TEXT: Judith Rietveld
»Habt ihr auch das Seepferdchen gesehen?«, fragt Tauchguide Rianne begeistert. Mit glücklichen Gesichtern betreten wir die Tauchschule von Bahia Diving & Apartments. Unsere Haare nass, die Flossen in der Hand. Wir haben gerade in der Lagun-Bucht wunderbar geschnorchelt. Es ist noch früh am Morgen, der Jetlag macht sich noch jeden Tag bemerkbar. Aber das ist nicht schlimm, es ist früh hell und es ist super, den Tag so zu beginnen. »Seepferdchen…?!?«, fragen wir im Chor. Mein Freund Mario und ich schauen uns gegenseitig an. Nein? Ist da eins?
Ich will doch nicht auf das Seepferdchen treten…!
»Doch, doch! Ganz am Anfang der Bucht. Du musst aufpassen, dass du nicht auf das Seepferdchen trittst, denn es ist wirklich sehr seicht. Soll ich es euch zeigen?« Das muss sie uns nicht zweimal sagen, und sie selbst scheint ganz scharf darauf zu sein, noch eine Weile schnorcheln zu gehen. Schön, dass die Leidenschaft noch da ist, auch wenn man schon seit Jahren hier arbeitet. Kaum gehen wir ins Wasser, bin ich schon vorsichtig. Was, wenn ich auf ein Seepferdchen trete? Aber wie um alles in der Welt soll ich es sehen…? Als ich tief genug bin, um mich ins Wasser zu legen, nehme ich schnell die Schnorchelposition ein. Nun, wo ist es…
Wo ist er überhaupt?
Naam schwimmt leise über den sandigen Grund. Dieser ist mit Steinen, Sand und gelegentlichem Seegrasbüschel bedeckt. Im Februar drang eine große Flutwelle in die Bucht ein, die den gesamten Grund aufgewühlt, Korallen verdrängt und auch die Korallenbäume der Tauchbasis zertrümmert hat. Der Grund ist also nicht mehr sehr interessant. Warum sollte es hier ein Seepferdchen geben? »Ich sehe es!«, höre ich Naam rufen. Wir schwimmen auf sie zu und ich schaue dorthin, wohin sie zeigt. Alles, was ich sehe, sind Felsen und Sand. Na gut. Aber wo ist es?
Schwangere Seepferdchen
Sie macht einen Hechtsprung und zeigt dann auf ein sich bewegendes Blatt. Ho, warte, das ist das Seepferdchen! Es ist noch ziemlich groß! Zehn Zentimeter! Es hat eine schwarze, lange Schnauze. Es hat seinen kleinen Schwanz um einen Stein gewickelt und lässt sich in der Dünung hin und her schaukeln. Na ja, eigentlich hin und her, denn er stößt immer wieder gegen einen Stein auf der linken Seite. Aber das scheint ihn nicht zu stören. Wie niedlich er ist! Naam ist derweil schon wieder auf Pferdejagd und ruft bald: »Noch eins! Das hier ist trächtig!« Noch eins? Ich bin wirklich überrascht. Letztes Mal waren die nicht da. Dieses hier schwimmt im offenen Wasser, na ja, schwimmt… und bewegt sich. Das ist ein wunderschöner Anblick!
Im Galopp zum Strand
Gut gemacht, schwimm ein bisschen tiefer, Seepferdchen. Oh nein! Es macht eine 180°-Drehung und schwimmt wieder Richtung Strand. Enttäuscht schaue ich ihm hinterher. Da kann man nichts machen… Inzwischen sind noch mehr Schnorchler im Wasser. Und auch die Leute sind am Chillen. Die Seepferdchen sind schon seit einem Monat da und bisher geht es ihnen gut. Ich schwimme den ganzen Weg bis zum Strand und stehe erst am Ende. Das war cool!
Tauchgang am Hausriff von Lagun Aber nicht nur die Seepferdchen machen Spaß, es gibt noch viel mehr zu sehen. Als wir zu einem weiteren Tauchgang hinuntergehen, verliere ich den Überblick über das Riff. Unglaublich. Ich zähle 1. 2. 3. Nein, 5. Kofferfische! Es gibt so viele von ihnen! Ich finde sie so schelmisch, mit ihren braunen Bäuchen und mit ihren lustigen Mäulern. Es gibt so viele von ihnen! Das gefällt mir. Riana erzählte mir, dass man auf dem zweiten Korallenblock einen kleinen Büschelbarsch finden kann. Voller Begeisterung zeigt sie mir ein Bild aus einem Buch, auf dem ein winziger schwarzer Ball mit gelb/orangen Punkten zu sehen ist. »Genau wie eine Hummel!«, sagte sie lachend. Ob ich sie finden werde… »Sie ist wirklich da!«, bejahte sie.
Niedlicher Baby-Kofferfisch
Als wir den Block erreichen, sehe ich ihn tatsächlich auf Anhieb! Wenn man weiß, wonach man suchen muss… Er ist nicht größer als eine kleine Murmel und hüpft lustig auf und ab. Ich sehe, wie sein winziger Mund ab und zu den Felsen küsst. So süß!!! Wir schwimmen weiter über die Sandbank zum Riffdach. Wir landen direkt in einem riesigen Sardinenschwarm. Wie schön sie sind! Und so viele! Sie machen Wellen und schwimmen um uns herum. Magisch.
Genießen im Restaurant
Nach den Tauchgängen genießen wir den Abend im Restaurant von Bahia Apartments & Diving, von wo aus wir einen atemberaubenden Blick auf die Lagune haben. Einheimische chillen im Wasser, und neugierige Schnorchler versuchen, einen Blick auf eine Schildkröte zu erhaschen, die zwischen den chillenden Antillen kreuzt. Ich bekomme sogar den Drang, meine Schnorchelausrüstung zu schnappen, aber diese Schildkröte ist fast jeden Tag hier – zur gleichen Zeit, und so genießen wir jetzt ein wohlverdientes Mittagessen. Später gönnen wir uns eine Pause auf unserem flachen Balkon… Alles in Gehweite. Herrlich! Das ist Urlaub!
Was darf man in Westpoint auf Curaçao nicht verpassen?
Bahia Apartments & Diving befindet sich in Westpunt. Die Natur ist hier wunderschön! In dem kleinen Supermarkt, einem lokalen ‚Chinesen‘, finden Sie alles, was Sie brauchen. In unserem Fall gekühlten Wein, Chips und Zahnpasta (letztere ist nicht für unser Picknick gedacht, aber sie geht uns langsam aus). Mit unserem gemieteten Pick-up fahren wir nach Little Knip. Wir haben bereits eine Kühlbox aus Bahia mitgebracht, die in der Wohnung stand. So praktisch! Wir parken auf dem Parkplatz und suchen uns ein schönes, schattiges Plätzchen. Wir genießen unseren Wein und unsere Chips und sehen langsam dem Sonnenuntergang zu. Es ist ein schöner Platz. Übrigens gibt es hier auch einen kleinen Imbisswagen, an dem man Burger, ‚War Fries‘ und Saft bekommen kann.
Was ist der Geheimtipp auf Curaçao? »Wenn man wirklich etwas Schönes sehen will, sollte man nach Santa Martha fahren. Dort hat man wunderschöne Aussichten und der Strand ist super schön«, rät uns Youri aus Bahia. Es sind nur zehn Minuten Fahrt, also beschließen wir, in diese Richtung zu fahren. Die Straße ist einfach, man biegt rechts ab und fährt immer geradeaus, bis man das Schild »Santa Martha« sieht. Sobald wir in die Straße einbiegen, scheint die bewohnte Welt aufzuhören. Die Asphaltstraße geht in einen Schotterweg über und wir kommen an einem wunderschönen orange-gelben Herrenhaus vorbei. Auf dem Weg nach oben (der jetzt wieder asphaltiert ist) gelangen wir zu einem herrlichen Aussichtspunkt.
Wir blicken über die Bucht von Santa Martha, die zwischen den Hügeln liegt. Sie erinnert mich ein wenig an Raja Ampat mit diesen kleinen grünen Inseln direkt im Wasser. Ein Leguan kommt, um sich umzusehen, und klettert dann gemächlich auf einen Baum, um ein Nickerchen zu machen. Wir fahren weiter zur Santa Martha Bay. Wir kommen an einigen kleinen Häusern vorbei, die als AirBnB angeboten werden. Es gibt eine große Baustelle, an der gearbeitet wird; hier wird ein neues TUI-Hotel entstehen. Früher gab es hier ein Hotel, aber es war baufällig und wurde seit Jahren nicht mehr genutzt.
Wir fahren weiter auf einer unbefestigten Straße und kommen an einen schönen, verlassenen Strand. Nun ja, verlassen. Ein paar einheimische Damen sitzen gemütlich beisammen. Eine heiße Platte ist dabei, Kühltaschen, und sie haben Spaß. Es wird Suppe ausgeschenkt und viel gelacht. Es gibt ein altes Gebäude, das früher als Bar diente. Ob sie das auch renovieren werden? Im Moment ist es ein wunderbarer Ort, finde ich. Wir beschließen, schnorcheln zu gehen, das Wasser lockt. Weiter vorne scheint es ein Flugzeugwrack zu geben, aber wir lassen es dabei bewenden.
Das Schnorcheln ist herrlich erfrischend, und als ich zwischen den Wellenbrechern hindurchschwimme, entdecke ich eine riesige Hirschgeweihkoralle. Völlig intakt. Wow, wie schön!!! Mehrere Papageienfische und ein großer Schwarm von Doktorfischen schwimmen ebenfalls vorbei. Als wir wieder aus dem Wasser sind, schnappen wir uns auch unsere Kühlbox. Leider haben wir keine Suppe, aber wir haben schönes kaltes Wasser. Das Mittagessen ist so lecker in Bahia!