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Sauerstoff fürs Meer: Neue Chance durch grünen Wasserstoff

Forscher wollen Sauerstoff aus der grünen Wasserstoffproduktion nutzen, um sauerstoffarme Zonen in Ozeanen wie dem Sankt-Lorenz-Golf zu retten.

Joerg Behnke/National Research Council Canada
Shutterstock

Der Klimawandel, die Erwärmung der Ozeane und eine steigende Nährstoffzufuhr führen weltweit zu einem bedrohlichen Rückgang des Sauerstoffgehalts in der Meeresumwelt. Seit den 1950er-Jahren haben die Weltmeere etwa zwei Prozent ihres gelösten Sauerstoffs verloren. Bis zum Jahr 2100 könnte der Verlust auf bis zu vier Prozent steigen – mit drastischen Folgen für marine Ökosysteme.

Besonders betroffen sind küstennahe Regionen wie der Sankt-Lorenz-Golf in Kanada, wo durch veränderte Strömungsverhältnisse immer weniger sauerstoffreiches Wasser nachströmt. Die Folgen: Artensterben, Rückgang der Fischbestände, verstärkte Algenblüten und erhöhte Emissionen von Treibhausgasen. Auch die Ostsee leidet seit Jahren unter ausgedehnten sauerstoffarmen Zonen und sauerstofffreiem Tiefenwasser.

© Shutterstock – Satellitenbild des Sankt-Lorenz-Golfs zwischen Kanada und dem Atlantik. In diesem Meeresgebiet wurden in den letzten Jahren zunehmende Sauerstoffverluste festgestellt – ein direkter Effekt des Klimawandels und veränderter ozeanischer Strömungen. Forscher schlagen nun vor, den durch die grüne Wasserstoffproduktion erzeugten Sauerstoff gezielt hier einzuleiten, um das marine Ökosystem zu stabilisieren.

Ein innovativer Lösungsansatz kommt nun aus der Forschung: Ein interdisziplinäres Team der Universität Dalhousie in Halifax, der McGill University in Montreal sowie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel schlägt vor, den bei der grünen Wasserstoffproduktion entstehenden Sauerstoff in sauerstoffarme Meeresregionen einzuleiten.

Im Zuge der Elektrolyse entsteht als Nebenprodukt der Wasserstoffgewinnung reiner Sauerstoff. Statt ihn wie üblich in die Atmosphäre abzugeben, könnte er ins Meer zurückgeführt werden – gezielt in bedrohte Zonen. Im Rahmen einer Studie wurde ein ungiftiger Tracer-Stoff 130 Kilometer vom potenziellen Standort eines Wasserstoffkraftwerks entfernt in tiefes Wasser eingebracht. Die Messungen zeigten: Der Sauerstoff würde innerhalb von 1,5 bis 4 Jahren in die betroffenen Gebiete gelangen.

Ein vergleichbares Konzept könnte auch in Europa – etwa in der Ostsee – zur Anwendung kommen und einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der marinen Biodiversität und zum Klimaschutz leisten.

© Shutterstock – Industrielle Wasserstoffspeichertanks mit blau-weißer Kennzeichnung vor klarem Himmel. Die Tanks dienen der sicheren Lagerung von Wasserstoff, der als sauberer Energieträger zur Stromerzeugung genutzt wird. Bei der Produktion entsteht neben Wasserstoff auch reiner Sauerstoff – ein Nebenprodukt, das künftig zur Wiederanreicherung sauerstoffarmer Meeresregionen beitragen könnte.