Anzüge Flossen Masken Praxis

Für Schnorchler und alle, die es werden wollen

Erfahren Sie, worauf es beim Einstieg ins Schnorcheln ankommt – von der passenden ABC-Ausrüstung über Technik bis zur Sicherheit unter Wasser.

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Nik Linder

Text: Nik Linder |

Als ich zum ersten Mal in meinem Schwimmverein eine Tauchmaske in die Hand bekam, war das ein absolutes Highlight. Warum? Ich konnte mit ihr unter Wasser sehen! Zwar war das Hallenbad nicht gerade reich an spektakulären Objekten. Doch ich erkannte schnell das Potenzial, das in dem Teil lag. Obwohl meine Eltern mit mir und meinem Bruder überwiegend im Sommerurlaub in die Alpen fuhren, erkundeten wir von da an die vorhandenen Seen. Auch heutzutage ist der Einstieg in den Tauchsport mit der ABC-Ausrüstung am einfachsten: Maske, Schnorchel, Flossen – und schon kann es losgehen. Dafür braucht man wenig Geld, weil ABC-Ausrüstung günstig zu haben ist. Ein Kompressor ist nicht nötig. Und man ist in der Zeit nicht limitiert, denn die Luft zum Atmen geht nie zu Ende.

Esther vom Tauchcenter Freiburg: »Auf die richtige Passform kommt es an. Wer billig kauft, kauft zweimal.«

Ist es bei der beginnenden Tauchkarriere vor allem der überschaubare finanzielle Aufwand, da die Anschaffungskosten niedrig sind und man nicht gezwungen ist, weit zu reisen, um ein Gewässer mit Tauchbasis zu finden, können die Gründe im späteren Tauchleben dann ganz andere sein: Gelenkprobleme, abbauende Muskelmasse und weitere Alterserscheinungen zwingen manche Taucher, das schwere Tauchgerät lieber stehen zu lassen, um das Riff schnorchelnd zu erleben. Doch junge und ältere Wassersportler bilden dabei nur die jeweiligen Klammern derer ab, die mit Maske und Schnorchel die Ozeane entdecken.

Vor allem bei Kindertauchmasken ist die richtige Größe wichtig. Ist der Schnorchel zu groß, besteht die Gefahr der Pendel­atmung.

Die Möglichkeit, unkompliziert und spontan abzutauchen, hat den ein oder anderen Badeurlauber ans Wasser herangeführt und nach und nach in die Unterwasserwelt entführt. Von Langeweile oder der Hitze auf der klebrigen Sonnenliege getrieben, kaufen oder leihen sich viele Urlauber eine ABC-Ausrüstung, um sich im kühlen Nass abzukühlen oder sich durch etwas Bewegung den nächsten Gang am »All Inclusive«-Buffet zu verdienen. So unterschiedlich die ABC-Sportler sind, so verschieden sind auch ihre Wünsche an das Equipment. Glauben viele, dass jeder schnorcheln könnte, besteht oft der Eindruck, dass man auch mit billigstem Equipment loslegen kann. Ist man dann im Urlaub, und die online erworbene Kunststoffmaske beschlägt, ist undicht, oder die Flossen sorgen für Blasen, so beginnt der erste Schnorchelausflug schon getrübt. Worauf also kommt es an? Und was soll man kaufen, damit man nicht gleich etwas Neues braucht, wenn man Spaß am Schnorcheln findet?

Schnorchler, Skindiver oder Freediver?

Früher galt: Wer nur mit Maske, Schnorchel und Flossen abtauchte, war ein Schnorchler – Punkt. Wer lange Flossen anhat, und wem es darum geht, möglichst tief, weit oder lang zu tauchen, war Apnoe- oder Freitaucher. In den letzten Jahren hat sich der Tauchsport immer weiter gewandelt. Und so kann man schwerlich einen Schnorchler mit Vollgesichtsmaske, der nur an der Wasseroberfläche bleibt, mit einem Wassersportler vergleichen, der die Wasseroberfläche immer wieder verlässt, um zumindest kurzzeitig Teil der Unterwasserwelt zu sein. Der dabei sowohl eine Abtauchtechnik verwendet, um den positiven Auftrieb der Lunge zu überwinden, als auch in der Lage ist, einen Druckausgleich durchzuführen.

Vollgesichtsmasken erleichtern den Einstieg in den Wassersport, auch wenn man Respekt vor dem Wasser hat. In jedem Fall sollte kein Billigprodukt genutzt werden.

Einfacher schien die Einordnung bei den Apnoe- oder Freitauchern: Sie versuchten, die eigenen Limits immer weiter zu verschieben, um mit einem Atemzug möglichst weit, tief oder lang zu tauchen. Sie waren weniger an der Umgebung als an der sportlichen Herausforderung interessiert und trainierten sogar im Schwimmbad, um sich zu verbessern. Auch das Tauchequipment war umfangreicher, und vor allem lange Flossen, besondere Masken und Gewichte kamen hierbei zum Einsatz. Doch auch die Apnoe-Szene wandelt sich. Die meisten Freediver nutzen heute ihre Fähigkeiten nicht mehr, um möglichst tief zu tauchen, sondern um entspannter in der hellen und farbenfrohen Umgebung eines flachen Riffs zu verbringen.

Selbst kleine Flossen sind von Vorteil, damit Brandung, Wellen und Oberflächenströmungen entgegen­gewirkt werden kann.

Eine Möglichkeit der Kategorisierung wäre, die Bindung zur Wasseroberfläche heranzuziehen. »Schnorchler« ist, wer sich hauptsächlich an der Wasseroberfläche befindet. Freediver ist, wer das Ziel verfolgt, viel Zeit unter Wasser zu verbringen. Tauchverbände wie PADI haben den Begriff »Skindiver« eingeführt, um die Gruppe zu beschreiben, die sich genau zwischen Schnorchlern und Freedivern befindet: schnorcheln mit Ausflügen in die Unterwasserwelt.

Verbringt man die meiste Zeit an der Wasseroberfläche, ist ein Schnorchel mit »Dry Top«, der das Eindringen von Wasser verhindert, von Vorteil.

Schnorcheln – Übersicht von oben

Zu Beginn wurden die Vollgesichtsmasken unter Tauchern eher belächelt und als Ausnahmeerscheinung betrachtet. Tauchsportgeschäfte und Divecenter waren gleichermaßen über die große Nachfrage nach den Produkten überrascht. Der Vorteil dieser Masken: Auch Menschen, die dem Wasser mit großem Respekt begegnen und sich nicht wohl fühlen, wenn Wasser ans Gesicht oder in die Nase kommt, können so die Unterwasserwelt betrachten. Die großflächige Maske sorgt dabei für ein weites Sichtfeld. Ein Abtauchen ist mit diesen Masken nicht vorgesehen.

Bei Billigprodukten kam es auch schon zu Unfällen, weil sich in der Maske zu viel CO₂ angesammelt hat, was in extremen Fällen zu einem Blackout führen kann. Auch mit einer klassischen Maske und Schnorchel kann man nur an der Wasseroberfläche bleiben. Das sanfte Schaukeln der Wellen, der Blick ins Riff und die warme Sonne auf dem Rücken – wozu dann überhaupt abtauchen?

Vorsicht! Vor allem Wassersport-Neulinge unterschätzen die Gefahren im Wasser. Wir widmen dem Thema »Sicherheit« daher einen eigenen Beitrag. Nicht selten springen Neulinge euphorisch zum Schnorcheln ins Wasser und werden schon von leichten Wellen abgetrieben.

Skin Diving – Apnoe light oder fortgeschrittenes Schnorcheln

Hier dürfen sich all jene zugehörig fühlen, die die Wasseroberfläche gelegentlich verlassen, um sich unter Wasser genauer umzuschauen. Vielleicht möchte man eine Schildkröte näher betrachten, einen kleinen Tanz mit einem Delfin wagen oder mit dem Smartphone im wasserdichten Gehäuse ein paar Bilder von den hübschen roten Fahnenbarschen machen? Die Ausflüge sind zwar kürzer und flacher als bei den Freitauchern. Trotzdem braucht man dazu ein wenig Schwung, einen etwas stromlinienförmigeren Schnorchel und ein Flossenblatt mit mehr Vortrieb. Die Maske sollte dabei nicht zu groß sein, weil sie sich sonst selbst in flachem Wasser unangenehm auf das Gesicht drückt.

Restube-Bojen können entweder aufgeblasen mitgeführt oder erst im Notfall mit einem Zug ausgelöst werden.

Tief einatmen und los geht’s

Auch wenn die Tiefe nicht mehr die entscheidende Rolle spielt: Das Equipment, der Trainingszustand und die richtige Technik ermöglichen es Freitauchern, tiefer und länger zu tauchen. Da sie sich langsamer und energiesparender bewegen und im Vergleich zur sonnigen Wasseroberfläche mehr Zeit im kühleren Wasser verbringen, tauchen sie mit elastischen Neoprenanzügen, der als Kälteschutz dient.

Apnoe-Anzüge sind weicher, um mehr Bewegungsfreiheit beim Tauchen und Atmen zu gewährleisten.

Elastizität erreicht man durch weiches Neopren. Das hat den Nachteil, dass der Auftrieb an der Wasseroberfläche groß ist. Mit der richtigen Abtauchtechnik kann dieser energiesparend überwunden werden. Das Treiben an der Wasseroberfläche ist durchaus gewünscht, um bewegungslos zu entspannen, und um in der Folge mit einem möglichst niedrigen Puls hinabzutauchen.

Das Abtauchen gelingt einerseits mit der »Duckdive«-Technik. Auf der anderen Seite sind lange Flossen von Vorteil, die den starken Auftrieb einer voll eingeatmeten Apnoetaucher-Lunge sowie des Anzugs leichter überwinden lässt.

In einer Tiefe von neun bis zwölf Meter ist der Apnoetaucher aufgrund der komprimierten Lunge und des Anzugs dann neutral. Je nachdem, wie tief getaucht werden soll, kann auch der neutrale Bereich geplant werden. So könnte dieser bei einem flachen Tauchgang vielleicht schon bei sechs bis acht Metern erreicht sein, bei Tieftauchgängen dagegen erst bei 15 bis 17 Metern.

Wie tief getaucht werden soll, bestimmt darüber, wie viel Blei der Taucher am Gurt befestigt.

Mit viel Schwung wird abgetaucht, um möglichst zügig den Bereich zu erreichen, in dem der Auftrieb nachlässt. Der Schnorchel wird beim Apnoetauchen stets aus dem Mund genommen, sobald es nach unten geht, um bei Rückkehr an der Wasseroberfläche direkt einatmen zu können und nicht erst den Schnorchel ausblasen zu müssen. Ein Sicherheitstipp: An der Wasseroberfläche wird man leicht übersehen. Eine bunte Schwimmboje sorgt für mehr Aufmerksamkeit. Außerdem kann man sich bei Ermüdung daran festhalten, um sich zu erholen.

Längere Flossen bedeuten mehr Kraftaufwand, was eine gute Technik und trainierte Beine voraussetzt.

Wandeln zwischen den Welten

Ich genieße es sehr, im Hausriff der Soma Bay im warmen Wasser vor mich hinzuschaukeln und der Pracht der vielen bunten Rotmeerfische unter mir zuzuschauen. Ich sehe alles, es gibt keine Veranlassung abzutauchen. Ein fast meditativer Zustand in absoluter Tiefenentspannung. Bin ich nun Schnorchler, Skindiver oder Freediver im »Chill out«-Modus? Vor mir taucht jemand ab. Die Abtauchtechnik ist nicht perfekt, der Wassersportler klatscht mit seinen Flossen immer wieder auf die Wasseroberfläche und versucht verzweifelt, nach unten zu kommen. Ist das nun ein bemühter Skindiver oder noch ein Schnorchler? Egal.

Denn die Grenzen sind fließend. Die Kategorisierung hilft in erster Linie, um auf die unterschiedlichen Schwerpunkte beim Equipment hinzuweisen. Doch mit Sicherheit hat jeder Anteile von allen drei Gruppierungen in sich oder befindet sich auf einer der Entwicklungsstufen vom reinen Oberflächenathlet hin zu einem ABC-Taucher.

Das Equipment ist nicht alles. Das haben alle, egal, ob Schnorchler, Skin- oder Freediver, gemein. Wer sich weniger mit dem Equipment beschäftigt, kann der Natur, dem Wasser, dem Schnorchelausflug mehr Beachtung schenken. Voraussetzung ist, dass die Ausrüstung gut sitzt und einen in der Ausübung des Sports nicht behindert. Ein Mindestmaß an sportlicher Fitness und richtiger Technik gehört auch dazu. Lesen Sie daher in der folgenden Ausgabe den Teil 2 unserer Serie. Dort wird erklärt, mit welcher Technik man leichter abtaucht und wie man länger unten bleiben kann.

Manche Bojen bieten sogar die Möglichkeit, etwas darin zu verstauen.

Was lernt man in einem Apnoe-Kurs? Die Antwort gibt es hier!