Ich greife in meine Tauchtasche und ziehe das klein zusammengefaltete Scubapro Navigator Lite heraus. Dank der weichen Rückenplatte lässt sich das Jacket auf Reisen ideal verstauen. Natürlich kommt sofort die Frage nach der Stabilität unter Wasser auf. Durch die doppelte Bebänderung liegt diese Tauchweste sehr nah und stabil an der Flasche, was für ausreichende Festigkeit sorgt. Wer gern ein kompakt komprimierbares Jacket für Reisen sucht, wird hier fündig. Doch schauen wir uns das Navigator Lite mal etwas genauer an:
Bevor es auf Reisen ging, habe ich zwei Tauchgänge in Deutschland unternommen, um mich mit dem neuen Westen-Modell vertraut zu machen. Der erste Eindruck war positiv: sauber verarbeitet, angenehm leicht, klar strukturiert. Mit seiner Zuladung von fünf Kilogramm Blei konnte ich mit dünnem Unterzieher und Trilaminat-Trockentauchanzug sowie 12-Liter-Flasche allerdings gerade so abtauchen. Der Sicherheitsstopp mit fast leerer Flasche war ein »strampelndes unten bleiben« mit viel Ausatmen und wenig Einatmen. Für dickere Unterzieher fehlt dem Navigator Lite klar etwas Bleikapazität. Natürlich kann man auf einen Bleigurt zurückgreifen. Auf der Insel Gozo warteten dann zehn Tauchgänge im Sieben-Millimeter-Halbtrockenanzug auf das ultraleichte Reisejacket, viele davon jenseits der 30-Meter-Tiefenmarke. Ein Härtetest unter realen Bedingungen, dem das neue Reisewing von Scubapro nominell gewachsen sein soll.
Konzept und Konstruktion
Das Navigator Lite ist ein Wing-Jacket. Der Auftrieb liegt ausschließlich im Bereich des Rückens. Die einschalige Blase besteht aus widerstandsfähigem 420D Nylon, ist hochfrequenzverschweißt und bringt trotz geringem Gewicht eine ordentliche Hubkraft von 170 Newton mit. Damit kann man problemlos mit einer 15-Liter-Flasche abtauchen. Drei elastische Bungees halten die Blase kompakt und formstabil. Das wirkt sich positiv auf die Wasserlage aus.
Beim Tarierverhalten überzeugt das Jacket auf ganzer Linie. Selbst mit einer absichtlich provozierten Überbleiung (mit Bleigurt) – zehn Kilogramm bei einer 12-Liter-Stahlflasche – war ein Tarieren auf 40 Meter Tiefe noch möglich. Die Wasserlage in horizontaler Schwimmlage ist sehr gut austariert, an der Wasseroberfläche lässt sich mit halbvollen Blasen bequem vertikal treiben. Für Fotofans, die auch mal kurz an der Oberfläche dümpeln, beispielsweise für Halb-Halb-Aufnahmen, ist das ein gutes Feature.
Im Praxistest u.a. vor Gozo
Mit insgesamt fünf Kilo abwerfbarem Gewicht ist das Navigator Lite für wärmeres Wasser konzipiert oder lässt sich gut von jenen tauchen, die gern mit Bleigurt unterwegs sind. Im Urlaub mit dünneren Tauchanzügen ist die Bleimenge der Taschen völlig ausreichend. Die Taschen lassen sich wahlweise mit der Öffnung nach oben oder unten ansetzen – für Zubehör (nach oben zu öffnen) oder eben als Schnellabwurf-Option der Bleistücke (nach unten geöffnet).
Scubapro verzichtet auf klassische Metall-D-Ringe und setzt stattdessen auf vier robuste Stoffschlaufen – zwei oben, zwei unten an den Bleitaschen. Sie sind solide genug, um sogar eine Sieben-Liter-Stageflasche sicher zu befestigen. Der Schnellverschlussgurt an der Flasche hinten mit dem Quick-Cinch-System hält die Flasche bombenfest und lässt sich trotzdem komfortabel justieren. Inflator und Schnellablässe reagieren, wie gewohnt bei Scubapro, präzise und schnell. Das Tauchgerät rollt nicht von links nach rechts, sondern liegt stabil im Wasser. Alle Wasserlagen waren gut tauchbar. Nur wenn man auf dem Rücken mit Blick nach oben Richtung Wasseroberfläche taucht, hat das Jacket einen leichten Drang, sich in Schwimmposition zu bringen.
Wer sich fragt, warum es an der Blase einen Reißverschluss gibt: Nein, es ist keine austauschbare Blase. Auch ist sie nicht zwei-, sondern einschalig. Dafür dient der Zipper zum Austausch der farbigen Oberfläche. Sie kann mit anderen Farbkits ausgestattet werden, um die Ausrüstung den persönlichen Vorlieben anzupassen.
Fazit
Das Navigator Lite ist ein durchdachtes, leichtes Jacket, das vor allem auf Reisen und bei Tauchgängen im Warmwasser seine Stärken ausspielt. Ein kleiner Kritikpunkt: Wie bei vielen Scubapro-Tauchwesten fehlt auch hier eine gut durchdachte, vorinstallierte Möglichkeit zur sicheren Oktopus-Befestigung. Wer dieses Detail selbst löst, bekommt für rund 469 Euro ein rundum gelungenes Jacket für unterwegs. Konstruktion, platzsparende Verpackbarkeit und solide Tarierleistung machen das Navigator Lite zum hilfreichen Begleiter für sportliche Urlaubstaucher und Urlaubstaucherinnen, denn die Weste ist universell für sie und ihn geeignet – mit vielen Optionen, das Ausrüstungsteil farblich an individuelle Vorlieben anzupassen.