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Lockendes Rabac im Norden Kroatiens

Im südlichen Istrien hat die Diving.de-Familie mit Diving Rabac Zuwachs bekommen. Imposante Steilwände, magische Grotten, bezaubernde Tunnel und das schönste Wrack der kroatischen Adria warten auf Besucher.

Timo Dersch

TEXT: Timo Dersch

Einfach »runter rollen« – geht es angenehmer? Keine lästigen Sicherheitsvorkehrungen an Flughafenterminals, keine Hölle in der engen Holzklasse im Airbus. Ganz gepflegt mit dem eigenen Auto durch die Alpen cruisen. In Österreich ein hauchdünnes Schnitzel, in Slowenien günstig tanken, und dann ist sie auch schon da, die Grenze zu Kroatien. Doch nanu? Seit dem 1.1.2023 will hier niemand mehr den Reisepass sehen. Und um die lästigen Kunas, die ehemalige Währung, muss man sich neuerdings auch keine Sorgen mehr machen.

Ja, jetzt sind die Freunde vom Balkan endgültig in der EU angekommen. Nach der Grenze kurvt man dann die Panorama-Passsträßchen Istriens hinunter. Wer das Fenster öffnet, kann sich am würzigen Duft von Feigen-, Olivenbäumen und Zypressen erfreuen. Und schon bald mischt sich auch die salzige Meeresluft hinzu. Die letzten Kurven hinunter in die Bucht von Rabac werden begleitet vom Ausblick auf die Umrisse von Cres und die vorgelagerten Schwesterinselchen am Horizont.

Angekommen in Rabac

Hier im verschlafenen kroatischen Fischerdörfchen hat jetzt das jüngste Mitglied der Diving.de-Familie sein Zuhause gefunden. »Diving Rabac« ist dabei nicht nur die jüngste Basis der deutschen Traditions-Tauchbasenkette, sie wird auch von deren »jüngsten« Familienmitgliedern geführt. Fröhlich grinsend und winkend stehen Basti und Mimi schon vor ihrem neuen Stolz und freuen sich über Neuankömmlinge.

© Google Maps, 2023

Ihr Tauchbasen-Golden Retriever Iva freut sich schwanzwedelnd mindestens genauso mit. »Na Ihr, schön, dass ers da seids.« Der Münchner Dialekt des Pärchens ist trotz der Wahlheimat Österreich und Kroatien durchaus noch zu erahnen. Einst waren beide junge Divemaster auf der vorgelagerten Insel Cres. Dann erfüllten sie sich ihren Traum mit ihrer eigenen Tauchschule.

Sie übernahmen »Diving Weissensee« in Kärnten. Der Weissensee ist europaweit berühmt für das sensationelle Eistauchen. Aber auch im Sommer ist der See im Naturpark ein echtes Juwel. Dennoch zog es sie wieder ans Meer – zurück an den taucherischen Ursprung sozusagen. So eröffneten sie gemeinsam mit Kumpel Pauli ihre zweite Basis. Und die ist nicht nur hervorragend gelegen. Auch das Gesamtkonzept kann sich sehen lassen.

Infrastruktur und Rundherum

Im Vier-Sterne-Hotelkomplex Maslinica ist man eingemietet. Die Räumlichkeiten geben genug Platz für ein ganzes Arsenal an brandneuer hochwertiger Aqualung-Ausrüstung, eine Bauer-Füllanlage, eine geräumige Waschstation sowie einen großen Außenkäfig, um die Ausrüstung zum Trocknen sicher zu verstauen.

Das Hotel selbst ist in vier verschiedene Häuser unterteilt, die aber doch alle irgendwie zusammenhängen. Eine weitläufige Campinganlage gehört auch dazu. Hier ist also für jeden etwas dabei. Wer es lieber etwas individueller hat, mietet sich eine Ferienwohnung im zehn Minuten fußläufig entfernten Ort.

Allgemein sind die Wege in Rabac kurz. Das Basis-Zodiac steht in der Bucht direkt vor der Tür. Die Ausrüstung wird per Elektro-TukTuk zum Pier gefahren, und man muss keine fünf Minuten laufen, um an Bord Platz zu nehmen. »Tauchplätze gibt es hier quasi überall«, strahlt Basti. »Wir hatten noch gar nicht genügend Zeit, viele neue Plätze zu erkunden. Bereits jetzt fahren wir 15 verschiedene Divespots an. Die vergangene Saison war die gelungene Premiere. In den kommenden Monaten werden also noch weitere neue Plätze dazukommen.«

Kopf unter Wasser

Zum Tauchauftakt gibt es gleich mal eines der Highlights. »Crna Punta« liegt 25 Minuten Bootsfahrt entfernt, die Küste hinab in Richtung Pula. An der Außenkante der kleinen Bucht, in der das Kieswerk sitzt, steht eine wunderschön bewachsene Säule. Die Schwämme leuchten hier kunterbunt um die Wette. Auf 32 Metern Tiefe steht die Säule im Sand, und man kann dort durch einen großen Torbogen tauchen.

An mehreren Stellen ist die Säule mit der Steilwand des Ufers verbunden. Das Leben in den Felsspalten dazwischen ist mehr als beeindruckend. Auch orange leuchtende Gorgonien finden sich vereinzelt. An der Außenseite der Säule tanzen die Zweibindenbrassen. Ein Schwarm Meeräschen zieht vorbei. Ein Gabeldorsch sitzt unter einem kleinen Vorsprung in der Wand und wackelt mit seiner Bartel.

Torbögen, Gänge und kleine Höhlen – das ist generell das Thema der Küstenlinie Istriens. Immer wieder gibt es spannende Hohlräume im Fels, in die die mutigen Entdecker hineintauchen können. Kleine Anemonen und Schwämme säumen die Wände. Und wer auf das kleine, molluske Kriechgetier steht, der wird besonders glücklich. Schnecken gibt es zahlreich – in allen Farben und Formen.

Farbenfrohe Flabellinas begegnen einem fast auf jedem Tauchgang. Leopardenschnecken, Sternschnecken und Goldschwammschnecken gehören ebenfalls zur Tagesordnung. Die großen Fische machen sich eher rar. Thunfisch und Co. gibt es zwar, werden aber nur selten gesichtet. Dafür kreuzen Delfine regelmäßig die Bucht. Um diese allerdings auf einem Tauchgang zu erleben, dafür braucht man dann doch eine gehörige Portion Glück.

Wrack-Highlight

Auf eine freuen sie sich alle: »Lina«, der Star der umliegenden Gewässer. Das Wrack des ehemaligen italienischen Frachters liegt vorgelagert vor der Insel Cres. Basti und Mimi fahren den Top-Tauchplatz in 20 Minuten mit dem Zodiac an. Da brauchen die umliegenden Basen schon um einiges länger. »Die Lina, die kann man öfter betauchen«, wird auf dem Boot noch gelacht. Und das zu Recht! In einer Tiefe von 27 bis 55 Meter steht sie auf einem schräg abfallenden Sandhang. Im Jahr 1914 lief das Transportschiff in einem Schneesturm auf Grund und sank.

Mystisch erscheint beim Antauchen der Bug aus dem blauen Nichts. Zu diesem Zeitpunkt wird dem Betrachter das Ausmaß des 80 Meter langen Stahlkolosses noch gar nicht bewusst. Auf 27 Metern Tiefe beginnt das Vorderdeck. Links und rechts liegen die imposanten Anker an Deck. Nicht weniger imposant sind die alten Winden mit den schweren Stahlketten dahinter. Ein großer Drachenkopf hat es sich in der Mitte der Winden bequem gemacht.

Im Durchlass für die Ankerkette im Rumpf wohnt ein dicker Conger-Aal, der vorsichtig die vorbeitauchenden Besucher beäugt. Es geht weiter das Deck hinab. An vielen Stellen ist es mittlerweile mit neongelb leuchtenden Schwämmen bewachsen. Vom Mast hängen Überreste von Schleppnetzen herab, die sich durch die vorbeifahrenden Fischerboote verfangen haben. Ein mystisches Bild! Zwischen den Metallstreben kann eine Etage tiefer unter Deck getaucht werden. Durch die Seitentüren geht es eine Stahlleiter hinab ins Unterdeck.

DIE ZEHN SCHÖNSTEN WRACKS VOR DER INSEL VIS

Allerdings nur bis 40 Meter Tiefe. Hier ist für die Sporttaucher Schluss. Und das ist auch gut so. Sonst würde man womöglich noch auf leichtsinnige Gedanken kommen und sich trotz der dahinrasenden Nullzeit doch noch die Schiffsschraube auf 55 Metern Tiefe anschauen wollen. »Das mit der Tiefengrenze macht für die »Lina« gar nichts aus. Da unten wird‘s sowieso ziemlich trüb.« Der Basischef sollte Recht behalten. Sobald man an den Kabinen- und Brückenaufbauten an Deck vorbeitaucht und sich dem Heck nähert, wird die Sicht deutlich schlechter. Hier hängt viel Sediment im Wasser.

Es ist eh Zeit umzudrehen. Auch rund um den Sicherheitsstopp unter dem Boot gibt es noch viel zu entdecken: wunderschöne, kleine Höhlen, Tunnel und Überhänge. Hier wird die Restluft noch so richtig ausgekostet. Ein Tauchplatz, wie man ihn kaum besser auf dem Zeichenbrett kreieren könnte.

Aufgetaucht

Und am Abend? Da geht es ins Dorf. Die Promenade entlang schlendern. Ein kühles Karlovacko am Hafen trinken. Oder mit dem Auto hoch in die malerische Altstadt von Labin und auf dem Rückweg istrische Köstlichkeiten von Land und Meer im Restaurant »Due Fratelli« genießen. Oder die beste Pizza bei der Pizzeria »Rumore« oder den genialsten Burger bei »Fast 66«. Je nach Lust und Laune. Und vielleicht wird es ja doch noch das ein oder andere Pivo mehr. Aber Moment, es stehen doch noch so viele Tauchplätze auf der Liste. Lieber langsam machen und morgen fit sein. »Dobro dosli« in Rabac!

REISEINFO: Rabac / Istrien / Kroatien

Anreise
Mit dem Auto von Deutschland aus über Salzburg, Ljubljana und dann Richtung Pula. Mit dem Flugzeug nach Pula oder Rijeka. Weiter von dort mit dem Mietwagen.

Unterkunft
Im Vier-Sterne-Maslinica Hotel Mimosa.

Tauchen
Bei Diving Rabac. Ein Tauchgang kostet ab 15 Euro. Kurse werden von Open Water Diver bis Divemaster angeboten. Der OWD-Kurs kostet 459 Euro. Auch Tief-/Wrack- und andere Spezial-Programme können belegt werden. Ausgebildet wird nach SSI.

Preisbeispiel
1 Woche im Vier-Sterne-Hotel mit HP und 10 Tauchgänge inklusive Luft: p.P. ab 725 Euro.
Buchung & Infos: www.diving.de

Restaurant TIPPS
Restaurant Due Fratelli – alteingesessenes Familien-Traditionslokal mit Speziali­sierung auf die istrische Küche. Absolutes Highlight: Fisch und Fleisch werden hier direkt in der Gaststube auf dem Kamin gegrillt. Ein lukullischer Traum!

Pizzeria Rumore – köstlichste italienische, besondere Pizza-Kombinationen sowie Burger und Salate mit dem wohl schönsten Ausblick in Labins Altstadt.
Imbiss Fast 66 – Dieser kleine Burger-
Laden hat es in sich! Die Burger sind groß, saftig und unfassbar lecker.

Sightseeing an Land
Natural Pools und Mini-Wasserfall: Vom Campingplatz aus führt ein kurzer Spazierweg zu den kleinen Pools mit den Mini-Wasserfällen. Die Mutigen, die der Kälte und den Aalen trotzen, können in die vom Wasser in den Stein gewaschenen Becken auch hineinspringen. Auf dem Berg oberhalb von Rabac thront das mittelalterliche, venezianisch geprägte Städtchen Labin.

Bei einem Bummel durch die bezaubernden Steingässchen der Innenstadt staunt man über die vielen hübschen Sehenswürdigkeiten und farbenfrohen Plätze, die es hier zu entdecken gibt. Dank seiner reichen Geschichte versprüht das Städtchen einen herrlichen Mix aus kroatischem und italienischem Flair.

Fantastisch sind auch die exzellenten Restaurants und die gemütlichen Cafés, die hier zum Genießen und Verweilen einladen. Neben dem Tauchen gehört Rabac auch zu Kroatiens beliebtesten Rad-und Wander-Reisezielen an der Ostküste Istriens.

Weitere Infos
www.diving-rabac.de
www.diving.de
www.maslinica-rabac.com
www.rabac-labin.com/de