Medizin

Tauchen nach Spontanpneu

Der Hausarzt hat zunächst einmal ohne wenn und aber recht damit, die Tauchtauglichkeit nach stattgehabtem Spontanpneumothorax zu verweigern. Grundsätzlich ist ein Zustand nach Spontanpneu nämlich auch in der aktuellesten version der Empfehlungen zur Tauchtauglichkeit (Stand 1/2009) zunächt ei9ne absolute Kontrainikation gegen das Tauchen. Warum das so ist, erläutere ich später.
 
Der Hinweis, dass ein unauffälliges Röntgenbild der Lunge vorliege, hilft hier übrigens nicht weiter, denn ein konventionelles Röntgenbild ist in keiner Weise hinreichend und die für diesen Zweck (Feststellung der Tauchtauglichkeit) falsche Untersuchungstechnik. Auch der Hinweis auf die Bühlmann-Klinik mit Untersuchungsdatum von 1972 ist nicht wirklich hilfreich, denn zum einen sind seither ein paar Jahre ins land geschritten, in denen u.a. Unfalldaten gesammelt werden konnten, zum anderen ist genau dieser Prof. Bühlmann, den ich übrigens noch persönlich kennenlernen durfte und über die maßen nicht nur als Tauchmediziner, sondern auch als Lungenfacharzt schätze, einer er hauptverantwortlichen für die Sichtweise, dass der Spontanpneu zunächst mal ein hartes Ausschlusskriterium ist.
 
Nun zur Begründung: Ein Spontanpneu ist in der Regel die Folge des Vorliegens von angeborenen Schwachstellen im Lungengewebe, sogenannte "Emphysembullae" (dies war schon des öfteren Thema in tauchen) Hierbei handelt es sich um "Webfehler". Dabei kann es eine einzelne Emphysembulla geben, aber es liegen in den meisten Fällen eher mehrere vor, d.h. es kann jederzeit wieder zum Spontanpneu kommen. Speziell für das Tauchen muss man nun noch wissen, dass solche Emphysembullae Schwachstellen darstellen, die schon sehr viel früher als normales Lungengewebe überdehnen und reißen können. Sie wissen sicher, dass sich das Atemgas in der Lunge beim Auftauchen ausdehnt, was normalerweise beim Gerätetaucher, der normal weiteratmet, keine Rolle spielt. Hier wird nämlich das Gas wird schneller ausgeatmet, als dass ein kritischer Überdruck entsteht – beim Lungengesunden. Mit Emphysembullae kann hingegen schon ein nur leichter Überdruck zum Reißen des Lungengewebs führen, was beim Tauchen auch deshalb fatal ist, weil das freiwerdende Gas sich weiter ausdehnt, so dass es durch weiteres Auftauchen sehr rasch zum lebensbedrohlichen Spannungspneu kommen kann, der zum akuten Kreislaufversagen führt. Zusätzlich kann es zur lebensbedrohlichen Gasembolie mit einer Schlaganfallssymptomatik kommen.
 
Übrigens würde es, wie erwähnt, nicht reichen, wenn nun eine Röntgenaufnahme der Lunge durchgeführt würde und die unauffällig wäre, weil man damit nur extrem grosse Bullae erkennen kann. Um das Vorliegen auch kleinerer weiterer Bullae nachzuweisen oder auszuschliessen  wäre vielmehr ein hochauflösendes Spiral-CT der Lunge notwendig – dazu dann noch eine eingehende Lungenfunktionsprüfung nötig. Finden sich auch mit dem hochauflösenden Spiral-CT (bitte beachten Sie, dass es durchaus Unterschiede zwischen "CT" und "Spiral-CT" gibt! Zwar wird man heute in den Röntgenpraxen und Krankhäusern eher das Spiral-CT finden, ralls aber nicht, so wäre ein CT, welches nur konventionell Schichtet und dabei Bereiche auslässt, ebenfalls nicht wirklich geeignet.) keine weiteren Bullae und nur noch absolut gesunde Lungenstruktur, dann wäre bei Vorliegen einer guten Lungenfunktion ohne jegliche Anzeichen einer bronchialen Obstruktion das Tauchen möglich. Doch, wie gesagt, prinzipiell würde man bei Zustand nach Spontanpneu strikt vom Tauchen abraten.