Unfälle lassen sich nicht immer vermeiden. Im Ernstfall zählt besonnenes und ruhiges Handeln. Eine gute Vorbereitung bildet die beste Grundlage, um Risiken zu minimieren. Regelmäßiges Training sorgt dafür, in kritischen Momenten geistesgegenwärtig zu reagieren. Es ist wichtig zu aktzeptieren, dass man niemals ausgelernt hat und offen für neue Entwicklungen bleibt. Denn Sicherheit ist auch im Tauchsport nicht statisch. »Um sicher zu sein, müssen wir unsere Pläne und Handlungen ständig an die Tätigkeit, die wir ausüben, die Umgebung, in der wir uns befinden, die Ausrüstung, die wir benutzen, die Menschen, mit denen wir interagieren, und das Feedback, das wir erhalten, anpassen,« sagt Tauchexperte Gareth Lock auf der Webseite inDepth.com in einem Beitrag über Sicherheitskultur im Tauchsport.
Unfallvermeidung
Der beste Notfall ist der, der nicht eintritt. Daher vorab einige Grundlagen der Unfallvermeidung. Das Folgende hört sich vielleicht abgedroschen an, ist dennoch genauso gemeint und immer noch aktuell: Tauchen Sie innerhalb Ihrer Grenzen und so, dass Sie sich wohlfühlen. Gehen Sie nur Tauchen, wenn Sie körperlich und geistig dazu in der Lage sind. Leider sind Selbstüberschätzung und Überforderung häufige Unfallursachen. Wie viel diese beiden Faktoren zu Tauchunfällen beitragen, wird nicht valide erfasst. Geschätzt wird, dass 60 bis 80 Prozent aller Tauchunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen sind.
Tauchen Sie nicht allein. Ein zuverlässiger Tauchpartner kann in Notsituationen lebensrettend sein. Leider gibt es darüber, wie häufig das Buddysystem erfolgreich Unfälle verhindert hat, keine ausreichenden Daten. Es existieren lediglich Versuche, sich dieser schwierigen Frage anzunähern. Trotzdem: Überprüfen Sie gemeinsam während eines Buddychecks Ihre Ausrüstung und die Ihres Partners vor jedem Tauchgang.
Achten Sie besonders auf den Zustand aller Atemregler und deren Mundstücke. Testen Sie Ihr Atemgas, in dem Sie den Regler noch an Land kurz atmen. Schmeckt die Luft ölig oder rauchrig, sollte das Basispersonal, der Tauchguide oder ein erfahrener Taucher informiert werden. Wird ein Problem bestätigt, sollte entweder die Flasche getauscht oder der Tauchgang verschoben werden.
Überlegen Sie vorher, ob die Atemgasmenge für Ihren persönlichen Luftverbrauch und den geplanten Tauchgang ausreichen wird. Wenn Sie das nicht genau wissen, tauchen Sie konservativ und nicht am Limit. Und sprechen Sie mit Ihren Guides darüber, wenn sie unsicher sind.
Überprüfen Sie mit ihrem Buddy die Funktionen der Tarierweste (Inflator und Schnellablässe). Vor allem bei einem unbekannten Tauchpartner mit Leihausrüstung macht man sich so mit der Ausrüstung vertraut. Gehen Sie Ihre Ausrüstung durch: ist ein Computer vorhanden (jeder Taucher sollte einen eigenen am Arm haben – und ihn ablesen und benutzen können).
Besprechen Sie vor dem Tauchgang Route, Tiefe, Tauchzeit sowie die Notfallprozeduren. Was tun beim Verlust des Tauchpartners? Stellen Sie sicher, dass alle Mit-Tauchenden die Handzeichen und Kommunikationsmethoden kennen.
Optimal, aber leider unrealistisch ist das Mitführen und gekonnte Verwenden einer Oberflächenboje eines jeden Tauchers. Denn die Benutzung erfordert Übung, damit Sie nicht in einer Stresssituation überfordert werden und damit alles nur verschlimmern. Wenn pro Buddyteam eine Person in der Lage ist, eine Boje sicher zu verwenden, ist schon mal einiges an Sicherheit gewonnen.
Natürlich ist auch das Buddy-System immer wieder Diskussionsgegenstand, denn es geht von einem optimal ausgebildeten und gut trainierten Mittaucher aus. Die Realität sieht leider häufig anders aus, weswegen vor allem erfahrenere Unterwassersportler gerne sagen, sie seien ohne Tauchpartner besser und sicherer dran. Das stimmt in gewisser Weise, so lange sie sich selbst helfen können, was Training und den richtigen Umgang mit ihrer Ausrüstung voraussetzt. Bei einem Herzinfarkt oder einer plötzlichen Bewusstlosigkeit endet das Solotauchen jedoch schnell fatal, wie dieses Beispiel trauriger Weise zeigt.
Ein letzter Tipp zur Unfallvermeidung: Der Check im Flachbereich zwischen drei und fünf Meter Tiefe beim Abtauchen, bevor es weiter runter geht, hilft Probleme früh zu erkennen und darauf zu reagieren. Dabei sollte nicht einfach »nur« ein OK-Zeichen abgefragt werden. Es geht auch darum zusammen abzutauchen, dabei Distanzen klein zuhalten um helfen zu können und eventuelle Ausrüstungsprobleme, wie abblasende Atemreglerkomponenten anhand von Blasenausstoß zu erkennen.
Auf Notfälle reagieren
Im folgenden beschreiben wir drei mögliche Szenarien, die verhältnismäßig häufige Notfälle darstellen und auf die man sich mit Übungen vorbereiten kann.
1. Ein Versagen des Atemreglers und plötzlicher Luftmangel können Panik auslösen. Bleiben Sie ruhig – leichter gesagt, als getan, dennoch essentiell wichtig. Signalisieren Sie Ihrem Buddy das Problem und nutzen Sie dessen alternative Luftquelle. Beginnen Sie mit dem kontrollierten Aufstieg zur Wasseroberfläche, wenn sich die Situation beruhigt hat. Von einem »Einfach Weitertauchen« ist bei einem defekten Atemregler unbedingt abzuraten.
Sollte Ihr Tauchpartner nicht in Reichweite sein, bleibt nur noch der kontrollierte Notaufstieg, damit sie nicht ertrinken. Vom Bleiabwurf ist abzuraten, da Sie so die Kontrolle über Ihre Aufstiegsgeschwindigkeit abgeben und das Risiko einer Dekompressionserkrankung erhöhen. Nutzen Sie die Kraft Ihrer Flossen für den Aufstieg. Der Abwurf des Bleis macht nur dann Sinn, wenn Sie nicht mehr in der Lage sind selbstständig Auftrieb herzustellen, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt. Denken Sie bei dem schwimmenden Aufstieg unbedingt daran, verbliebene Luft in der Lunge während des Aufstiegs zur Oberfläche abzuatmen. Schützen Sie Ihren Kopf mit einer Hand. Orientieren Sie sich bei der Aufstiegsgeschwindigkeit an den kleinsten von Ihnen abgeatmeten Blasen. Überholen Sie diese, wenn möglich, nicht. Stellen Sie als erstes Auftrieb her, wenn Sie oben angekommen sind. Senden Sie dann Notsignale durch ausladende, winkende Armbewegungen, Schreien, Pfeifen – kurz: mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Kommt es zu einem unvermittelten, nicht mehr zu stoppenden Abblasen des Atemreglers (»Freeflow« oder auch »Vereiser« genannt), was tendenziell eher in kühleren Gewässern geschehen kann, bleibt mehr Zeit zum Handeln, auch wenn der heftige Blasenschwall Stress auslöst. Der Atemregler ist trotzdem atembar, also lässt man ihn im Mund. Jetzt nix wie hin zum Buddy. Nun wird auf dessen Oktopuss gewechselt und der eigene Regler geschlossen. Besitzt man eine separat absperrbare erste und zweite Stufe, wie es bei Kaltwasser-Systemen üblich ist, kann man sich in dieser Situation selbst helfen: Zweitregler rein in den Mund und Ventil des fehlerhaften Reglers selbst schließen oder schließen lassen und Tiefe verringern.
All diese Prozedere kann man im Flachen simulieren und üben. Vom »Valve Drill«, also dem eigenständigen Schließen des Ventils bis hin zum kontrollierten, schwimmenden Notaufstieg (immer die letzte Option) sind Trainingsszenarien im Pool oder Flachwasser bis maximal fünf Meter denkbar.
2. Plötzliche Panik oder Angstzustände treffen einige Taucher wie aus dem Nichts. Bei anderen bahnen sich solche Zustände vorher an. Zeichen dafür können schon vor dem Tauchgang eine in sich gekehrte Haltung oder überbordende Redseligkeit sein. Wenn Sie ungewöhnliche Merkmale bei Ihrem Buddy oder an sich selbst über Wasser feststellen, thematisieren Sie das in einem Vier-Augen-Gespräch.
Sollte es zu Panik unter Wasser kommen, ist es immer eine Einzelfallentscheidung, wie man sich optimal verhält. Wichtig ist, dass man sich nicht selbst in Gefahr bringt. Nähe zum Buddy herstellen, ihn locker festhalten, Körperkontakt und beruhigender Blickkontakt helfen in sehr vielen Fällen. Auch der anschließende Aufstieg in flaches Gewässer hilft. Es gibt jedoch auch die seltenen Fälle, dass Tauchende vollkommen panisch Richtung Wasseroberfläche durchschießen. Der Versuch, so einen Mittauchenden festzuhalten, kann gefährlich werden. Entweder der panische Taucher atmet Wasser in die Lunge ein. Oder der Rettende schießt mit zur Wasseroberfläche und wird selbst zum Problem. In diesem Fall ist es besser, den Paniker im Blick zu behalten, aber mit der Notaufstiegsgeschwindigkeit von 18 Metern pro Minute ohne Sicherheitsstopp hinterherzutauchen und oben für Auftrieb und Hilferufe zu sorgen.
Erste-Hilfe-Kurse, bei denen man solche Szenarien übt, beispielsweise, welche Griffe man anwenden kann oder wie man sich einer panischen Person annähert, werden von allen Ausbildungsorganisationen angeboten. Diese Stress and Rescue-Kurse sind wichtige Grundlagen für alle fortgeschrittenen Tauchkurse. Sie machen Spaß, ergeben Sinn und sollten unbedingt von möglichst vielen Tauchern wahrgenommen werden.
3. Herz-Kreislauf-Probleme sind beim Tauchen leider relativ häufig. Sie sind laut dem renomierten australischen Forscher Peter Buzzacott die zweithäufigste Ursache für Tauchunfälle in Nordamerika. Eine regelmäßige Tauchtauglichkeitsuntersuchung kann diese Gefahr etwas einschränken, jedoch nicht vollkommen ausschließen, da die Belastung durch ein EKG nicht der Belastung im Wasser entspricht. Auch ist ein kurzes EKG (egal ob in Ruhe oder unter Belastung) nur eine sehr kleine Momentaufnahme. Eine gesunde Lebensweise ist hier die wichtigste, wenn auch nicht immer die einfachste Prävention. Man sollte am Tauchtag auf sein Befinden achten. Selbst wenn es ein Tauchgang ist, für den man um die ganze Welt geflogen ist: Wenn man sich unwohl fühlt, geht man nicht tauchen! Spürt man unter Wasser starken Schwindel oder gar ein Stechen in der Brust oder einen tauben linken Arm, signalsiert man dies dem Buddy und bricht den Tauchgang unverzüglich ab.
Unfallmanagement: Die Rettungskette beim Tauchen
Ein Notfall endet nicht mit dem Auftauchen – die richtige Rettungskette kann über Leben und Gesundheit entscheiden.
Zunächst müssen am Unfallort die ersten Maßnahmen ergriffen werden. Der Verunfallte wird, wenn nötig, mit Unterstützung von Helfern aus dem Wasser gerettet. An der Oberfläche sollte umgehend Auftrieb hergestellt werden, indem die Tarierweste aufgeblasen oder eine alternative Tarierhilfe genutzt wird. Die Atemwege müssen gesichert und die Atmung überprüft werden. Falls der Taucher bewusstlos ist, aber noch atmet, wird er auf dem Rücken schwimmend stabil gehalten. Ziel muss sein, den Verunfallten so schnell wie möglich an Land zu bringen. Ist Sauerstoff verfügbar, sollte die Gabe sofort eingeleitet werden. Um einen Schock zu vermeiden, ist es wichtig, den Verunfallten warmzuhalten, zu beruhigen und kontinuierlich zu betreuen.
Parallel dazu muss ein Notruf abgesetzt werden. In Europa wählt man hierfür die 112, in anderen Ländern die jeweilige lokale Notrufnummer. Es ist essenziell, sofort einen Taucharzt oder eine Druckkammer zu kontaktieren, beispielsweise über Aquamed, Divers Alert Network (DAN), die Notfallhotline des Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) oder lokale Rettungsdienste. Der Unfallhergang muss so präzise wie möglich geschildert werden, einschließlich der Tauchtiefe, der Dauer des Tauchgangs, der aufgetretenen Symptome und der bereits ergriffenen Maßnahmen.
Im nächsten Schritt wird der Transport organisiert. Falls es der Zustand des Verunfallten erfordert, sollte dieser liegend transportiert werden. Sollte eine Druckkammerbehandlung notwendig sein, muss sichergestellt werden, dass der Transport direkt dorthin erfolgt, um wertvolle Zeit nicht zu verlieren.
Bei der Übergabe an medizinische Fachkräfte ist es entscheidend, alle relevanten Informationen bereitzustellen. Falls vorhanden, sollte der Tauchcomputer des Verunfallten übergeben werden, da er wertvolle Daten zum Unfallhergang liefern kann. Zudem müssen der Verlauf der Symptome, die Dauer und Menge der Sauerstoffgabe sowie die Reaktion des Verunfallten auf die Erste-Hilfe-Maßnahmen dokumentiert und weitergegeben werden.
Nach dem akuten Notfall sollte eine gründliche Nachsorge erfolgen. Alle Beteiligten sollten das Ereignis reflektieren, um daraus zu lernen und künftige Unfälle zu vermeiden. Falls erforderlich, sollte sich der Verunfallte einer ärztlichen Nachuntersuchung unterziehen, um Spätfolgen auszuschließen. Zudem ist es ratsam, den Vorfall offiziell zu melden, beispielsweise bei Tauchschulen, Vereinen oder Versicherungen, um eine Analyse der Ursachen und mögliche Verbesserungen im Notfallmanagement zu ermöglichen.
Probleme nach dem Tauchen
Sollten nach dem Tauchen, auch gänzlich ohne irgendwelche Verfehlungen, Symptome einer Dekompressionskrankheit (DCS) oder andere Auffälligkeiten auftreten, wie Schmerzen in den Gelenken, Schwindel, Übelkeit oder Hautveränderungen, sollte sofort reiner Sauerstoff verabreicht werden. Nehmen Sie hier für umgehend Kontakt mit der Tauchbasis auf. Suchen Sie zusätzlich sofort (tele-)medizinische Hilfe. Hotlines wie Aquamed, Divers Alert Network (DAN) oder die Notfallhotline des Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) können dabei professionell unterstützen. Auch hier ist die Dokumentation des Notfalls wichtig und kann Helfern im Nachhinein vieles erleichtern. So sollte auch hier der Tauchcomputer des Verunfallten sichergestellt oder ausgelesen werden. Zeiten sowie wann was wo passiert ist, und wieviel Sauerstoff geben wurde, sollten dokumentiert werden.
Erste Hilfe und Notfallausrüstung
Der Besucht eines Erste-Hilfe-Kurs, speziell für Taucher, sollte in Ihrem eigenen Interesse sein. Hier lernen Sie, wie Sie bei Unfällen reagieren, bis professionelle Hilfe eintrifft. Eine gut ausgestattete Erste-Hilfe-Ausrüstung und ein funktionsfähiges Sauerstoff-Set sollten immer griffbereit sein. Personen, die mit dem Umgang geschult sind, sollten ebenfalls dabei sein. Alle fünf Jahre kann man sein Wissen in einem solchen Kurs auffrischen.
Unfallmanagement in abgelegenen Tauchgebieten
Tauchnotfälle sind schon in gut erschlossenen Gebieten eine Herausforderung, doch in abgelegenen Regionen – fernab von medizinischer Infrastruktur – steigt die Komplexität enorm. Hier ist die richtige Vorbereitung essenziell, um im Ernstfall das Überleben des Verunfallten zu sichern.
1. Erste Maßnahmen am Unfallort
Die grundlegenden Sofortmaßnahmen bleiben dieselben wie in jedem Tauchunfall: Der Verunfallte muss gesichert, stabilisiert und betreut werden. Doch unter schwierigen Bedingungen, beispielsweise auf einem Boot ohne schnelle Evakuierungsmöglichkeit oder an einem abgelegenen Strand, kommen zusätzliche Herausforderungen hinzu:
Sauerstoffgabe maximieren: Da ein schneller Transport oft nicht möglich ist, ist eine langfristige Sauerstoffversorgung entscheidend. Tauchveranstalter sollten immer ein großes O₂-System (z. B. 50-Liter-Flasche oder mehr) oder ein Wenoll-Kreislaufsystem dabeihaben.
Atemwegssicherung und Schockprävention: Bei Bewusstlosigkeit ist eine Lagerung in Rückenlage auf der Wasseroberfläche sinnvoll. An Land sollte der Verunfallte warmgehalten werden, um eine Unterkühlung zu verhindern.
Langfristige Überwachung: In entlegenen Gebieten kann es Stunden oder gar Tage dauern, bis professionelle Hilfe eintrifft. Deshalb ist eine kontinuierliche Betreuung notwendig.
2. Notruf und Kommunikation in abgelegenen Gebieten
Ein Handy oder eine normale Funkverbindung reicht oft nicht aus. Um Hilfe zu rufen, sollten Taucher folgende Optionen bereithalten:
Satellitenkommunikation: Ein Satellitentelefon (z. B. Iridium, Inmarsat) oder ein GPS-Notrufgerät (z. B. Garmin inReach) kann Leben retten. Diese Geräte funktionieren unabhängig von Mobilfunknetzen und ermöglichen weltweite Notrufe.
Notfallfrequenzen im Marinefunk: Falls ein Boot mit VHF-Funk in der Nähe ist, kann über Kanal 16 (internationale Notruffrequenz) ein Mayday-Signal gesendet werden.
Tauchversicherung mit Notfalldienst: Organisationen wie DAN oder Aquamed bieten weltweiten Notfallservice, können Evakuierungen koordinieren und Kostenübernahmeerklärungen für teure Bergungen und Rücktransporte übernehmen.
3. Transportmöglichkeiten in abgelegenen Regionen
Ein schneller Transport zur nächsten Druckkammer oder Klinik ist oft schwierig. Hier sind mögliche Optionen:
Rettung per Boot: Falls ein schnelles Boot verfügbar ist, kann der Verunfallte zur nächstgelegenen medizinischen Einrichtung oder einem Flughafen gebracht werden.
Luftrettung: In vielen Ländern gibt es private Notfallhelikopter (z. B. Flying Doctors in Afrika, Rescue Services in Australien). Ein Satelliten-Notruf kann eine solche Rettung auslösen.
Alternative Transportwege: Falls keine Evakuierung möglich ist, muss der Patient stabil gehalten und überwacht werden, bis medizinische Hilfe eintrifft. In solchen Fällen ist eine längere Sauerstoffgabe oft entscheidend.
4. Erste Hilfe unter extremen Bedingungen
Druckkammer nicht erreichbar: Falls eine Dekompressionskrankheit auftritt, aber keine Druckkammer verfügbar ist, bleibt nur eine symptomatische Behandlung. Dazu gehört:
Sauerstoffgabe über Stunden oder Tage: Einige Menschen gehen fälschlicherweise davon aus, dass ein Taucher beim Atmen von Sauerstoff aus einer Flasche an der Oberfläche gelegentlich Luftpausen einlegen sollte, um einer ZNS-Sauerstofftoxizität vorzubeugen. Obwohl diese Annahme gut gemeint ist, sind solche Pausen laut DAN bei O2-Atmung von bis zu 12 Stunden unnötig. Der Sauerstoff sollte kontinuierlich zugeführt werden. Während in der Dekokammer gelegentlich Luftpausen eingelegt werden, um das Risiko einer ZNS-Toxizität zu minimieren, ist dies bei Tauchern, die an der Oberfläche behandelt werden, erst bei einer sehr langen O2-Gabe von 12 Stunden und mehr erforderlich, um eine Reizung des Lungengewebes zu vermeiden.
Viel Flüssigkeitszufuhr (keine alkoholischen Getränke oder Kaffee) ist wichtig. Flache Lagerung, um Kreislaufprobleme zu vermeiden. Vermeidung von Anstrengung, um eine Verschlechterung zu verhindern.
Bewusstlosigkeit: Falls der Verunfallte nicht atmet, muss sofort eine HLW (Herz-Lungen-Wiederbelebung) durchgeführt werden. Ist ein Defibrillator verfügbar, sollte dieser eingesetzt werden.
Schwere Verletzungen: Bei blutenden Wunden muss eine Infektionsprophylaxe beachtet werden, da Tropengebiete oft ein hohes Risiko für Wundinfektionen bergen.
5. Prävention ist der beste Schutz
Da Rettungsketten in abgelegenen Regionen oft unzuverlässig sind, ist Prävention der wichtigste Faktor:
Strenge Tauchgangsplanung: Konservativer Tauchplan mit Sicherheitsmargen.
Redundante Ausrüstung: Zusätzliche Atemregler, Ersatz-Sauerstoffflaschen, Kommunikationsmittel.
Medizinische Grundausbildung: Optimal, aber leider nicht sehr realistisch: Jeder Taucher in entlegenen Gebieten sollte einen erweiterten Erste-Hilfe-Kurs (z. B. »Remote First Aid«) absolviert haben. Zum mindestens das verantwortliche Personal sollte eine solche Ausbildung vorweisen können.
Notfallplan vorher festlegen: Schon vor dem Tauchen muss klar sein, welche Evakuierungsmöglichkeiten bestehen und wo sich die nächste Druckkammer befindet.
Fazit
Notfälle beim Tauchen sind selten. Doch eine gute Vorbereitung und das Wissen, wie man in kritischen Situationen handelt, können Leben retten. Ein entsprechender Tauchkurs und regelmäßiges Training unter und über Wasser geben Sicherheit. Wie sieht es mit Ihren Rettungsskills aus? Zum Beispiel, wenn Sie trocken Tauchen.