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Wissen News im September

Foto: Bill Crawford/IODP

T Dr. Florian Huber

Geburt eines Ozeans – Internationale Forschungsexpedition will neue Erkenntnisse zur Geburtsstunde des Atlantiks finden

Die Theorie der Plattentektonik ist erst gut 50 Jahre alt. Wie genau die sich über Millionen von Jahre erstreckenden Prozesse beim Auseinanderbrechen eines Kontinents ablaufen, ist in vielen Details noch unbekannt. Ein internationales Team von Forschenden will diesen Sommer im Rahmen einer Expedition des »Integrated Ocean Discovery Programs« (IODP) umfangreiches Probenmaterial am Rande des norwegischen Schelfs erbohren.

Auf Island kann man noch jetzt die letzten Nachwirkungen des Vulkanismus beobachten, der mit der Öffnung des Atlantiks einherging als Grönland und Europa auseinanderbrachen. Wie an einer Perlenschnur ziehen sich aktive Vulkane quer durchs Land. Kilometerlange tiefe Risse mit Dutzende Meter hohen Abbruchkanten lassen sich mit bloßem Auge ausmachen. Jedes Jahr rücken dort die eurasische und die amerikanische Platte weiter auseinander. Dieser Prozess begann im Nordatlantik vor mehr als 56 Millionen Jahren. Es kam dabei über etwa eine Million Jahre zu mit den gewaltigsten Vulkanausbrüchen der Erdgeschichte. Nach heutigen Erkenntnissen hat dieser Vulkanismus das Weltklima um etwa fünf Grad erwärmt. Viele Details des Aufbrechens des Atlantiks zwischen Grönland und Norwegen liegen aber noch im Dunkeln. Als Zeitzeugen können Ablagerungen am Meeresboden dienen, die aber oft nur schwer zugänglich sind.

»Die IODP-Expedition bietet die einmalige Gelegenheit, wirklich zu verstehen, wie sich die gewaltigen Vulkanausbrüche während der Öffnung des Nordatlantiks auf das damalige Klima ausgewirkt haben und welche Lehren wir für zukünftige Klimaveränderungen ziehen können«, sagt Christian Berndt, Co-Fahrtleiter der Expedition vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Die Dimensionen der damaligen Eruption waren gewaltig: »Wir schätzen diese auf mehrere Millionen Kubikkilometer Lava, genug um ganz Deutschland mit fünf Kilometern Lava zu bedecken«, sagt Sverre Planke von der Universität Oslo. »Wir wollen im Rahmen dieser IODP-Expedition herausfinden, warum dieser Vulkanismus so außergewönlich ergiebig war. Es ist für uns die einmalige Gelegenheit, die Entstehung solcher Vulkanausbrüche aus dem Erdmantel zu verstehen und er globale Erwärmung und Massenaussterben ausgelöst haben könnte«, so der norwegische Wissenschaftler.

Küstenökosysteme wie Seegraswiesen speichern Kohlenstoff mit deutlich höherer Flächendichte als beispielsweise Wälder. Foto: Uli Kunz

Milliardenschwere CO2-Speicher

Küstenökosysteme wie Seegraswiesen, Salzmarschen und Mangrovenwälder sind in vieler Hinsicht für Menschen wertvoll. Insbesondere speichern sie Kohlenstoff – und das mit deutlich höherer Flächendichte als beispielsweise Wälder. Damit tragen sie einen wichtigen Teil dazu bei, den Klimawandel abzumildern. Allein die Küstenökosysteme Australiens, die besonders viel CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen, ersparen dem Rest der Welt Klimafolgekosten in Höhe von rund 23 Mrd. US-Dollar jährlich. Dies geht aus Berechnungen von Forscherinnen und Forschern am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU) und dem Deutschen Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) hervor, die gerade veröffentlicht wurden. Link zur Studie: QR-Code oder www.nature.com/articles/s41558-021-01089-4 

 

Virtueller Tauchgang zu 300 Jahre altem Schiffswrack

Der große Sturm von 20. November 1703 (©Richard Endsor, www. RichardEndsor.co.uk).

Das 70-Kanonen-Kriegsschiff Stirling Castle sank im großen Sturm im November 1703 bei den Goodwin Sands, einer Kette von Sandbänken am Nordeingang der Straße von Dover. Die geschützte Wrackstelle ist nun erstmals auch für Nicht-Taucher bequem von zu Hause aus zugänglich. Der virtuelle Tauchpfad bietet einen faszinierenden Einblick in die Ruhestätte dieses bedeutenden Wracks.
Die Stirling Castle wurde 1678 in Deptford in Kent gebaut und war eines von 20 Schiffen, die im Auftrag von Samuel Pepys als Teil eines Programms zur Erneuerung der englischen Marine gebaut wurden. Das Schiff fiel dem großen Sturm von 1703 zum Opfer, der auch das Schicksal anderer Schiffe auf den Goodwin Sands besiegelte, darunter die Kriegsschiffe Northumberland und Restoration, die ebenfalls geschützte Wrackplätze sind. Nur 70 der 349-köpfigen Besatzung konnten gerettet werden. Der Fundort wurde 1979 von Tauchern in rund 15 Metern Wassertiefe entdeckt, als sie die Netzbefestigungen eines Fischers untersuchten.
Link zum virtuellen Tauchgang: QR-Code oder //historicengland.org.uk/get-involved/visit/protected-wrecks/virtual-dive-trails/ 

Virtueller Tauchpfad zum Wrack von Stirling Castle. Foto: Richard Endsor

Weiteres römisches Wrack vor Sizilien entdeckt

Vor der Nordküste Siziliens haben Archäologen ein römisches Wrack aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. entdeckt. Die Entdeckung wurde in einer Tiefe von 92 Metern während eines Einsatzes der Soprintendenza del Mare della Regione Siciliana an Bord des Forschungsschiffes Calypso South, gemacht, das mit High-Tech-Instrumenten ausgestattet ist. Die ersten Bilder der Entdeckung wurden mit Hilfe eines Rov, eines ferngesteuerten Roboters, aufgenommen. Die ehemalige Ladung des Schiffes – Amphoren – konnten die Archäologen anhand ihrer Form als Typ Dressel 1 A bestimmen und so zeitlich bestimmen.

Amphoren in rund 90 Metern Wassertiefe. Foto: ARPA und Soprintendenza del Mare – Regione Siciliana