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SUBNORDICA – Archäologen erforschen versunkene Landschaften in Nord- und Ostsee

Forschungsförderung eröffnet neue Möglichkeiten in der Erforschung von Nord- und Ostsee.

Christian Howe

In einem Verbund mit drei internationalen Partnerinstitutionen ist es dem Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung (NIhK) gelungen, eine Forschungsförderung durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) zu erlangen. Das als ERC Synergy Grant geförderte Projekt SUBNORDICA wird sich mit der Erforschung der versunkenen Landschaften in Nord- und Ostsee beschäftigen. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde Archäologen zunehmend bewusst, dass es eine große Lücke in unserem Verständnis der steinzeitlichen Besiedlungsgeschichte gibt. Bei dieser Lücke handelt es sich um zirka 20 Millionen Quadratkilometer Land, die weltweit während der letzten Eiszeit zur Verfügung standen, weil der Meeresspiegel über Tausende von Jahren etwa 130 Meter niedriger lag als heute.

© Universität Bradford – Versunkene Landschaften (rot gekennzeichnet) seit dem Ende der letzten Eiszeit.

Auch die Ausdehnung von Nord- und Ostsee hat sich in den vergangenen 15.000 Jahren radikal geändert. Es gab Landschaften mit Hügeln, Seen, Flusstälern und vorgelagerten Inseln, die oberhalb des Meeresspiegels lagen und den Lebensraum von Tieren und Menschen bildeten. Diese heute auf dem Meeresgrund gelegenen Gebiete stellten zwischen dem 10. und 5. Jahrtausend attraktive Lebensräume für steinzeitliche Jäger-, Fischer- und Sammlergruppen dar. Infolge der globalen Erwärmung seit der letzten Eiszeit sind diese Landschaften überflutet worden und noch immer nahezu vollständig unerforscht. Heute sind die in ihnen erhaltenen Spuren und Besiedlungsreste bedroht, da die Meere weltweit verstärkt wirtschaftlich genutzt und im Zuge der Energiewende konsequent erschlossen werden.

Um vor diesem Hintergrund die Erschließung und Erforschung der im Meeresboden von Nord- und Ostsee konservierten steinzeitlichen Landschaftsrelikte und Siedlungsspuren zu unterstützen, hat die EU zirka 13,2 Millionen Euro für das Projekt SUBNORDICA bereitgestellt – eine Forschungskooperation zwischen dem Moesgaard Museum (DK), den Universitäten von Aarhus (DK) und Bradford (UK) und dem NIHK in Wilhelmshaven. Das Projekt wird die neuesten Technologien anwenden, um den Meeresboden zu kartieren, und zudem Künstliche Intelligenz
und Computersimulation nutzen, um Gebietezu identifizieren, in denen längst versunkene Siedlungen möglicherweise noch erhalten sind und erkundet werden können.