Save the ocean Wissen

Geisternetze: Diese Organisationen bergen Netze – Schwerpunkte, Regionen, Mitmachen

Geisternetze bedrohen Meeressäuger, Riffe und Wracks – und viele Teams räumen auf. Wer wo birgt (Ostsee, Nordsee, Mittelmeer, weltweit), welche Schwerpunkte sie setzen und wie Sie mitmachen können: der Überblick.

Benjamin Schulze

Ghost Diving International / Ghost Diving Germany

Rolle: Ehrenamtliches Netzwerk technischer Taucherinnen und Taucher, das weltweit verlorenes Fanggerät und Geisternetze aus dem Meer entfernt.
Schwerpunkt: Aktive Bergung von Fischerei- und Aquakulturresten – von der Nord- und Ostsee bis zum Mittelmeer, dem Pazifik und Südostasien.
Methode: Hochspezialisierte technische Tauchgänge in 20–60 m Tiefe, präzise Teamarbeit nach international standardisierten Sicherheits- und Kommunikationsprotokollen. Arbeiten in 2er- oder 3er-Teams mit klaren Rollen (Lead, Supervisor, Support) und Einsatz vieler Hebesäcke zur Lastverteilung.
Praxiswerte: Kooperation mit lokalen Fischern, Behörden, Forschungseinrichtungen und Partnern aus Industrie und Recyclingwirtschaft. Schwerpunkt auf Sicherheit, Ökologie und dokumentiertem Impact statt reinen Gewichtszahlen.
Kooperation: Eng verbunden mit der Initiative Healthy Seas, Recyclingpartnern wie Econyl, Bracenet, Hyundai und Ricaro sowie zahlreichen NGOs und nationalen Taucherverbänden.
Besonderheit: Weltweit in 16 Ländern aktiv. Verbindet Tauchtechnik, Umweltschutz und internationale Zusammenarbeit – mit einem Ziel: Meere befreien, ohne ihnen zu schaden.
Kontakt: ghostdiving.org (international), ghostdiving.de (Deutschland)

Baltic Sea Heritage and Nature Protection Association (BSHNP)

Rolle: Schutz und Erhalt des maritimen Kulturerbes und der natürlichen Lebensräume der Ostsee.
Schwerpunkt: Verbindung von Unterwasserarchäologie, Tauchen und Umweltschutz – insbesondere Dokumentation, Reinigung und Bewahrung historischer Wracks sowie Erfassung und Entfernung von Geisternetzen.
Methode: Kooperation mit Forschungseinrichtungen, Tauchvereinen und Umweltbehörden. Ausbildung auch von Sporttauchern zum Netze bergen via Baltic Sea Explorers. Hier gibt es ein Video dazu.
Praxiswerte: Ostseeweit tätig, Fokus auf deutsche, baltischen und polnischen Gewässer; Arbeiten in 10–50 m Tiefe.
Kooperation: Baltic Sea Explorer, Universitäten, Museen, staatliche Stellen und lokalen Fischern.
Besonderheit: Schnittstelle zwischen Kulturerbe und Naturschutz – dokumentiert, wo Geschichte und Umweltzerstörung sich überschneiden.
Kontakt: bsnhpa.org

Sea Shepherd Deutschland

Rolle: Direkter Meeresschutz durch Aktivismus und Einsätze auf See.
Schwerpunkt: Aufdecken, Dokumentieren und Stoppen von illegaler Fischerei, Walfang, Wilderei und Umweltverbrechen. In der Ostsee insbesondere Bergung von Geisternetzen.
Methode: Kombination aus Überwachung, Dokumentation und direkter Aktion. Einsatzschiffe mit Tauch- und Einsatzteams führen Bergungen eigenständig durch.
Praxiswerte: Mehrwöchige Kampagnen (z. B. Baltic Sea Campaign), Einsätze zwischen 15–50 m Tiefe, Taucherinnen und Taucher mit technischer Ausbildung (Tec Fundamental ausreichend), strenge Sicherheitsstandards.
Kooperation: Ehrenamtliche Crews, lokale Behörden, internationale Sea-Shepherd-Flotten.
Besonderheit: Weltweite Bewegung mit klarer Mission: Arten schützen, Ökosysteme verteidigen, Gesetze durchsetzen, wo Behörden versagen.
Kontakt: sea-shepherd.de
Videobeitrag: Hier entlang für einen Videobeitrag über die Arbeit vor Bornholm.

Gesellschaft zur Rettung der Delphine e. V. (GRD)

Rolle: Schutz von Delfinen und Walen, Aufklärung über Beifang, Geisternetze und Meeresverschmutzung.
Schwerpunkt: Monitoring gefährdeter Populationen (u. a. Adria-Delfine), Meeressäugerforschung, Projektförderung im Mittelmeer und in der Ostsee.
Methode: Wissenschaftliche Datenerhebung, Kampagnenarbeit, politische Lobbyarbeit, Öffentlichkeitsarbeit für Meeres- und Artenschutz.
Praxiswerte: Zusammenarbeit mit Forschungstauchern, Universitäten und NGOs; Fokus auf Delfinschutzgebiete und Meeresreservate.
Kooperation: Mit Ghost Diving, Healthy Seas, Sea Shepherd und lokalen Naturschutzgruppen.
Besonderheit: Führt Bildungsprogramme durch und arbeitet eng mit Tourismuspartnern an nachhaltigem Walbeobachtungstourismus.
Kontakt: delphinschutz.org

WWF Deutschland (World Wide Fund for Nature)

Rolle: Umwelt- und Naturschutzorganisation mit globalem Netzwerk.
Schwerpunkt: Schutz der Meere, Förderung nachhaltiger Fischerei, Bekämpfung von Plastikverschmutzung und Überfischung.
Methode: Politische Einflussnahme, Forschung, internationale Kooperationen und Feldprojekte. Im Bereich »Ghost Gear« federführend bei der »Global Ghost Gear Initiative«.
Praxiswerte: Kombination aus wissenschaftlicher Expertise und Kampagnenarbeit; Meeresprojekte in Nord- und Ostsee, Mittelmeer, Westafrika und Asien.
Kooperation: NGOs, Regierungen, Industriepartner und UN-Initiativen.
Besonderheit: Brückenbauer zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – fördert systemische Lösungen wie Kreislaufwirtschaft, Fanggeräte-Register und Recyclingstandards.
Kontakt: wwf.de

Greenpeace Deutschland

Rolle: Internationale Umweltorganisation mit Fokus auf investigative Recherche und direkte Aktionen gegen Umweltzerstörung.
Schwerpunkt: Schutz der Ozeane, Kampf gegen Überfischung, Plastikmüll und industrielle Fischerei. Setzt sich für Meeresschutzgebiete und nachhaltige Fischereipolitik ein.
Methode: Kombination aus wissenschaftlichen Expeditionen, politischem Druck, öffentlicher Kampagnenarbeit und zivilem Ungehorsam. Führt eigene Meeresmissionen mit Schiffen wie der »Esperanza« oder der »Arctic Sunrise« durch.
Praxiswerte: Umweltengagement mit globaler Reichweite, unterstützt Forschung und Aufklärung, arbeitet mit Meeresbiologen und Aktivisten vor Ort.
Kooperation: Zusammenarbeit mit lokalen NGOs, Forschungseinrichtungen und Initiativen wie Ghost Diving und dem WWF in punktuellen Projekten.
Besonderheit: Prägt seit Jahrzehnten die öffentliche Wahrnehmung maritimer Umweltprobleme – von Walfang bis Mikroplastik – und treibt politische Entscheidungen weltweit voran.
Kontakt: greenpeace.de und janosch.mueller@greenpeace.org