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RAUCHEN & TAUCHEN – eine klare, medizinische Einordnung

RAUCHEN ist unter Tauchern jeden Geschlechts nicht nur sehr weit verbreitet. Es scheint auch klanglich gut mit Tauchen zu harmonieren. Doch das scheint nur so. Denn tatsächlich zählt das Rauchen nachweislich zu jenen Faktoren, die das Risiko, einen Tauchunfall zu erleiden, deutlich erhöhen.

Archiv TAUCHEN

TEXT: Prof. Dr. med. Claus-Martin Muth & Prof. PD Dr. med. Tim Piepho

Es ist wichtig zu wissen, was im Körper beim Inhalieren von Tabakrauch geschieht. Die natürliche Reaktion des Körpers auf den eingeatmeten Rauch ist zunächst eine Engstellung der Atemwege. Denn dieser führt zur Reizung der Atemwege und löst damit einen uralten Schutzmechanismus aus: Die Bronchien verengen sich, damit möglichst wenig dieses »Giftstoffs« eingeatmet wird.

Das allein ist schon ungünstig. Denn eine Verengung der Atemwege kann beim Tauchen dazu führen, dass bei einer Druckreduktion das sich in der Lunge ausdehnende Atemgas nicht rasch genug entweichen kann, sodass es zur Lungenüberblähung kommen kann.

Das Ganze wird noch dadurch verschlimmert, dass sowohl der heiße Rauch als auch die im Rauch enthaltenen Schwebeteilchen und chemischen Stoffe zu einer Entzündung der Schleimhaut der Atemwege führen.

Da die entzündungsauslösenden Prozesse aber immer und immer wieder einwirken, kommt es zu einer chronischen Bronchitis (auch »Raucherbronchitis« genannt). Eine solche Entzündung ist aber dadurch gekennzeichnet, dass sich die Schleimhaut in den Atemwegen verdickt – und damit die Atemwege ebenfalls einengt.

Das Inhalieren des Rauchs führt also zu einer chronischen Reizung der Atemwege und zu der bereits erwähnten Engstellung der Bronchien. Zusätzlich kommt es über das im Rauch enthaltene Nikotin zu einer vermehrten Schleimproduktion und gleichzeitig zu einer Lähmung der Flimmerhärchen der Schleimhaut, die diesen Schleim abtransportieren soll.

Zu allem Überfluss ist der produzierte Schleim auch noch besonders zäh. Dieser zähe Schleim kann nun dazu führen, dass sich einzelne Bronchialabschnitte teilweise oder sogar ganz verlegen, sodass hier der Gasaustausch erschwert ist.

Schlimmer ist es für das Tauchen aber noch, wenn der Schleim nur teilweise anhaftet und bei der Einatmung den Eintritt von Atemgas in die Lungenbläschen erlaubt, sich bei der Ausatmung aber wie ein Ventil in den Atemstrom legt und so das Entweichen der Luft aus Abschnitten der Lunge be- oder sogar verhindert. Hier droht der Lungenriss durch »Air Trapping«, also »gefangene Luft« – und das, obwohl der Taucher sonst eigentlich alles richtig macht.

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Auswirkungen

Tabakrauch enthält zudem eine Vielzahl unterschiedlichster Substanzen, von denen eine ganze Reihe nachweislich gesundheitsschädliche Wirkungen haben. Es sollen jedoch nur die Wirkungen Erwähnung finden, die unmittelbar mit dem Tauchen in Verbindung stehen.

Die durch Tabakrauch hervorgerufene Engstellung der Blutgefäße hat im täglichen Leben langfristig den Effekt, dass die Entstehung von Bluthochdruck begünstigt wird. Beim Tauchen hat diese Engstellung der Blutgefäße einen negativen Einfluss auf die Durchblutung der Körpergewebe und damit auf eine normale Stickstoffaufnahme und -abgabe, was zu Problemen bei der Dekompression führen kann.

Zu den im Tabakrauch unter anderem enthaltenen Substanzen zählt zu einem nicht unerheblichen Teil Kohlenmonoxid. Dieses Kohlenmonoxid bindet am roten Blutfarbstoff Hämoglobin, sodass ein Teil der roten Blutkörperchen nicht mehr für den Sauerstofftransport zur Verfügung stehen.

Ein erhöhter Luftverbrauch und eine geringere Leistungsfähigkeit sind die Folge. Tatsächlich findet sich in den Tauchunfallstatistiken sehr häufig als »Begleit-Erkrankung« das Wort Raucher. Vergleichende Daten haben gezeigt, dass Raucher nicht nur nachweislich häufiger einen Tauchunfall erleiden als Nichtraucher, sondern ein solcher Tauchunfall bei Rauchern häufig auch deutlich schwerer verläuft als bei Nichtrauchern. Daher gilt das Rauchen auch im Hinblick auf den Tauchunfall eindeutig als Risikofaktor!

Zusammengefasst muss also leider gelten, dass Rauchen und Tauchen sich gar nicht gut vertragen. Für alle, die dennoch nicht vom Rauchen lassen können, gilt aber zumindest die Empfehlung, dass, wenn es ohne Rauch so gar nicht geht, wenigstens erst nach dem Tauchen zur Zigarette gegriffen werden sollte. Denn dann ist wenigstens »nur« das Dekompressionsrisiko noch erhöht. Die Gefahr des »Air Trapping« hingegen besteht dann nicht in gleicher Weise.

Merkmale gesunder Bronchien:
➜ normale Schleimhaut
➜ aktives Flimmerepithel
➜ günstiger Strömungsdurchmesser
➜ gute Reinigungs- und
Befeuchtungsfunktion

So wirkt Rauchen auf die Atemwege:
➜ chronische Reizung der Atemwege
➜ Engstellung der Bronchien
➜ vermehrte Schleimproduktion
➜ Gefahr beim Tauchen: »Air Trapping«
und Lungenüberblähung