Aus Fehlern lernen Praxis

Doppelfehler – eine fremde Tauchpartnerin ruiniert den Tauchgang

Ein fremder Tauchbuddy kann schnell den Tauchgang ruinieren, wie unsere Leserin feststellen musste.

Wolfgang Pölzer

TEXT – Petra Richter

Vergangenen Sommer war ich mit meiner Schwester spontan eine Woche im wunderschönen Kroatien. Da ich dort bereits öfter mit meinem Freund zum Tauchen war, packte ich natürlich meine Ausrüstung mit ein. Leider taucht meine Schwester nicht.

Aber das sollte nicht das Problem sein, da ja die meisten Tauchbasen in dem Fall eine Lösung finden, sei es ein ebenfalls allein reisender Taucher oder im besten Fall der Guide als Buddy. Diesbezüglich habe ich noch nie schlechte Erfahrungen gemacht.

Ein schönes Hotel mit angeschlossener Tauchbasis hatten wir im Vorfeld schon ausgesucht. Als wir uns einen Tag lang eingelebt hatten, ging ich zur Basis, um mich nach möglichen Tauchgängen zu erkundigen. Sehr nett aufgenommen, wurde ich gleich beruhigt, dass es kein Problem sei, dass ich ohne Buddy unterwegs bin, da mindestens zwei andere Taucher auch ohne Tauchpartner seien.

© W. Pölzer – Bild nachgestellt

Das teile der Skipper auf dem Weg zum Tauchplatz entsprechend ein, so die Aussage. Da ich bereits AOWD mit »Deep Special«-Brevet und 120 TG war, sah auch ich kein Problem darin.

Auf dem Weg zu einem Top-Tauchplatz, einem Wrack in 30 Meter Tiefe, teilte mir der Skipper dann eine Frau als Buddy zu. Da die Fahrt eine Weile dauern würde, hatten wir genug Zeit, um uns ein wenig zu beschnuppern.

Sie sei in diesem Urlaub schon an mehreren Wracks getaucht und recht erfahren, auch größere Tiefen zu erkunden, sagte sie. Nachprüfen konnte ich das auf dem Boot natürlich schlecht. Also vertraute ich darauf, dass die Basis-Crew ja sicher ihr Logbuch gecheckt hatte. So wie sie es auch bei mir getan hatte.

Schon beim Abtauchen erkannte ich, dass meine Tauchpartnerin wohl doch nicht so viel Erfahrung hatte, wie sie mir erzählt hatte. Sie strampelte wie ein frischer OWD und war mehr damit beschäftigt, ihre GoPro zu suchen, als aufzupassen, dass wir zusammenbleiben. Zudem schlug sie nach dem Abtauchen am Grund auf.

© W. Pölzer – Bild nachgestellt

Na prima, dachte ich mir, das kann ja heiter werden! Nach kurzer OK-Abfrage tauchten wir dann zusammen in Richtung Sporttaucher-Tiefengrenze. Auf meine Nachfrage, wieviel Luft sie noch im Tank hat, bekam ich nur ein OK (Fehler 1).

Nach einer Weile war es Zeit, wieder ein wenig aufzusteigen, da sich unsere Nullzeit rapide in Richtung null bewegte. Als ich versuchte, ihr das zu signalisieren, fiel mir auf, dass sie gar keinen Tauchcomputer trug! Ja, ich weiß, das hätte ich beim Buddycheck sehen müssen (Fehler 2).

© W. Pölzer – Bild nachgestellt

Bereits jetzt war die Nullzeit kurz vor knapp. Beide mit 15-Liter-Flaschen ausgestattet, machte ich mich aber nicht gleich verrückt, da ich zu diesem Zeitpunkt noch über 120 bar hatte. Nach mehrmaligem Drängen folgte sie mir dann doch in Richtung Halde, wo es aufwärts ging.

Dort wollten wir im Bereich der Felsen und kleinen Grotten im Flachwasser austauchen, wie vom Skipper empfohlen und von uns auch so geplant. Als ich dort erneut ihren Flaschendruck abfragte, bekam ich von ihr 80 bar signalisiert. Was soweit okay war, da wir uns jetzt nur noch auf sechs Meter Tiefe befanden. Und den Sicherheitsstopp hatten wir schon eine Weile hinter uns.

Trotz meines Abwinkens musste sie dann aber unbedingt noch in diese kleine Grotte tauchen! Die Sicht darin war miserabel, da bereits 15 Taucher vorher durchgepflügt waren. Ich hielt mich daher zurück und gab ihr zu verstehen, dass ich sie im Auge behalten würde,und sie nur ganz kurz reinsehen solle (Fehler 3). Zum Glück kam sie rasch wieder zurück, und ich hatte Sichtkontakt.

Endlich in Richtung Boot unterwegs durchs Blauwasser, sackte sie noch einmal gute zehn Meter nach unten ab, da Tarieren offensichtlich nicht zu ihren Stärken gehörte (Fehler 4). Beim Warten an der Bootsleiter sah ich, dass sie nur noch 20 bar auf ihrem Fini hatte.

© W. Pölzer – Bild nachgestellt

Ich dachte, mich trifft der Schlag! Als wir, zurück an Bord, unsere Ausrüstung abgelegt hatten und etwas zur Ruhe gekommen waren, meinte sie als erstes nur: »Geiler Tauchgang, oder?« Daraufhin fragte ich sie, wie sie auf die Idee gekommen war, ohne Tauchcomputer einen 40-Meter-Tauchgang zu machen? Und warum sie mir nicht ihren tatsächlichen Flaschendruck angegeben hatte?

Ihre Antwort? Naja, es habe doch immer einer einen Tauchcomputer mit. Da bräuchte sie nicht unbedingt einen, und ihr Luftmanagement müsse schließlich sie im Auge haben (Fehler 5). Ich erwähnte dann die Möglichkeit eines Ausfalls meines Computers, und was dann die Lösung hätte sein sollen? »Dann hätten wir uns halt an den Rest der Gruppe gehalten«, so ihre lapidare Replik.

Also, so etwas habe ich noch bei keinem Tauchgang erlebt! Mit so viel Ignoranz eines Buddies habe ich wirklich nicht gerechnet. Das wird mir mit Sicherheit nie wieder passieren. Für diesen Urlaub hatte ich genug vom Tauchen und genoss die Zeit lieber mit Schnorcheln.

Fehleranalyse:

Fehler 1: Bekommt man auf eine Frage keine klare Antwort, muss nochmals beim Buddy nachgefragt werden. Falsche Scham oder Befindlichkeiten, welcher Art auch immer, sind hier fehl am Platz. Verbleibende Restgasmengen sind immer korrekt und ehrlich anzugeben.

Fehler 2: Offensichtlich fehlte der Buddycheck völlig. Gerade wenn man mit einem fremden Tauchpartner das erste Mal unterwegs ist, sollte man sich die Ausrüstung des anderen genau ansehen, um im Fall des Falles zu wissen, wie man helfen oder eingreifen kann. Schon am Buddycheck kann man eventuell erkennen, wie geübt das Gegenüber ist.

Fehler 3: Klare Ansage: »Schluss und zurück zum Boot!« Das wäre das richtigere Vorgehen gewesen. Weniger richtig, aber dennoch nötig: Man hätte beim Buddy bleiben sollen.

Fehler 4: Es wäre es nicht unangebracht gewesen, mit einer Boje auszutauchen. So hat man eine Orientierungshilfe für die Tiefe. Aber auch der eigentlich nötige Tauchcomputer wäre hier sicher hilfreich gewesen, um nicht mehr abzusacken.

Fehler 5: Tauchgänge ohne Tauchcomputer sind immer ein No-Go, es sei denn man ist ernsthaft in der Lage und geübt darin mit Tiefenmesser, Tauchtabelle und Uhr seinen Tauchgang zu planen und durchzuführen! Aber mal ehrlich, wer macht das denn heute noch?

Expertentipp

BuddyCheck heißt auch: Verantwortung unter Wasser!

Hier hat offensichtlich vor dem Tauchgang nur ein kurzes »Kennenlern«-Gespräch stattgefunden, aber kein Buddycheck. Allein schon die Tatsache, dass der Buddy keinen Tauchcomputer hatte, hätte an sich zur Folge haben müssen, dass die Gruppeneinteilung entsprechend geändert wird.

Und das hätte eigentlich vor dem geplanten Tauchgang geschehen müssen. Unabhängig von den anderen Fehlern, die aus mangelnder Kommunikation entstanden sind. Ein unterlassener Buddycheck ist einer der größten Fehlerquellen von gut geplanten Tauchgängen!

Und Kommunikation ist alles! Sie sollte bereits vor dem Tauchgang stattfinden und unter Wasser entsprechend umgesetzt werden. Ein ehrliches Nein ist immer besser als ein feiges Ja.

Uwe Fleischmann, DIWA International, Management & Tauchlehrer

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