Licht und Schatten der Leica X-U liegen nah beieinander
Aber auf Dauer ist das Leben unter Wasser mit dieser Kamera so anstrengend wie die Besteigung des Mount Everests ohne Sauerstoff. Denn Makro-Linsen und Weitwinkelkonverter können nicht aufgesetzt werden. Das wäre für die Ingenieure Verrat am Können und schlimmer als Weinschorle von einem 1966er Château Lafite-Rothschild. Der optimale Wirkungsgrad hinsichtlich bester Bildschärfe und höchster Auflösung liegt bei Blende 8. Ins Objektiv fest eingebaut ist das Blitzgerät. Eine Mini-Leuchte mit Leitzahl fünf bei ISO 100, über Wasser wohlbemerkt. Da der mit 16 Megapixeln bestückte Bildsensor aber ISO 400 ohne Nachwirkungen schluckt wie ein stämmiger Bauarbeiter eine Kiste Bier, kann man mit einer UW-Leitzahl von 4,5 bei einem Meter Motivdistanz rechnen. Nicht viel, aber ausreichend, denn der Witz-Blitz reicht unter Wasser nur bis 0,4 Meter. Da sich die Optik bis 0,2 Meter nah einstellen lässt, kommt man in diesem Bereich durchaus klar, zumal man die Blitzbelichtung am Drei-Zoll-Monitor mit seinen 920 000 Pixeln kontrollieren kann. Einschränkend muss man aber sagen, dass das frontal verteilte Blitzlicht die Schwebeteilchen geradezu händeringend sucht.
Motivprogramme gibt es nicht. Auch das würde der Firmenphilosophie widersprechen. Dafür einen Button für die UW-Fotografie im Schnorchelbereich. An Belichtungs-betriebsarten stehen alle Programme einer Systemkamera bereit. Der Autofokus arbeitet sehr präzise, allerdings ist die Auslöseverzögerung mit 0,5 Sekunden kein Ruhmesblatt. Hinsichtlich der Bildqualität besteht nicht einmal der Hauch eines Zweifels, dass man hier das Nonplus-ultra einer Kompakten in der Hand hält. Darüber vergisst man gern, dass die Leica „X-U“ beim Speichern der Bilder ein Schneckentempo vorlegt. Vorbildlich ist die Kamera bei der Menüführung. Für Gegenlichtkünstler ist der Zentralverschluss gedacht. Er gestattet sogar mit einer Verschlusszeit von 1/2000-Sekunde synchron zu blitzen. Schade, dass man die Kamera nicht fiberoptisch nutzen kann. Wer, außer pathologischen Leica-Freaks, stellt manuell die Schärfe ein? Bei dieser Kamera funktioniert das perfekt – Präzision auf höchstem Niveau.
Fazit zur Leica X-U
Leica offeriert die „X-U“ als Outdoor-Gerät. Die Verarbeitung der Kamera ist erste Sahne. Wenig durchdacht sind die Einsatzmöglichkeiten aufgrund der Festbrennweite. Das Summilux-Objektiv hat hinsichtlich der Abbildungsleistungen keinen Gegner unter den Kompakten. Es ist wie mit Edel-Geländewagen, die in ihrem ganzen Autoleben nie einen verschlammten Feldweg gesehen haben. Dabei könnte man aus dem konstruktiven Prinzip dieser Kamera viel machen: Wechselobjektive vom Makro bis zum Fisheye, wasserdicht bis 60 Meter, fiberoptischer Anschluss. Liebe Leica-Konstrukteure, zeigt der Welt, dass es eine wasserdichte Kamera mit echten UW-Wechselobjektiven geben kann. Über den Preis wollen wir nicht fabulieren. Er wird gemäß der Firmenphilosophie hoch sein.