Reise Reiseberichte

Tauchen, Genießen, Entschleunigen – Bella Italia am Tyrrhenischen Meer

Machen Sie mit uns einen Abstecher ans Tyrrhenische Meer und tauchen Sie mit uns tief ins italienische Dolce Vita ein.

Gerald Nowak

TEXT: Sybille Gerlinger & Gerald Nowak |

Ja, wir lieben Süditalien seit einer unvergesslichen Reise an den Golf von Neapel vor vielen Jahren. Es ist Herbst in Deutschland – noch ein Grund mehr, um uns auf die Reise zu machen. Erinnerungen auffrischen, wieder den Duft würziger Macchia schnuppern, das silbrige Schimmern der Sonne auf dem tiefblauen Meer beobachten, wenn die Ausflugsboote von Amalfi Richtung Capri ziehen. Dazu all die kulinarischen Köstlichkeiten, die Weine, der Käse, Oliven, die Pasticci genießen. Und das Tauchen natürlich.

Vorfreude

Wir wollen einen alten Bekannten wiedersehen: Michele Mauro führt mit seiner schottischen Frau das Villaggio Nettuno in Marina del Cantone – ein Campingplatz direkt am Meer mit einem alten Sarazenenturm, in dem drei Apartments untergebracht sind. Außerdem gehören kleine Bungalows, ein Restaurant, ein Lebensmittelladen und eine Tauchbasis zum Ensemble. Alles da für eine kleine Auszeit, kurz bevor auch die Italiener in die wohlverdiente Winterruhe gehen.

Ein günstiger Mietwagen bringt uns in zwei Stunden Autofahrt zunächst über die Autobahn durch das neapolitanische Häusermeer unterhalb des Vesuvs und später kurvenreich entlang der sonnenverwöhnten Küstenabschnitte an den Beginn der Costiera Amalfitana.

Auf der Suche nach Ruhe

Positano? Eher nicht. Wer Ruhe an der tyrrhenischen Küste sucht, sollte sich weiter nördlich orientieren. Unser Ziel ist Nerano, ein kleines Dorf an den Hängen der Monte Lattari, in dem der Tourismus längst nicht so präsent ist wie in den prominenten Hotspots der Amalfiküste. Dazu gehört Marina del Cantone, das wir nur wenige Serpentinenkurven weiter unten am Meer erreichen. Links der Straße sprenkeln die bunten Apartments des Villaggio die Hügel zwischen den Olivenbäumen in Buttergelb, Candyrosa und Himmelblau, als würde Konfetti zum Meer hinabrieseln. Auf der Meerseite öffnet sich die Einfahrt zum Campingplatzteil der Anlage, dessen Zentrum in Ufernähe der altehrwürdige Sarazenenturm bildet.

Tauchen im Schutzgebiet

Michele, selbst Taucher, hat die Basis inzwischen in gute Hände übergeben. Die passionierten Tauchlehrer Aventino und Fabiana haben mit ihrer Barracuda Diving Italy-Basis hier an der Küste südlich von Sorrent ein Heimspiel. Nach Auslandserfahrungen zog es sie zurück an heimische Gestade. Leidenschaftlich, herzlich und kompetent teilen sie mit ihren Gästen die meist von klarem Blau umspülten Felslandschaften zwischen Capri und den Li Galli-Inseln.

Bereits 1997 wurde der Küstenabschnitt zwischen Sorrent und Positano rund um die Landspitze von Punta Campanella zum marinen Schutzgebiet erklärt. In kleinen Bereichen ist die Fischerei vollständig untersagt. Einige Meter vor der Steilküste ragt ein mächtiger Fels aus dem Meer, in dessen Windschatten gemütlich abgetaucht werden kann. Unter der Wasseroberfläche öffnet sich ein Spalt im Gestein, durch den man die strömungszugewandte Außenseite des Scoglio Penna erreicht.

Wenn man auch nicht sofort große Fischleiber in Massen trifft, so herrscht hier dennoch reges maritimes Leben: Bunte Schwämme zieren das Gestein, weiter unten stehen Gelbe und Rote Gorgonien und halten ihre Arme in die Strömung. Meerjunker tanzen über den zerklüfteten Wänden – dem optimalen Versteck für Oktopusse. Der Tauchplatz lässt sich trotz leichter Strömung während eines Tauchgangs umrunden und ermöglicht ein bequemes Einsteigen in das Boot auf der dem Land zugewandten Seite.

Die Küste birgt zahlreiche Höhlen, die leicht zugänglich sind. Die Sicht vor der kleinen Isola Isca ist mäßig. Aber nach wenigen Minuten zeichnet sich ein Torbogen im Blau vor uns ab, dessen Unterseite von orangefarbenen Kelchkorallen besiedelt ist. Fabiana führt uns weiter und entschwindet in einem dunklen Schlund, dessen Weg zwischen runden Felsbrocken aufwärts in eine Höhle führt. Er endet in einer zehn Meter hohen, luftgefüllten Kuppel, in der Stalagmiten und Stalaktiten dem Raum etwas Sakrales geben. Die Luft ist feucht und ein wenig muffig, aber angenehm warm. Die große Öffnung der Höhle liegt nun unter uns, und von dieser Seite leuchtet das Wasser strahlend blau hinein.

Nur einige Bootsminuten entfernt ist der Eingang zur nächsten Tropfsteinhöhle, der Grotta dello Zaffiro, die sogar Schnorchlern zugänglich ist, da die obere Kante des Eingangs mit der Wasseroberfläche abschließt. Auch diese Grotte ist ein luftgefüllter Dom mit imposanten Stalagmiten, deren Strukturen im einfallenden Tageslicht zu erkennen sind. Auf dem Rückweg nach Marina del Cantone genießen wir die herbstliche Kraft der Sonne und verstehen, warum das Klima hier Menschen seit tausenden von Jahren verzaubert.

Und sonst so?

Ausflüge nach Sorrent und Neapel in nördlicher Richtung oder zu den Ausgrabungsstätten von Pompei und Herculaneum sind aufregende Kulturerlebnisse und benötigen aufgrund der Entfernung einen ganzen Tag. Die Amalfiküste gilt zurecht als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt, ist aber besonders bei Positano auch in der Nebensaison ziemlich überfüllt.

Es gibt rund um Marina del Cantone schöne Ziele, die man sogar fußläufig erreichen kann. Ein Spaziergang führt steil hinauf in das angenehm untouristische Nerano, wo es im »Zaghéra« gute Cocktails und die berühmten Spaghetti alla Nerano gibt – nur echt mit Provolone del Monaco. Wer gut zu Fuß ist, macht von hier aus eine Wanderung in die zauberhafte Bucht Baia di Ieranto – Badesachen, Trinkwasser und gutes Schuhwerk nicht vergessen! Deutlich weniger schweißtreibend ist ein Spaziergang am Meer entlang in die Nachbarbucht Baia di Recommone, in der der Beachclub „Conca del Sogno“ ein echtes Stück Dolce Vita repräsentiert.

Reiseinfo: Amalfiküste

© Shutterstock – Der Golf von Sorrent – zwischen Neapel, Capri und der Amalfiküste – bietet Tauchspots, Grotten und malerische Küstenorte wie Marina del Cantone und Nerano auf einen Blick.

Anreise
Flüge nach Neapel gibt es zum Beispiel bei Lufthansa (ab 147 Euro oneway) oder EasyJet (ab 70 Euro oneway). Per Mietwagen (ab zirka 250 Euro/6 Tage) sind es dann noch etwa zwei Autostunden bis Marina del Cantone.

Unterkunft
Villaggio Nettuno ist eine Campinganlage mit Bungalows, Supermarkt, Restaurant und Tauchbasis direkt am Meer von Marina del Cantone/Nerano. Weitere Infos unter villaggionettuno.it. (Seite auch auf Deutsch). Bungalow mit Meerblick ab 408 Euro/zwei Personen für fünf Tage.

Tauchbasis
Die Basis ist PADI, CMAS, FIAS und NAUI zertifiziert und wird von Aventino und Fabiana innerhalb der Anlage Villaggio Nettuno in Marina di Cantone geleitet. Zweimal täglich können Ausfahrten per Boot zu küstennahen Tauchplätzen im Golf von Salerno und die Region von Sorrent unternommen werden. Preis für zwei Bootstauchgänge inklusive Flasche, Blei, Guide: 150 Euro. Weitere Infos: barracudadivingitaly.com

Meeresbiologie für Schüler
Villaggio Nettuno und die Tauchbasis bieten Reisen für Schulklassen mit meeresbiologischen Kursen und Unternehmungen in Zusammenarbeit mit Unimare an, die für deutsche Schüler vom Meeresbiologen Nikolas Schneider geleitet werden. Infos: www.unimare.org, villaggionettuno.it/de/schulergruppen, schulfahrt.de. Ganztagesausflüge ab Campingplatz per Boot nach Capri (Erw. 55 Euro, Kinder 30 Euro) und Amalfi/Positano (Erw. 50 Euro, Kinder 30 Euro) sind im Villaggio Nettuno buchbar.