Text: Mark B. Hatter | Tauchen auf den Philippinen mit Aggressor Adventures
Cebu, 2. März 2025. Nach 36 Stunden ununterbrochenen Fliegens erreiche ich endlich die letzte Etappe meiner langersehnten Reise auf den Philippinen. Ich lasse mich auf das Bett in meinem Flughafenhotel in Cebu fallen – nur so lange, bis ich die Energie aufbringe, endlich die Patina des internationalen Reisens abzuduschen. Eigentlich müsste ich völlig erschöpft sein, schließlich befinde ich mich auf der anderen Seite des Globus. Meine innere Uhr steht auf dem Kopf. Aber ich bin hellwach – und das aus gutem Grund: Am nächsten Tag brechen mein Tauchbuddy Kevin und ich zu einer zehntägigen Überführungs-Safari mit der »Philippines Aggressor« (PHA) auf: von Cebu zum »Best of Visayas«-Tauchen bis hin zum Tubbataha-Riff in Palawan
Einschiffung
Am Nachmittag des Folgetags gehen wir an Bord der wunderbar ausgestatteten und geräumigen »PHA«. Nach Crew- und Gästebegrüßung, obligatorischem Bootsbriefing und dem Aufbau unserer Tauch- und Kamerarigs an den zugewiesenen Stationen auf dem Tauchdeck lasse ich bei einem kühlen Bier und pastellfarbenem Sonnenuntergang die Skyline von Cebu und die Mactan-Mandaue-Brücke auf mich wirken. In der Abenddämmerung denke ich über die fotografischen Möglichkeiten nach: Von Walhaien bis zu Nacktschnecken, von Süßlippen bis zu Anemonenfischen könnte dieser Tauch-Törn alles bieten, wenn uns das Glück hold ist. Als die Schiffsmotoren zu brummen beginnen, trifft mich endlich die Müdigkeit der Zeitverschiebung. Ich gehe in meine Kabine und falle in tiefen Schlaf.
Die Visayas
Die Visayas bezeichnen eine Gruppe mehrerer Inseln eines Archipels – und davon gibt es viele auf den Philippinen. Die vulkanischen Inseln Cebu und Bohol gehören zu den größten der »Zentral-Visayas«, zwischen denen sich viele kleinere Eilande erstrecken. Die geophysikalische Beschaffenheit der Visayas ist entscheidend für die Unterwasser-Topografie und erklärt die Vielfalt der Tauchplätze. Der Pazifik presst riesige Wassermengen durch tiefe Gräben zwischen den Inseln, die Gezeiten werden wie durch eine Venturidüse beschleunigt. Diese Strömungen und nährstoffreichen Auftriebe fördern eine der artenreichsten Biodiversitäten im gesamten Korallendreieck: steil abfallende Wände, dichte Steinkorallenwälder, Seegraswiesen und schwarze Lavasand-Muckdive-Plätze in strömungsgeschützten Bereichen. Jeder Tauchplatz, den die M/Y »Philippines Aggressor« in den Visayas ansteuert, spielt mit diesen Eigenschaften und bietet etwas völlig Eigenständiges.
Erster Wasserkontakt
Am folgenden Morgen erwache ich ausgeruht, als wir Cabilao Island erreichen. Unser erster Tauchgang am »Lighthouse« findet bei Sonnenaufgang statt. Wir springen bei 26 Grad Celsius Wassertemperatur ins Meer und lassen uns von der Strömung an einer Wand entlangtreiben, an der Drahtkorallen und bizarre Schwämme aus dem Fels wachsen. 50 Minuten später, bei nachlassender Strömung, beobachten wir Dutzende Goldene Anthias, die sich in Feuerkorallen verstecken – bis wir zum Sicherheitsstopp aufbrechen. Nach einem leckeren Frühstück mit Eiern nach Wunsch und knusprigem Bacon tauchen wir an der »Gorgonian Wall« vor Pangalo Island. Statt der erwarteten Gorgonien dominieren hier rote und rosa Carnation-Korallen sowie sonderbare Schwämme – wieder neue Fotomotive. Der große Reiz der philippinischen Biodiversität liegt in der ständigen Überraschung. Wie bei Forrest Gump: »Du weißt nie, was du kriegst.«
Bohol und Oslob
Anderntags, an der Südseite der Insel Bohol, steigert sich die Artenvielfalt nochmal. Napaling Point kombiniert alle Highlights vom Vortag und fügt neue hinzu: Wände mit Überhängen, Riesenfächerkorallen, Staghorn-Korallen voller Rifffische – einfach beeindruckend. Ein besonders cooler Tauchplatz ist Oslob im Süden von Cebu. Hier wurde der Fischfang längst durch sanften Tourismus ersetzt. Fischer füttern jeden Morgen Walhaie mit Krill. Eine Attraktion für Schnorchler und Taucher gleichermaßen. Auch die PHA unterstützt durch ihre Stopps die lokale Wirtschaft.
Vielfalt ohne Ende
An Tag drei geht das Tauchfestival weiter vor »Dakit Dakit« (Pamilacan Island) mit Pferdeaugen-Jackfish und Anemonen auf bunten Korallenbommies. »Spanish Tower« erfreut mit einer Schildkröte, und »Kalipayan Wall« mit Nacktschnecken, Muränen und winzigen Krabbentieren im Makroformat. Am vierten Tag besuchen wir zwei Nationalparks: Sumilon Island und Apo Island. Zudem machen wir zwei Muck Dives bei Negros: Geisterpfeifenfische, Tigergarnelen, riesige Salatkorallen, Seeschlangen und eine Farbenexplosion bei »Coconut Point« sind hier der Lohn.
Cagayancillo und Tubbataha
Am Abend von Tag vier beginnt die zweitägige Überfahrt nach Tubbataha mit einem Zwischenstopp bei Cagayancillo Island. Die Tauchplätze »Subway« und »Landing Strip« beeindrucken durch Sichtweiten über 30 Meter, Steilwände, riesige Fächerkorallen, Schwärme von Pyramiden-Falterfischen und Drahtgorgonien. In der Nacht überquert die 38 Meter lange und 8,5 Meter breite PHA sanft das offene Meer nach Tubbataha – einem UNESCO-Weltnaturerbe. Drei Atolle (Nord, Süd und Jessie Beazley Reef) liegen mitten in der Sulu-See. Die Riffe beginnen bei zwei Metern Tiefe und sinken auf 20 Meter ab, bevor sie über 300 Meter in die Tiefe stürzen – klassische Atollstruktur. Oben erfreuen Leder- und Steinkorallenwälder, unten Überhänge, Kavernen und dramatische Wände. Unser erster Tauchgang dort ist am »Malayan Wreck«: ein Fischkutter, der in den 1970ern auf das Nordatoll krachte. Bei Sonnenaufgang ergründen wir das Wrack in 30 Meter Tiefe und Topsicht. Süßlippen, Chirurgen- und Falterfische wimmeln drumherum.
Ohne Strömung geht es nicht
Die Strömungen in Tubbataha sind legendär – wechselhaft wie Monsunwinde. Aber genau diese Strömungen bringen Leben. Dank gut ausgebildeter Buddys und Oberflächenbojen genießen Fotografen wie wir viel Freiheit. Wir verlassen regelmäßig die Steilwände, um die Panoramaansichten der Riffdächer zu fotografieren. Das ist lohnend, da unsere Speicherkarten bereits mit Steilwandaufnahmen aus den Visayas gefüllt sind. Und wir erlangen Glückstreffer: laichende orangegefleckte Doktorfische und eine zutrauliche Gruppe von Buckelkopf-Papageienfischen.
Die Riffdächer von Tubbataha sind spektakulär – gesunde Korallenpopulationen voller Leben, von Wimpelfischen bis hin zu Schwärmen von Chromis und Anthias. Jeder Tauchplatz bietet ein neues Korallenbiotop mit einzigartiger Zusammensetzung. Meine Lieblingsplätze am Riffdach sind »Black Rock«, »Ranger Station« und »Delsan Wreck«. Doch auch die Wände bieten fotogene Ansichten. Besonders »Wall Street«: eine Steilwand mit Schwämmen, Drahtkorallen, bunten Haarsternen und einer Ansammlung von Schwarm-Wimpelfischen im perfekten Kontrast.
Höhepunkt zum Schluss
Das ultimative Highlight bildet Jessie Beazley Reef: ein dreidimensionales Labyrinth mit fantastischen Überhängen, Riesenfassschwämmen, meterlangen Drahtkorallen und Korallen wie aus »Avatar«. Am neunten Törn-Tag kehren wir mit Rückenwind nach Puerto Princesa auf der Insel Palawan zurück. Dank meines späten Rückflugs schaffe ich sogar noch zwei entspannte Muck Dives vor der Stadt. Ein sanfter Ausklang nach acht Tagen visueller Reizüberflutung. Mein Fazit? Dieser Törn von den Visayas bis Tubbataha mit der »PHA« gehört definitiv auf jede Taucher-Bucket List.
M/Y Philippines Aggressor
Die »Philippines Aggressor« und ihr Schwesterschiff »Philippines Aggressor II« (PHA) bieten zweimal pro Saison (März und Juni) zehntägige Überführungsfahrten zwischen den Visayas und Tubbataha an. Dazwischen fährt jedes PHA-Schiff wöchentliche Törns – je nach Saison in Tubbataha oder den Visayas. Die Crew ist freundlich, top ausgebildet und hochmotiviert. Die Aggressor-Flotte steht für höchste Liveaboard-Standards: geräumige Kabinen mit eigenem Bad sowie köstliche asiatische und westliche Küche. Das Motto: Tauchen. Essen. Schlafen. Wiederholen. Die PHA leben dieses Motto perfekt.
Preisbeispiel: ab 3895 US-Dollar/Woche/Person auf der »Philippines Aggressor I und II«.
Buchbar über viele deutsche Tauchreiseveranstalter oder direkt bei Aggressor Adventures.
Weitere Infos: www.aggressor.com/destination/philippines
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