen Geschichten schließen, denn diesem Mann hätte ich noch viele weitere Stunden zuhören können.

Timo Dersch

Info: www.visitflorida.com oder #LoveFL

    TAUCHEN-Redakteur Timo Dersch im Museum Man in the Sea
TAUCHEN-Redakteur Timo Dersch im Museum Man in the Sea