Was hätten Sie gern?
Wir waren auf drei Malediven-Inseln, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Einsamkeit, kinderfreundlich oder ein Mix aus beidem und dazu eine Prise Abwechslung. Wir präsentieren Kandholu, Kuramathi und Velassaru.
Wie objektiv kann ein Reisebericht, wie er jetzt folgt, sein, wenn der Autor für die Reise nichts gezahlt hat? Und wie viel Inselfeeling bekommt man auf so einer Reise mit, wenn man jeweils nur drei volle Tage auf einer Insel ist? Als »alter« Malediven-Taucher kann ich Sie an dieser Stelle beruhigen. In meinem Arbeitsleben hatte ich es inklusive dieser Reise nun schon mit 18 Resorts zu tun. Darunter »reine Taucherinseln« ohne Schnickschnack bis hin zu Inseln, deren Kategorie schon gar nicht mehr in Sternen angegeben wird. Und wissen Sie was? Ich bin weder Spa-begeistert noch halte ich es länger als zehn Minuten auf einer Strandliege oder gar in einem Infinity Pool aus. Eher findet man mich in der letzten kleinen, eigentlich verborgenen Ecke auf der Suche nach dem Haar in der Suppe oder nach dem kaputten Sandsack, der die Beachvilla vor dem näher kommenden Meer schützen soll.
Die Aufgabe
November 2024: In elf Tagen galt es drei Inseln unter die Lupe zu nehmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Größe, Unterkunftsvielfalt und Unterhaltungsangebot unterscheiden sich genauso grundsätzlich wie auch die jeweils angesprochene Zielgruppe. Einzige Gemeinsamkeit: Auf dem Papier gehören alle zur Universal Resorts Group, die zur ältesten und größten Unternehmensgruppe der Malediven gehört und seit Anbeginn als Familienunternehmen geführt wird. Aber genug der Vorbemerkungen. Abflug ins Paradies …
Anreise
Vor der Ankunft auf den Malediven steht die Flugreise. Und die kann verschiedenartig gestaltet werden. Was eine Frage des Budgets ist. Mein Flug geht in der Eco von Frankfurt nach Dubai und von da aus weiter nach Malé. Dauer: zwölf Stunden. Selbstredend ist das Essen im Flieger nicht berauschend und der Platz für einen 1,90 Meter großen Menschen definitiv zu wenig. Das ändert sich auch auf den Malediven mit der Ankunft am Flughafen nicht. Hier herrschen Chaos und Überfüllung. Aber nicht mehr lange: Ab 2025 soll ein neuer Airport auf Hulumale für mehr Entspannung bei der An- und Abreise sorgen. Noch am alten Flughafen gelandet, geht es nett empfangen direkt in die sehr schicke Lounge der Universal Resorts. Eine Dusche, kleine Snacks, viel Espresso und zusätzliche zwei Stunden verspätet kommt dann das erste Mal das typische Klischeefeeling auf: Es geht zum Wasserflugzeug. Ja, man kann günstiger reisen, per Speedboot, Taxi-Boot, mit einem normalen Inlandsflug und dann per Boot. Aber wenn Sie schon mal hier sind, den zusätzlichen Groschen übrig haben, dann gönnen Sie sich das Wasserflugzeug. Es ist laut, eng, völlig ohne Luxus, aber das Erlebnis ist einmalig.
Kandolhu
Nach mehreren Zwischenstopps an anderen Inseln erreicht man Kandolhu nach etwa 40 Minuten, die sprichwörtlich wie im Flug vergehen – zu beeindruckend ist das Wechselspiel zwischen türkisblauem Wasser und den Spiegeleier-Inseln mit Palmenkern als Eigelb. Angekommen – fast: Auf einer kleinen wackeligen Plattform wird man samt Gepäck kurz zwischengeparkt, bis das inseleigene Speedboot heranrauscht, man das erste feuchte Tuch und Mineralwasser gereicht bekommt und nochmals zehn Minuten Wellenritt bis zur Insel erledigt sind. Da ist sie, die kleine Trauminsel. Im Rückblick betrachtet ist Kandolhu sicher nicht die kleinste Resort-Insel, aber im Vergleich zu den noch auf dem Reiseprogramm stehenden auf alle Fälle ein Winzling. Und das ist hier auch genau das Konzept: klein, aber besonders fein. Fein, vielmehr herzlich ist der Empfang am Jetty. Der fiel bei mir »deutsch« aus. Die Tauchbasen-Manager Maike und Nils, selbst erst vor ein paar Monaten auf der Insel angekommen, sind meine Babysitter für die nächsten Tage. Das sympathische Pärchen hat schon überall auf der Welt Erfahrung gesammelt, und man merkt ihnen an, dass sie ihren Job lieben. Müssen sie auch. Denn sie sind, was den Bereich Tauchen angeht, die Allrounder: Tauchlehrer, -Guides und Herrscher über das -Equipment & Co. Auf jeder größeren Insel wäre dies ein Job der Unmöglichkeit. Hier auf Kandolhu ist das machbar. »Unsere Auslastung ist überschaubar. Einerseits sind unsere Wiederholer erfahrene Taucher, die auch gern mal allein ihre Runden ums Hausriff drehen. Auf der anderen Seite ist die Menge an Tauchern bei maximal 60 Gästen auf der Insel sehr überschaubar«, sind sich beide einig. Ob es dann so gut ist, wenn wir an dieser Stelle Werbung für die Insel machen – sie werden es sehen.
Werbung verdient auf alle Fälle das Hausriff, das mit einem Umfang von etwa 1,3 Kilometern klein und (da ist es wieder) fein ist. Zugegeben, an zwei, drei Stellen nagen Wind, Welle und Klimawandel und haben einige Abschnitte in einen Korallenfriedhof verwandelt. Die restlichen 80 Prozent sind aber Grund genug, gerade diese Insel ins Tauchvisier zu nehmen. Vor dem Tauchen und nach der Anreise steht aber erst mal ein wenig Ruhe auf dem Plan. Die findet man bei einem entspannten Inselrundgang: Der kann zwischen zehn Minuten und mehreren Stunden dauern. Je nachdem, wie man sich »treiben« lässt, da viele Ecken und der Strand immer wieder zum »Ausblick genießen« einladen. Oder man entspannt im Bungalow/Villa am oder im Pool, auf der Strandliege vor dem eigenen kleinen Palmengarten oder auf dem Wasserbungalow-Bett mit freier Sicht auf die zig Farben des Ozeans. In den Unterkünften fehlt es an nichts. Das umfasst alle Kategorien, beim Duschbad beginnend über die kleine Kaffeemaschine bis hin zum gefüllten Wein-Kühlschrank. Dass es einen Roomservice gibt, bekommt man übrigens so gut wie nicht mit. Man merkt immer nur, dass jemand da war, weil Betten gemacht, Vorhänge zu- oder aufgezogen sind, das Betthupferl wartet oder alles wieder aussieht wie bei der Anreise. Was Äußerlichkeiten angeht, trifft Kandholhu das Malediven-Klischee mitten ins Palmenherz. Gepflegter Palmengarten trifft Inselvegetation mit Barfuß-Feeling-Faktor. Mit Ausnahme der großzügigen Wasserbungalows ist alles von sattem Grün umgeben. Aber auch Kandolhu leidet. Wie auf fast allen Malediven-Inseln verzieren an besonders beanspruchten Stellen Wellenbrecher, Sandpumpen und Sandsäcke die Postkarten-Aussicht.
Essen, Unterkunft & Unterhaltung
Dieser Punkt ist so faszinierend wie einfach: Man kann sich bei der Buchung für drei Varianten entscheiden, die auch weitere Annehmlichkeiten mit sich bringen. Von Haus aus in der Buchung enthalten ist das Frühstück. Die einfachste, aber mit Abstand teuerste Kategorie ist die »Ultimate Inclusion«, in der im Prinzip die gesamte Verpflegung inklusive des Weinsortiments im eigenen Kühlschrank enthalten ist und viele Kleinigkeiten über das Essen hinaus. Insgesamt gibt es auf dem kleinen Eiland fünf exklusive Restaurants mit A-la-carte-Gerichten und ein Frühstücksbuffet. Langweilig wird es beim Essen definitiv nicht. Vor allem das Show-Kochen am Banzai-Grill sorgt für Unterhaltung und Geschmacksexplosionen. Unterhalten kann man sich dann auch an der wunderschönen Strandbar direkt nebenan, auf‘s Meer schauen und ein Getränk genießen. Das war es dann aber auch schon, was das direkte Unterhaltungsprogramm angeht. Und das ist Absicht. Aber keine Sorge. Wem die Ruhe zu viel wird, der geht tauchen, fischen, kajaken, schnorcheln oder macht eine Boots-Schnorchel-Ausfahrt zu den Manta- und Walhaispots in der Umgebung. Und lässt sich anschließend im Spa verwöhnen. Tatsächlich kommen die meisten Gäste jedoch hierher, um einfach nur »da zu sein«. Und so sieht man selbst bei voller Belegung nur wenige Menschen den ganzen Tag über.
Tauchen
Will man ganz sicher sein, dass man niemanden sieht, taucht man einfach ab. Entweder mit Nils oder Maike oder allein am Hausriff. Müsste man einen Signature-Tauchplatz für die Insel vergeben, so wäre das aus meiner Sicht tatsächlich das Hausriff. »Viele unserer Gäste sagen, dass wir das schönste Hausriff der Malediven haben«, verrät Nils im Interview (auf unserem Youtube-Kanal). Klar, das behauptet immer jeder von seinem Riff vor der eigenen Tür. Am Ende dieser Drei-Malediven-Insel-Reise stimme ich ihm zu. Ammenhaie, Schildkröten, Riffhaie verschiedener Größen, Rochen, Muränen, Riff-Schwarmfische – alles da, was man erwartet. Immer abhängig von der Tageszeit und der Richtung, in der man das Riff gerade strömungsbedingt betaucht. Und darüber hinaus? Darüber hinaus bekommt man die gesamte Breite des Ari-Atolls geboten. »Wir haben über 30 Tauchplätze. Da ist für jeden was dabei. Die meisten wollen immer »Fishhead« besuchen. Das ist gut für mich, weil es auch mein Lieblingstauchplatz ist«, grinst Nils. Was es dort zu sehen gibt? »Alles«. Was wir gesehen, als wir dort waren – einen Adlerrochen. Mehr Großfisch gab es nicht. Ohne Strömung ist hier nix los. Darüber hinaus ging es mitten rein ins Herz des Nord-Ari-Atolls zum Fesdu-Wrack. Das liegt in 30 Metern Tiefe. Die Strömung an diesem Tag war gnädig. Definitiv eine Reise wert, weil auch das umgebende Thila wunderschön bewachsen in zwölf Meter Tiefe auf Besucher wartet. Das gute an der recht zentralen Lage von Kandolhu im Nord-Ari-Atoll ist, dass – wenn man das unbedingt will – alle »berühmten« Tauchplätze angefahren werden können. Ein kleiner Luxus, neben dem, dass man in sehr kleinen Gruppen – wenn nicht sogar nur als Buddy-Team – unterwegs ist.
Für wen gedacht?
Vier Tage und sechs Tauchgänge später steht die Weiterreise an. Bleibt die Frage, für und an wen sich das Inselkonzept wendet oder besser gesagt eignet. Honeymooner? Auf alle Fälle. Einsamer geht es kaum. Vieltaucher? Ja, wenn das Budget keine Rolle spielt. Familien? Ja, aber: Die Anzahl der »Familien«-Villen ist überschaubar gering und konzeptionell eher weniger auf Familien mit Kindern (erst ab 6 Jahren) ausgelegt. Dennoch kein Ding der Unmöglichkeit. Am ehesten sehe ich hier Ruhesuchende, die gern einen – dafür aber herausragenden – Tauchgang am Tag machen, viel Wert auf sehr gutes Essen legen, ab und an mal am tollen Hausriff schnorcheln wollen und sonst sehr gern auch mit dem Partner die Vorzüge der Unterkunft samt Strandnähe mit Robinson-Feeling genießen wollen.
Preise & Infos
Kosten Tauchen: 88 US-Dollar/TG
Preisbeispiel: gefunden bei TUI: 5 Nächte AI ab 3468 Euro
(inkl. Flug) pro Person 5 Nächte Frühstück 2693 Euro
(inkl. Flug) pro Person
Kuramathi
Mit dem Speedboot geht es von Kandholhu dann 30 Kilometer Richtung Norden ins Rasdhoo-Atoll. Hier steht der Besuch der Insel Kuramathi auf dem Plan. Sie gehört mit fast zwei Kilometern Länge zu den größten Resort-Inseln der Malediven und ist gleichzeitig einer der ältesten Resort-Inseln im Reich der Atolle. Einst waren es drei Resorts, die sich die Insel teilten. Heute gehören alle drei zusammen. Aus der absoluten Einsamkeit von Kandholhu kommend gibt es keinen größeren Kontrast im Hinblick auf die Menschenmengen. 350 Zimmer, zwölf Zimmerkategorien, drei Buffetrestaurants, neun A-la-carte-Restaurants, sechs Bars samt Kino, Kindergarten, Eco-Center, Tennis- und Fußballplatz, drei Poolanlagen, Erlebnispfad, ein U-Boot – dem Resort fehlt es an nichts. Zu viel? Kommt darauf an, was man im Urlaub auf den Malediven erwartet oder unternehmen möchte. Für Familien, das sieht man auch am Gästebild, ist diese Vielfalt genau richtig, besser noch: optimal. Sei es der Kindergarten in der Inselmitte, das Kinoprogramm, der kindgerechte Strand rund um die Insel, Wassersport aller Art oder einfach nur die inseleigene Eisauswahl im Inselcafé. Um mein Fazit schon mal vorweg zu nehmen: Die Insel würde bei der nächsten Urlaubsplanung in die engere Auswahl kommen, da auch das Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Malediven-Urlaub fast schon unschlagbar ist.
Erster Eindruck
Die Insel ist riesig. Daher verkehren hier Golfcar-Busse, die die Urlauber nicht nur an den Haltestellen, sondern auch vom Weg aufpicken und im Zehn-Minuten-Takt an jede Ecke der Insel bringen. Mir selbst ist es passiert, dass ich samt UW-Fotoausrüstung auf die leichtsinnige Idee kam, vom Tauchcenter zu meinem Bungalow in der Mitte der Insel gelaufen bin. Leider immer genau so, dass mir das »Taxi« aus der Gegenrichtung entgegen kam. So lernt man zwar alle Ecken der Insel kennen, macht diesen Fehler aber kein zweites Mal. Grün, naturbelassen und eher schon an ein Dorf erinnernd – so bleibt Kuramathi in meiner Erinnerung. Was das Wohnen auf der Insel angeht, kann ich nur über den Wasserbungalow berichten. Alle anderen Unterkünfte waren belegt und konnten nicht besichtigt werden. Eingebucht in den Wasserbungalow in der Inselmitte samt Terrasse sind die Wege in alle Richtungen gleich (weit). Bei der über einstündigen Rundfahrt über die Insel (zu sehen auf unserem Youtube-Kanal) fällt auf, dass viel Grün stehengelassen wurde. Darunter nicht nur die uralten Banyan-Bäume, sondern auch ein kleiner Dschungel, den man, aber nicht ohne Moskitoschutz, auf einem kleinen Pfad erkunden kann. Auf Kuramathi kann man gut und gern einen oder zwei »Wandertage« einplanen. Strandhandtuch einpacken und los geht’s: zur ewig langen Sandbank im Westen mit herrlichem Sunset-Szenario, zum einsamen Strandabschnitt unter Palmen im Norden, vorbei am Strandcafé zu einer der Poolanlagen oder zum Spa rüber ans Hausriff. Unterwegs kehrt man in einem der Strandclubs samt Pool ein, bevor man sich für das Essen am Abend im Buffet- oder A-la-carte-Restaurant fertig macht, um danach gemütlich mit den Kindern, die zuvor noch aus der Tagesbetreuung der Kita geholt wurden, das Abend-Kino zu genießen. Urlaub auf Kuramathi hat etwas von Cluburlaub, gemischt mit Paradies-Inselfeeling.
Tauchen
Nirgends auf den Malediven ist die Geschichte einer Tauchbasis mit dem Resort so verbunden wie auf Kuramathi. Die Insel war nicht nur eine der ersten Resort-Inseln, hier entstand auch Anfang der 1990er Jahre eine der ersten Tauchbasen auf den Malediven. Und die existiert noch immer. Und mit dem Mit-Besitzer Helmuth Steuber schaltet und waltet noch eines der Malediven-Urgesteine hinter‘m Schreibtisch. Die Rasdhoo Diver, benannt nach der gegenüberliegenden Einheimischen-Insel, gehören mit dem Center auf Kuramathi zu den größten der Malediven. Das wiederum merkt man dem Basenbetrieb als Gast nur selten an. Die »Abfertigung« mit jeweils zwei Booten zu den zig Tauchspots vor der Inseltür läuft wie ein Uhrwerk. Mitverantwortlich für dieses Uhrwerk ist die Schweizer Basen-Managerin Samira Schwab, die nicht nur ihr junges und engagiertes Team im Griff hat, sondern auch dem ein oder anderen alten Tauchhasen zeigen kann, wie man richtig taucht. Was bei ihr jedoch nicht immer klappt, ist Großfische anzulocken: »Wer etwas Besonderes sehen möchte, sollte nicht mit mir tauchen gehen«, schmunzelt sie neidisch, als meine Tauchgruppe von der ersten Manta-Sichtung der noch frischen Saison berichtet. Die gab es am beliebten Tauchspot »Madivaru«, der eigentlich für Haibegegnungen bekannt ist, weil sich hier eine Putzerstation befindet. Wie auf dem Balkon sitzend beobachtet man vom langgezogenen Riffblock aus das Treiben im Blauwasser. Dieser Spot im Rasdhoo-Atoll war früher bekannt für Hammerhai-Begegnungen, doch diese gehören leider der Vergangenheit an. Dennoch gibt es hier am nördlichsten Atoll von Nord-Ari genug zu sehen. Eines allerdings muss auch ganz klar gesagt werden: Die Spots sind auch bei Safaribooten so bekannt und berühmt, dass man immer wieder auch in größeren Gruppen unterwegs ist. Praktisch und sinnvoll: Nach jedem Tauchgang kehrt das Tauchboot zur Insel zurück. So bleibt der Familienfrieden bewahrt, wenn man nach dem zeitigen Frühstück zum Tauchen geht und zum Mittagessen wieder da ist. Darüber hinaus werden aber auch Halb- und Ganztages-Ausfahrten zu den exponierten Spots angeboten. Ein Highlight: Nachttauchen an einem nahegelegenen 40-Meter-Wrack. Ab November bis in den März hinein gelten die Spots um Kuramathi herum als mantasicher. »Letztes und dieses Jahr waren die Mantas schon ein paar Wochen früher da«, verrät Samira, deren Lieblings-Meeresbewohner jedoch Haie sind (zu sehen auf unserem Youtube-Kanal). Einer von ihren Lieblingen ist ein halbausgewachsener Schwarzspitzen-Riffhai, der täglich am Hausriff rund um den Einstieg seine Runden dreht und schon mal Schnorchler erschreckt, die ihn nicht kennen. Das Hausriff selbst ist für Tauchkurse und den Wiedereinstieg ins Tauchen perfekt. Für ausgedehnte Tauchgänge mit Kamera kann man es sich jedoch sparen. Als Schnorchler lohnt es sich dennoch, ins Wasser zu steigen. Einstiegshinweise gibt es rund um die Insel. Im Gegensatz zu Kandholhu trifft man auf Kuramathi die Gruppe der Vieltaucher auf alle Fälle. Während meiner drei Tage auf der Insel gab es Buddy-Teams, die jeden Tag ihres Urlaubs mindestens einmal auf Tauchstation waren. »Haie und viele bunte Fische schauen und das immer und immer wieder – das schönste, was man hier neben dem Essen und Ausruhen machen kann«, kommentiert mein Buddy-Teamkollege denn auch seinen 14-Tages-Aufenthalt. Ein kleiner, aber wichtiger Punkt zum Tauchen sei noch eingeworfen: Auf Kuramathi gibt es sogar eine Druckkammer. Somit ist diese Insel einer der sichersten Orte für Taucher auf den Malediven.
Für wen geeignet?
Wer absolute Einsamkeit sucht, ist hier falsch. Für Familien, die schon immer mal auf die Malediven wollten und dafür nicht gleich einen Kredit aufnehmen wollen, ist Kuramathi eine Insel, die mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis punktet. Aber auch Paare, wo nur ein Partner taucht, können hier beruhigt einchecken. Auch Vieltaucher dürfen sich hier gut aufgehoben fühlen. Und selbst für Sportenthusiasten lohnt ein Blick auf die Insel, immerhin gibt es hier genügend Auslauf. Und für Fans der Kulinarik: Jedes der neun A-la-carte-Restaurants ist einen Besuch wert. Hier kann man sich ruhigen Gewissens auch für All Inclusive statt nur Vollpension einlassen. Für mich geht es auch hier nach vier Tagen weiter. Mit dem Taxiboot geht es zurück zur Flughafen-Insel, wo das Speedboot nach Velassaru auf mich wartet.
Preise & Infos
Kosten Tauchen: 83 US-Dollar/TG
Preisbeispiel: gefunden bei TUI:5 Nächte VP ab 1617 Euro (inkl. Flug)
pro Person;5 Nächte AI ab 2002 Euro (inkl. Flug) p.P.
Velassaru
Gerade noch saß ich im engen und langsamen Taxiboot, und schon nimmt man mir wieder alle Taschen und Koffer ab, verfrachtet mich in ein Boot mit Teppich, Wlan, Getränken und feuchtem Tuch. Es geht nach Velassaru, gerade mal 25 Minuten südlich von der Flughafen-Insel entfernt. Hier beginnen die letzten vier Tage meiner Malediven-Inspektion. Allein die Ankunft ist schon atemberaubend. Wer schon immer mal wissen wollte, in wie vielen Tönen es Meeresblau geben kann, der ist hier genau richtig. Rund um die Insel ist das Meer flach und sandig mit Untiefen. Auf dem Weg vom Ankunftspier geht es vorbei an Wassersport- und Tauchcenter. Scheint alles neu zu sein. Ist es auch, wie sich später herausstellen wird. Nach den üblichen Rezeptions-Formalitäten geht es Richtung Bungalow. Vorbei an sehr schick inszenierten Restaurants, einem unglaublich riesigen Infinity-Pool und kleineren Bungalows zur Inselmitte hin gelegen, führt mein Weg am Tennis-platz und Fitnesscenter entlang. Rechts Palmen und Unterholz, hinter dem sich der sehr breite Strand versteckt. Links Bungalows. Am nordöstlichen Ende der Insel angekommen liegen die Strandbungalows. Darunter auch »meiner«. Ein großes Bett, eine Barzeile mit riesigem Spiegel und ein wunderschönes Außenbad mit Wanne und zwei Duschen. Vor dem Bungalow eine Terrasse mit kleinem Pool und ein grandioser Blick auf‘s flache Meer. Auch wenn die Insel nur wenige Minuten von der umtriebigen Hauptstadt-Insel, deren Hochhäuser in der Ferne sichtbar sind, entfernt liegt, fühlt es sich hier dennoch an, als wäre man ganz weit weg von allem. Koffer in die Ecke, und ab zum Strand. Gerade düsen hier drei Adlerrochen durch das Flachwasser – ein netter Willkommensgruß! Den gibt es ein paar hundert Meter weiter dann auch von Fathih, der als stellvertretender Basenmanager gerade die Tauchbasis auf Vordermann bringt. Seit drei Monaten ist er hier und hat die Übergabe der vorherigen Betreiber abgewickelt. Einst von Externen betrieben, gehört die Basis nun zum Universal Resorts-Imperium. Neue Ausrüstung, neuer Kompressor, neue Flaschen, neue Boote und Fathih – alter Hase in der Tauchsportindustrie auf den Malediven und Kenner aller Tauchspots (zu sehen auf unserem Youtube-Kanal). Ein Glücksgriff für das Inselmanagement. Und auch für ihn. Jetzt sind es nur wenige Bootsminuten bis zu seiner Familie, die drüben auf Hulumale wohnt. Wir planen die kommenden drei Tauchtage. Danach geht es zum ersten Programm-Punkt: Sunset-Fahrt mit einem Dhoni. Der Wettergott meint es gut, der Sonnenuntergang wird atemberaubend. Zwei andere Pärchen sind mit an Bord. Und so wechselt die Inselszenerie von absoluter Einsamkeit auf Kandolhu über Menschenüberfluss auf Kuramathi nun hin zur »Mitte« auf Velassaru.
Der erste Eindruck
Die Mitte – das scheint genau die richtige Beschreibung für Velassaru zu sein. Ein Mix aus den beiden ersten Inseln. Nicht zu groß, nicht zu klein, gehört das Resort mit seinen 129 Zimmern der Vereinigung der »Small luxury Hotels« an. Eine Vereinigung von Boutique-Hotels, von denen es derzeit knapp 500 weltweit gibt. Auch hier wieder auffällig ist das Inselgrün, das man laut Guest-Managerin Marge ganz bewusst so gelassen hat, wie sie auf unserem Inselrundgang verrät (zu sehen auf unserem Youtube-Kanal). Im Zuge dessen wurden auch die kleineren Bungalows nicht direkt an den Strand gebaut, haben aber dennoch alle einen individuellen Zugang zu ihm. Velassaru ist auch eine Barfuß-Insel, die man in knapp 20 Minuten umrundet hat. Dabei ist die gesamte Insel mit Ausnahme der Wege zu den Stegen zu den Wasserbungalows vom Strand umgeben. Mal breiter, mal schmaler. Sonnenhungrige finden also immer einen Platz an der Sonne oder auch im Schatten. Ganz viel davon gibt es rund um den riesigen Infinity Pool. Aber gerade auf dieser Insel lockt das Meer mit flach abfallendem Sandstrand, sodass der Pool zur Nebensache wird. Vor allem für Familien mit Kindern und Schwimmfaule ein wahr gewordener Traum. Einziger Wermutstropfen bei so viel Sand: Ein wirkliches Hausriff gibt es nicht. Man kann zwar schnorcheln, das dauert für eine Inselumrundung nach eigener Erfahrung etwa eine Stunde. Aber wirklich Außergewöhnliches zu sehen gibt es nicht. Warum das so ist, kann man sich beispielsweise beim wöchentlichen Vortrag der inseleigenen Meeresbiologin erklären lassen – toll für Kids. Die dürften sich genauso wie die Erwachsenen über den Eismann freuen, der stilecht mit dem Fahrrad selbstgemachtes Eis verteilt, rund um die Insel, Tag für Tag. Tag für Tag geht es auch raus auf‘s Meer: zum Manta-, Walhai- und Delfinschnorcheln sowie Fischen. Und für die Landratten gibt es Yoga, Kinoabende und noch viel mehr. Indirektes Entertainment sozusagen. Direkte Bespaßung gibt es für mich an den folgenden Tagen dann unter Wasser.
Tauchen
60 Tauchplätze stehen theoretisch in einer Entfernung von zehn bis 90 Bootsminuten zur Verfügung. Darunter sämtliche Topspot des Süd-Male-Atolls. Unser erster von zwei Tauchtagen führt uns in den Südosten zum Kandooma Thila. Kein einfacher Tauchplatz, da er eigentlich nur wirklich gut zwischen den Gezeiten betauchbar ist. Und selbst dann kachelt es wie Hecke. »Schwarmfisch, Haie und sogar Rochen-Schwärme, dazu Hart- und Weichkorallen. Hier bekommst du alles«, schwärmt Fathih. Und so kommt es dann auch. Es schwärmt, »fischt«, »hait«. Nur ein Problem gibt es: Gescheite Bilder lassen sich so nicht machen – selbst mit den besten Riffhaken-Künsten nicht. Egal. Gesehen und im Kopf abgespeichert, diese tolle Show. Der zweite Tauchgang findet dann auf dem Rückweg vor dem Resort statt. »Steilwand mit Löchern« in Tiefen um die 20 Meter. Nicht spektakulär, aber auch nicht schlecht. Schildkröten, Muränen, Federschwanz-Rochen, ab und an ein kleiner Riffhai, Hartkorallen, Gorgonien – schön entspanntes Tauchen ohne Strömung. Die fehlt hier und liefert somit auch keine Highlights.
Das musste sein
Die Highlights kommen am letzen Tauchtag dieser Reise. Die Mantas warten. Es geht nach Norden, Richtung Malé, dort vorbei, zu den Lankan-Tauchspots. Hier gibt es Manta-Garantie. Knapp 40 Minuten dauert die Bootsfahrt, vorbei an der Inselhauptstadt, unter Brücken hindurch, am neuen Flughafen-Terminal auf Hulumale vorbei. Allein die Fahrt ist schon eine Reise wert. Hier bekommt man ein wenig das Leben hinter den Kulissen präsentiert. Angekommen am Spot, sind wir nicht die einzigen Taucher. Kein Wunder, liegt der Spot doch recht zentral und ist von allen umgebenden Resorts, aber auch den Safaribooten schnell erreicht. Schnell ab ins Wasser! Zwei Minuten gewartet, schon beginnt das Spektakel. Der Manta Train zieht einmal durch die Taucherschar. Lässt sich abwechselnd putzen. Immer wieder tauchen die Tiere durch die Luftblasen der Taucher. Ich selbst ertappe mich beim Kardinalfehler schlechthin: zu nah dran. Nicht zu nah an den Mantas, sondern an deren Putzerstation, wo die Putzerfische gar nicht darauf stehen, fotografiert zu werden. Putzer weg, Mantas weg – also zwei Taucherlängen zurück. Was der Manta-Interaktion keinen Abbruch tut. Die, die nicht geputzt werden, kommen neugierig nah ran. Toll! Genau das, was man als Taucher von einem Manta-Tauchgang erwartet. Flasche leer, auftauchen. Und wieder sitzt mir der Pechvogel auf der Schulter. Vor lauter Freude vergesse ich, die Kamera auszuschalten. Die Videoaufnahme läuft weiter. Das aber merke ich erst, als es zu spät ist. In meinen 20 Jahren als tauchender Fotograf habe ich mich noch nie so über mich selbst geärgert wie an diesem Tag. Warum? Weil der folgende Tauchgang, der gar nicht geplant war, mit Sicherheit die besten Haibilder überhaupt ergeben hätte.
Haigewusel
Statt den zweiten Tauchgang wieder vor der Insel zu machen, kommt mir ein Video eines Bekannten in den Sinn. Da war doch was mit Hulumale und Hafen. »Ja, hier gibt es den Sharktank, da kommen wir dran vorbei«, sagt Fathih, als ich ihn frage, ob hier nicht ein spezieller Tauchplatz sein soll. »Lass uns erstmal einen Insel-Kaffee trinken. Und dann können wir hinschauen«. Gesagt, getan, rödeln wir uns 40 Minuten später an. Gerade verlassen die letzten Boote den Spot direkt neben der Hafeneinfahrt. Vorher sagt mir Fathih noch, dass er kein Fan dieses Spots ist: »Zu viel Chaos, zu viele Taucher zwischen zu vielen Haien.« Wir haben Glück und springen als einzige rein. Und dann sind wir mittendrin. In zehn Meter Tiefe, die Sicht ist ungewöhnlich klar, warten über 50 Seidenhaie auf uns. Die weit über zwei Meter langen, sehr eleganten Tiere beruhigen sich scheinbar gerade nach einem Fressrausch. Auf halber Tiefe hängt ein Korb, aus dem noch Fischstücke herausschwappen. Wir tauchen mitten im Gewusel weiter ab. Als ich kurz mit meiner Flosse die Wade meines Buddys berühre, zuckt der zusammen. Er dachte wohl, es wäre ein Hai. Hier merke ich, dass mein erfahrener Marinetaucher-Buddy extrem angespannt ist. Warum? Das zeigt sich ein paar Sekunden später in Form zweier gestreifter Haie – die Tiger sind da! Plötzlich sind alle Seidenhaie verschwunden. Was für ein Schauspiel. Langsam kommen wir auf dem Meeresboden in 30 Meter Tiefe an. Wo man auch hinschaut, überall liegen Stachelrochen mit aufgestelltem Schwanz auf dem Boden und dösen vor sich hin. Zwischen ihnen sind wieder die Seidenhaie unterwegs. Ein Gitarrenhai mischt sich unter die aufgeregten Tiere. Unter einem Riffblock dösen zwei Ammenhaie. Was ist das nur für ein abgefahrener Spot – unglaublich!
Die Zeit verfliegt, der Aufstieg naht. Direkt unter unserem vor Anker liegenden Boot schwärmen zig Stachelrochen hin und her, dazwischen Unmengen von Falterfischen. Ich merke, wie ich nur noch den Kopf schüttle vor lauter Staunen (auch jetzt wieder an meiner Tastatur). Dann geht es zurück. Wir sind beide geschafft. Weniger vom Tauchen selbst als vielmehr von dem, was wir da gerade gesehen und erlebt haben. »Das war das erste Mal, dass ich diesen Spot so erlebt habe. Aber ich weiß auch, dass das nicht für jeden Taucher etwas ist«, resümiert Fathih. Ganz meiner Meinung. Das zeigt sich Monate später, als man sieht, wie genau an der Stelle ein Tigerhai einen Taucher in den Kopf beißt. Zum Glück ist nichts passiert. Dass etwas passiert, ist wiederum nur eine Frage der Zeit, wenn dieser Platz nicht richtig gebrieft und kontrolliert betaucht wird.
An meinem Abreisetag steht dann noch ein kurzer Besuch des Spa an. Tatsächlich sind aber Körper und Geist reif für die 45-minütige Entspannung. Ein angenehmer Ausklang dieser Insel-Hopping-Geschichte.
Für wen eignet sich die Insel?
Familien finden auf Velassaru einen schönen Platz, um die Kids am Strand spielen zu lassen. Kinderbetreuung gibt es jedoch keine. Pärchen finden die perfekte Honeymoon Location. Taucher finden einen praktischen Ausgangspunkt für zig Spots in direkter und indirekter Nähe. Und: Tatsächlich ist Velassaru günstig: Sechs Tage für zwei Erwachsene kosten bei DERTOUR (Stand Ende Januar 2025) ab 3700 Euro inklusive Flug, aber nur mit Frühstücksbuffet. Bleibt mir nur noch zu sagen: Tschüss Malediven! Schön war‘s.
Preise & Infos
Kosten Tauchen: 80 US-Dollar/TG
Preisbeispiel: gefunden bei TUI: 5 Nächte Frühstück ab 1778 Euro
(inkl. Flug) pro Person; 5 Nächte AI ab 2786 Euro (inkl. Flug) pro Person