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Fehlfunktion am Inflator – was ist zu tun?

Nicht immer zeigen sich Fehlerquellen beim Buddy-Check. Das musste unser Leser feststellen, bei dem der Inflator in einer extrem ungünstigen Situation abblies.

TAUCHEN / B. Schulze (Titel)
Shutterstock

TEXT: Rainer Denkinger

Mein Buddy (400+ TG) und ich (200+ TG) haben letztes Jahr in Kroatien einen Bootstauchgang zum Wrack der »Hans Schmidt« unternommen. Das Equipment wurde auf der Tauchbasis von jedem selbst zusammengebaut und getestet. Auf Grund der Tiefe des Wracks hatten wir ein 28er-Nitrox (EAN28) in unseren 15-Liter-Tanks. Nach der 40-minütigen Bootsfahrt zur Einstiegsstelle legten wir unsere Ausrüstung an.

Nach dem Buddycheck und einer kurzer Pause im Wasser tauchten wir am Bojenseil bis zum Deck des Wracks auf 30 Meter Tiefe ab. Der Hauptteil des Wracks war schon beim Abtauchen zu erkennen. Der separat liegende Bug hingegen nicht. Die Tauchzeit betrug nach dem Erreichen des Wrack-Decks acht Minuten. Wir machten uns dann auf den Weg in Richtung des abgetrennten Bugs und hielten dabei die Tauchtiefe von zirka 30 Meter.

Kurz nach dem Überqueren der Abbruchkante war ich plötzlich in Luftblasen eingehüllt. Ich versuchte, das Leck zu lokalisieren und sah, dass ich Luft über die Kupplung des Inflatorschlauchs verlor. Nach dem Abkoppeln des Schlauchs hörte es auf, beim Ankoppeln fing es wieder an.

Mein Buddy erkannte die Situation und schwebte die ganze Zeit eine Armlänge von mir entfernt, bereit einzugreifen. Ich vermutete in diesem Moment einen defekten O-Ring in der Kupplung und gab meinem Buddy das Zeichen für den Abbruch des Tauchgangs. Er verstand, und wir machten uns nach insgesamt zehn Minuten Tauchzeit auf den Weg zur Wasseroberfläche.

Auf Grund der Fehlersuche und um den Inflator wieder funktionsfähig zu bekommen, waren wir allerdings auf 34 Meter Tiefe abgesunken. Mein Luftvorrat betrug noch 120 bar. Die zwischen den Wrackteilen herrschende Strömung trieb uns vom Wrack weg. Durch die schlechte Sicht kurz über dem Meeresboden war das Wrack nicht mehr zu sehen, sodass wir aus 34 Metern einen Freiwasseraufstieg durchführten.

Wegen der kurze Verweildauer war zum Glück kein Tiefenstopp notwendig, sodass der Sicherheitsstopp auf fünf Metern ausreichend war. Die fehlende SMB-Boje war zum Glück kein Problem, da unser Boot nur etwa 150 Meter von uns entfernt lag. Nach 22 Minuten Tauchzeit mit 91 bar im Tank stiegen mein Buddy und ich erleichtert ins Boot.

Die nachfolgende Kontrolle der Ausrüstung ergab keinen Fehler am O-Ring der Schlauchkupplung. Der Fehler lag im lose sitzenden Gegenstück im Inflatorventil. Anscheinend hat sich durch das Hantieren mit der Ausrüstung beim Anlegen auf dem Boot und dem »Zurechtrücken« des Inflators beim Abtauchen der Stutzen gelöst.

Fakt ist, dass ich diesen Teil meines Equipments beim Zusammenbau der Ausrüstung bis zu diesem Tauchgang noch nie gecheckt hatte.

Was tun bei defektem Inflator?

Der Inflator: Wir sprechen in diesem Fall von der Funktionseinheit Mitteldruckschlauch mit Kupplung, Be- und Entlüftungsknopf und Mundstück zum Belüften – der Inflator gehört wohl zu den meistunterschätzten Ausrüstungsteilen, wenn es um Fehlerquellen beim Tauchen geht.

Dabei gibt es zwei Arten von Defekten: Der Inflator gibt keine Luft ans Jacket weiter oder er gibt permanent Luft ans Jacket. Vorweg: Beide Fehlerarten sollten zum Tauchgangsabbruch führen. Bläst der Inflator permanent Luft ins Jacket oder kommt es wie im Bericht sogar zum Abblasen, gibt es nur eine Sache, die zu tun ist: den Mitteldruckschlauch entkoppeln, sich dem Tauchpartner nähern und den Tauchgang unter allen Sicherheitsaspekten ruhig beenden.

Es besteht kein Grund zur Panik. Für den Aufstieg braucht man den Inflator maximal zum Entlüften und das geht bekanntermaßen auch ohne dass der Mitteldruckschlauch angeschlossen ist. Gibt der Inflator keine Luft ans Jacket weiter, so ist auch das kein Grund für Panik, da man das Jacket noch immer mit dem Mund belüften kann. Da dies aber alles andere als eine sichere Art des Tauchens ist, gilt auch hier: Auftauchen!

Inflator-Pflege: Um die Ventile nach längerer Lagerzeit oder nach längerer Nichtpflege funktionstüchtig zu halten, sollten Sie ihnen ein warmes Essigwasser-Bad gönnen. Das gilt sowohl für die Kupplung des Inflatorschlauchs als auch die Inflatoreinheit selbst. Hier sitzen gleich mehrere Ventile, die sich über etwas Zuwendung freuen dürften.

Zum Schluss bitte noch den festen Sitz des Inflator-Nippels prüfen, der mit dem Mitteldruckschlauch verbunden wird, und gegebenenfalls festziehen. Alles, was über diese Pflege hinausgeht, gehört ins Repertoire eines Fachmanns.

Beschreibe uns deinen Tauchunfall. Wenn er abegdruckt wird, erhälst du diese Chris Benz-Uhr: redaktion@tauchen.de

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